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148 Der wohlange sehen en Bürger rc.

: Pechsiedler Schmegcr in Pirna, denn der konnte auch siebe 1
Sprachen wie prcuschisch, beirisch, wienerisch, berlinerisch,
sächsisch, frankfurtammeinisch und mehre andre mehr.) Ich
crsuhr nun auch, daß dieser Chinäser alleine wegen die Aus-
stellung mehre tausend Maulen weit hergercißt wäre und wir
wurden gans vertraut mit einander, weil uns der Tollmetsch-
lcr übersetzte. Anch eine Brise Schnubftoback habe ich den
Chinäser gegeben, aber er wußte erst nicht was er damit sollte
anfangcn, bis ich cs ihn durch Bandeminen Vormächte, worauf
er so sehre an zu niesen sing, daß er fast hingcstirzt wäre und
sich nur noch an seinen eichenen Zobfe sesthaltcn muste.

Wir wollten uns nun endlich auf den Nachhauseweg machen,
denn eö wurde schon späte, aber nun denkt Euch meinen
Schreck, wie ich will an meiner dreigcheisigcn Uhr nach die
Zeit sehn, ist mir diese gestohlen worben, durch schlechte Spitz-
bubenS. Ich dachte aber: Nein, ärchcrn thust Du Dich nicht,
denn was sollte sonst der Chinäser von Dir denken; will also
bezahlen was wir gegessen und getrunken haben, aber vH weh
— da hatten sie