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Kellmann, Thomas
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,3): Stadt Einbeck — Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.65609#0432
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stellen (9 Papenstraße, 4 Hägermauer, 17 Häger-
straße) wurden vollkommen und 18 historische
Hausstellen (Hullerser Straße) teilweise überbaut.
Der westliche Abschnitt der Papenstraße bis zur
Hägermauer dient heute als nicht öffentliche
Werksstraße auf dem Brauereigelände. Der
Standort der Brauerei geht zurück auf ein erstes
Gemeinschaftsbrauhaus auf dem Neustädter
Kirchplatz im späten 17. Jahrhundert für die Brau-
berechtigten innerhalb der Neustadt. Entschei-
dend für die Standortwahl war auch der geräumi-
ge als Braukeller nutzbare zweischiffige Keller an
einer Stelle, die zwischen 1318 und 1570 als
Standort für das Maria-Magdalenen-Kloster über-
liefert ist. Mit der 1536 vereinbarten Übertragung
der Vermögensrechte an die Stadt und im Zuge
der Auflösung der städtischen Klöster entstand
hier zuletzt 1611 über dem Keller der Neubau für
die Ratsschule. Von dem Schulhaus blieb nach
dem Brand von 1826 allein der massive Unterbau
mit dem Prunkportal zurück. Die lateinische
Inschrift im Architrav nimmt Bezug auf die einsti-
ge Nutzung und das von Roll- und Beschlagwerk
eingefasste Bildwerk mit der Darstellung der Hei-
ligen Dreifaltigkeit: „Diese Schule hat die Fürsor-
ge des Rates der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht,
damit die Jugend der Vaterstadt in treuer Gesin-
nung die Sprachen, die Frömmigkeit und die Wis-
senschaften erlernt...“ (Hülse, 1996, S. 89). Das

von einer männlichen und weiblichen Karyatide
flankierte Portal wird durch die Einbecker Stadt-
marke als oberer Abschluss als ein städtisches
Gebäude ausgewiesen. 1794 wurden die drei
Gemeinschaftsbrauhäuser in den Kirchspielen in
einem zentralen Sozietätsbrauhaus am Neustäd-
ter Kirchplatz zusammengeführt. Für den Neubau
in Fachwerk wählte man den Standort der Scheu-
ne des Pfarrhofes von St.Marien an der Papen-
straße unmittelbar westlich der Ratsschule. Nach
dem verheerenden Brandschaden 1826 wurde
das allein erhaltene massive Untergeschoss der
Ratsschule mit dem älteren Keller übergangs-
weise bis zum Bau eines neuen Sudhauses 1846
als Brauhaus genutzt. Der massive, dreigeschos-
sige Neubau durch den Göttinger Architekten
Rohn ist im Kern bis heute erhalten. Er ging ein-
her mit der Abtretung der bürgerlichen Braurech-
te an die Stadt 1844, die hier erstmalig eine städ-
tische Brauerei im Eigenbetrieb gründete. Auf den
städtischen Grundstücken an der Südseite der
Papenstraße bis zur Braugasse entstanden die
ersten Erweiterungsbauten, die sich auch nach
Umwandlung der städtischen Brauerei in eine
Aktiengesellschaft 1899 kontinuierlich fortsetzten.
Ab 1960 beschleunigte sich mit dem Abbruch des
Mönchehofes der Ausbau. Zwischen 1963 und
1981 wurden auch die Grundstücke bis zu Häger-
straße und Hägermauer mit in das Werksgelände

einbezogen. Erst jetzt verlor die Papenstraße ihre
öffentliche Funktion. Seit den achtziger Jahren des
20. Jahrhunderts ist der Gebäudebestand der
Brauerei einer ständigen Modernisierung und Ver-
dichtung unterzogen. Allein das Sudhaus wurde
baulich viermal erneuert (1846, 1890, 1952 und
1975).
Pastorenstraße
Kirchspiel/Lage: zur Straße aufgeweitete ehema-
lige Gasse in Verlängerung „Auf dem Steinwege“
nach Süden bis zur Tiedexer Straße, nördlicher
Teil im Münsterkirchspiel, südlich des ehemaligen
Dreckgrabens im Marktkirchspiel
Stadtplan Hallensen (1750): „der Stein Weg“
Stadtplan Habermaltz (1814): „Pastoren Straße“
Hausnummernplan (1843): „Der Steinweg vel
(oder) Pastoren Straße“
Hausnummernplan (1873): „Pastorenstr.“
Adressbuch (1899/1900): „Pastorenstraße“
Wie kaum eine zweite Straße innerhalb der Stadt-
mauern war die Pastorenstraße einem radikalen
Wandel unterworfen. Aufgrund der pittoresken
und engen Bebauung mit dem Marktkirchturm im
Hintergrund handelte es sich bis 1969 um den am


Brauereiquartier mit stark überbauter Papenstraße westlich des Neustädter Kirchplatzes von Südwesten, Rampfel, 10.04.2015

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