Lageplan mit dem Garnisonsfriedhof und dem niedergelegten Hornwerk, genutzt als Kommandanten-Garten, vor dem BenserTor im Jahr 1853, aus: NLA Han
Hann.Nr48b, Bl.293
Der hochwertige Bestand an klassizistischen und
historistischen Grabmalen findet sich über die
gesamte Anlage verteilt. Die ältesten Grabstellen
befinden sich unweit vom Hauptportal. Der größ-
te Anteil der Grabsteine ist nach Ablauf der Lie-
gefrist entfernt worden, sodass sich heute nur
noch 24 Grabmale auf dem Gelände befinden.
Dieses sind in der Hauptsache Erbbegräbnisse
alteingesessener Familien oder Würdenträger der
Stadt Einbeck, so Familie Boden (1818-1950),
darunter Emil Boden, genannt Wilhelm Bendow
(1884-1950), Schauspieler und Kabarettist; Amts-
assesor O.W.J. Bunsen (1808-1844); Haupt-
mann C.F.W. Freiherr von Walthausen (1775-
1813), der auf Sizilien von Briganten ermordet
wurde; Commerzienrat C. Rabbethge (1842-
1890); Familie Oppermann (1858-1932); Arzt Dr.
G.F.G. Spangenberg (1791-1850); Familie Raven
(1894-1942); Majorswitwe A.J. Bösewiel (1782-
1847); Landrentmeisterwitwe S.L.C. Wiesen
(1745-1823); Commerzienrat C. Herting (1803-
1879) sowie der „Kaufmann und Eisen Factor“ FL.
Kaiser (1778-1835). Ein Teil dieser Grabmonu-
mente trägt bis heute eine Signatur des Herstel-
lers, so die Grabsäulen der Eheleute Kaiser (von
1825 und 1835) von C. Koppler (dessen eigenes
Grabmal auf dem Münsterfriedhof erhalten ist)
sowie die Grabmäler von Walthausen (1813),
Spangenberg (1835) und Wiesen (1823) von Ph.
Wallbaum. Sowohl Koppler als auch Wallbaum
waren Einbecker Maurer und Steinmetze, die nicht
nur Grabmale für den örtlichen Bedarf herstellten.
Der Friedhof entwickelte sich im späten 18. Jahr-
hundert vom anonymen Gottesacker zur reprä-
sentativen Stätte der bürgerlichen Gesellschaft.
Ein Ausdruck für diesen Wandel sind die vielfälti-
gen, aufwendig gestalteten und individualistischen
Grabmale der bürgerlichen Oberschicht. Das Bür-
gertum entwickelte ein Standesbewusstsein, wel-
ches sich auch in der Bestattungskultur wieder-
finden lässt. Damit das Andenken möglichst lan-
ge gewahrt wurde, wurden die Grabstellen für län-
gere Liegefristen ausgelöst. Auch heute ist noch
auf einigen Grabmalen die Belegungsfrist der
Grabstelle zu finden; so auf dem Grabmal von
Walthausen „GÜLTIG BIS 1956“, auf dem Grab-
mal Wiesen „120 Jahre“ und auf den Grabsäulen
der Eheleute Kaiser „auf ewig gültig“.
Für den Pflegezustand der Grabmäler gilt dassel-
be wie für jene des Münsterfriedhofs. Vielfach sind
Inschriften und Reliefs bis zur Unleserlichkeit ver-
wittert. Der weiche Sandstein, aus dem die älte-
ren Grabmäler hergestellt sind, leidet unter der
erhöhten Feuchtigkeit, bedingt durch den Baum-
bestand sowie den Bewuchs an Efeu und Moo-
sen. Im Zuge der vertiefenden Erfassung der Bau-
denkmale in der Stadt Einbeck erfolgte 1991 und
zuletzt 2006 eine umfassende Foto- und Inschrif-
tendokumentation der erhaltenen Grabmale je-
weils in Verbindung mit einem Lageplan.
Der Garnisons-Friedhof (1580-1908)
(ehemaliger Johannis-Friedhof)
Im Jahre 1580 hatte Barthold Hundertmarck sei-
nen am 3. August verstorbenen Sohn Johannes
auf dem neuen Friedhof beerdigt. Da es sich um
die erste Beisetzung handelte, erhielt der Friedhof
den Namen Johannis-Friedhof. Die Neustädter
Kirchengemeinde, der Herzog Wolfgang von
Braunschweig-Grubenhagen das Grundstück vor
dem BenserTor 1579 überließ, legte den Friedhof
an, da der Gertruden-Friedhof beinahe gänzlich
belegt war. Letzner schreibt, dass zu dem Fried-
hof eine zierliche und schöne Kapelle gehörte, von
der allerdings nichts mehr erhalten ist. Das Grund-
stück wurde 1579 vom Landesherrn nach einem
Inventar von 1743 nur unter der Bedingung gestif-
tet, dass Soldaten und Spielleuten ein freier
Begräbnisplatz gewährt werden müsse. Über die-
ses Recht wurde seit 1733 zwischen der Garni-
son und den Kirchengemeinden heftig gestritten.
Auf einer Karte der Befestigung der Stadt Einbeck
aus der Mitte des 17. Jahrhunderts ist der Fried-
hof südlich des Benser Tores zwischen zwei Tor-
bastionen dargestellt. Die annähernd quadrati-
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