Der w ohla ng eschenen Bür
ländern unortcgraviehrlich ausgesprochen wird. Lehmann, der
sich immer gleich firchtct, schrie gleich: Wo denn, wo denn?
aber da sah ich auch schon, daß die große Hitze aus den Fa-
mühlichenkochofcn in Lehmann seinen übriggeblicbenen Frack-
schoß Feier gefangen hat, und dieser in Helle Flammen stand.
Jetzt merkte Lehmann auch, daß cs ihn warm auf den Buckel
wrirde, aber er wüste sich nicht zu helfen, weil er immer die
beiden Bände Diactionär unter den Aermcn trug. Nun hättet
Ihr aber sollen die englischen Feuerlöscher sehn, liebe Anver-
wandten u. s. w., die in einer Seckunte Lehmann anbumpten,
1 als wenn er ein vierstöckisches Haus wäre. DaS half auch,
' denn in kurzer Zeit war Lehmann zwar naß, aber doch ausge-
löscht und war auch bei diesem Schadenfeier außer Lehmanns
letzten Frackschos kein Verlust an Menschenleben zu beklagen.
Nun nahmen sie aber Lehmann her und hielten ihn nur eine
cintzige Minute über jenen Kochofen worauf er gans'trocken
war; hätten sie ihn noch eine Minute hingchalten, so hätte
man können das schönste Schöbsbisfstöckchen von ihn schneiden,
so he ß war es dort.
Lehmanns Frack sah nach dem Brande grade aus wie ein
Marköhrjackc und ich moste darüber sehr lachen, worüber er
sich aber sehr ärcherte, aber wir gingen trotzdem an eines von
d e Biiffettcrs unv langten gans kahniebalisch dort zu. Was
aber recht schade ist, das ist das, daß man an die Büfettcrs in
den Jndedusterieausstellungsgcbcive gar keine geistlichen Getrenke
nicht kriegt, sondern alles blos solche, wovon der Mensch nicht
betrunken werden kann, was freilich auch wieder sehr weiße ist,
denn wenn sich hier einmal das gansc Bublikum Einen andu-
seln thäte und finge dann an die ganse Jndedustrie zu demo-
bilircn, so müste dies ein schöner Schkandaal werden. Aber
merkwirdigeS Zeig bekommt man hier zu essen und zu trinken.
Zum Beispiel trinken die Leite sehr viel OillMrbesr, das Heist
auf deutsch so viel als wie zahmer Schambancher, weil es un-
geheier knallt, wenn man cs aufstobselt, aber trotzdem keinen
Geist nicht hat, denn es wird aus Wasser, Fester, Zucker, Essig,
Ocl und ähnlichen Gewirzen gemacht und dann kommt etwas
Sauerkohlgas darunter, wie mir ein deutscher Abodecker sagte,
der auch welches trinken that. Auch Schiffszwiback giebt cs
dazu, der ist aber so hart, daß sich Einer kann alle Zehne aus-
beisen, che er etwas Herunterbeist.
ger Lehmann und Graf rc. 147
Auf der Bank neben mir saß ein sehr dicker Mann mit
ejner höchstens scltsamenen Tracht, wie überhaupt in der Aus-
stellung Böller aus allen Himmclsstreichen zu sehn waren.
Dieser Dicke aber hatte einen gelbseidnen Nock an, Bumphosen j
und eine Art Truchter auf den Kobfe, der aber gans kahl war
und nur einen langen Zobf hinten hinunter hängen lies. Da-
bei trug er einen lang Schnurbart und kleine Augen, sah aber
sehr frcindlich aus, und lachte immer über Lehmann seinen abge-
brannten Frack. Ich fragte Lehmann, ob er nicht wüste, was !
das wohl vor ein sonderbarer Landsmann sei» könnte und
Lehmann sagte, daß er den Zobfe nach wohl ein ruschischer
StatSbeamter wäre, aber das ist lächerlich denn wegen den
Zobfe könnte er ebenso gut auch ein deutscher Stalsbeamter i
sein. Aber da ich doch gern wissen wollte, woher erswäre, so
stics ich ihm freindlich mit den Ellbogen in die Seite und sagte
dann: „Ach entschuldigen Sie, mein gutes Herrchen, Sie sind
wohl gar nicht einmal aus London, hören Sie?" —Daraus
sah er mich erst groß an, dann aber sagte er so etwas wie:
„Aumsumbodumvviäidum." — „Ah so," sagte ich, „das habe
ich mir gleich gedacht;" obgleich ich ihm gar nicht verstanden
hatte, aber ich wollte mir keine Blöste nicht geben. Aber ein
Mann der neben den Dickensaß, sagte darauf zu mir: „Sie
werden gütigst verzeihen, aber der Herr erlaubt sich aus China
zu sein." „Oh ich bitte rechtsehr," sagte ich darauf, „gar nicht
im geringsten keine Ursache nicht."'") Nun wüste ich auf ein-
mal, daß dieser Fremde gar nicht von Hier, sondern ein Chi-
näser war und sein Bekleiter war ein Tollmetschler, das ist
nämlich eine sehr wichtige Erfindung und zwar ein Mensch,
der ein Duzend Sprachen kann, und die Leite gegenseitig über-
setzt. (Ungefähr so ein Mensch war früher der verstorbene
*) Ich bitte Euch, liebe Anverwandten u. s. w., diese Stelle mei-
nen Jungen alle Tage vorzulesen, damit er auch lernt, wie man sich in
fremden Gesellschaften betragen thut.
I»»
ländern unortcgraviehrlich ausgesprochen wird. Lehmann, der
sich immer gleich firchtct, schrie gleich: Wo denn, wo denn?
aber da sah ich auch schon, daß die große Hitze aus den Fa-
mühlichenkochofcn in Lehmann seinen übriggeblicbenen Frack-
schoß Feier gefangen hat, und dieser in Helle Flammen stand.
Jetzt merkte Lehmann auch, daß cs ihn warm auf den Buckel
wrirde, aber er wüste sich nicht zu helfen, weil er immer die
beiden Bände Diactionär unter den Aermcn trug. Nun hättet
Ihr aber sollen die englischen Feuerlöscher sehn, liebe Anver-
wandten u. s. w., die in einer Seckunte Lehmann anbumpten,
1 als wenn er ein vierstöckisches Haus wäre. DaS half auch,
' denn in kurzer Zeit war Lehmann zwar naß, aber doch ausge-
löscht und war auch bei diesem Schadenfeier außer Lehmanns
letzten Frackschos kein Verlust an Menschenleben zu beklagen.
Nun nahmen sie aber Lehmann her und hielten ihn nur eine
cintzige Minute über jenen Kochofen worauf er gans'trocken
war; hätten sie ihn noch eine Minute hingchalten, so hätte
man können das schönste Schöbsbisfstöckchen von ihn schneiden,
so he ß war es dort.
Lehmanns Frack sah nach dem Brande grade aus wie ein
Marköhrjackc und ich moste darüber sehr lachen, worüber er
sich aber sehr ärcherte, aber wir gingen trotzdem an eines von
d e Biiffettcrs unv langten gans kahniebalisch dort zu. Was
aber recht schade ist, das ist das, daß man an die Büfettcrs in
den Jndedusterieausstellungsgcbcive gar keine geistlichen Getrenke
nicht kriegt, sondern alles blos solche, wovon der Mensch nicht
betrunken werden kann, was freilich auch wieder sehr weiße ist,
denn wenn sich hier einmal das gansc Bublikum Einen andu-
seln thäte und finge dann an die ganse Jndedustrie zu demo-
bilircn, so müste dies ein schöner Schkandaal werden. Aber
merkwirdigeS Zeig bekommt man hier zu essen und zu trinken.
Zum Beispiel trinken die Leite sehr viel OillMrbesr, das Heist
auf deutsch so viel als wie zahmer Schambancher, weil es un-
geheier knallt, wenn man cs aufstobselt, aber trotzdem keinen
Geist nicht hat, denn es wird aus Wasser, Fester, Zucker, Essig,
Ocl und ähnlichen Gewirzen gemacht und dann kommt etwas
Sauerkohlgas darunter, wie mir ein deutscher Abodecker sagte,
der auch welches trinken that. Auch Schiffszwiback giebt cs
dazu, der ist aber so hart, daß sich Einer kann alle Zehne aus-
beisen, che er etwas Herunterbeist.
ger Lehmann und Graf rc. 147
Auf der Bank neben mir saß ein sehr dicker Mann mit
ejner höchstens scltsamenen Tracht, wie überhaupt in der Aus-
stellung Böller aus allen Himmclsstreichen zu sehn waren.
Dieser Dicke aber hatte einen gelbseidnen Nock an, Bumphosen j
und eine Art Truchter auf den Kobfe, der aber gans kahl war
und nur einen langen Zobf hinten hinunter hängen lies. Da-
bei trug er einen lang Schnurbart und kleine Augen, sah aber
sehr frcindlich aus, und lachte immer über Lehmann seinen abge-
brannten Frack. Ich fragte Lehmann, ob er nicht wüste, was !
das wohl vor ein sonderbarer Landsmann sei» könnte und
Lehmann sagte, daß er den Zobfe nach wohl ein ruschischer
StatSbeamter wäre, aber das ist lächerlich denn wegen den
Zobfe könnte er ebenso gut auch ein deutscher Stalsbeamter i
sein. Aber da ich doch gern wissen wollte, woher erswäre, so
stics ich ihm freindlich mit den Ellbogen in die Seite und sagte
dann: „Ach entschuldigen Sie, mein gutes Herrchen, Sie sind
wohl gar nicht einmal aus London, hören Sie?" —Daraus
sah er mich erst groß an, dann aber sagte er so etwas wie:
„Aumsumbodumvviäidum." — „Ah so," sagte ich, „das habe
ich mir gleich gedacht;" obgleich ich ihm gar nicht verstanden
hatte, aber ich wollte mir keine Blöste nicht geben. Aber ein
Mann der neben den Dickensaß, sagte darauf zu mir: „Sie
werden gütigst verzeihen, aber der Herr erlaubt sich aus China
zu sein." „Oh ich bitte rechtsehr," sagte ich darauf, „gar nicht
im geringsten keine Ursache nicht."'") Nun wüste ich auf ein-
mal, daß dieser Fremde gar nicht von Hier, sondern ein Chi-
näser war und sein Bekleiter war ein Tollmetschler, das ist
nämlich eine sehr wichtige Erfindung und zwar ein Mensch,
der ein Duzend Sprachen kann, und die Leite gegenseitig über-
setzt. (Ungefähr so ein Mensch war früher der verstorbene
*) Ich bitte Euch, liebe Anverwandten u. s. w., diese Stelle mei-
nen Jungen alle Tage vorzulesen, damit er auch lernt, wie man sich in
fremden Gesellschaften betragen thut.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der wohlangesehene Bürger Lehmann und Graf aus Berne bei Dresden, Reise nach London"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 13.1851, Nr. 307, S. 147
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg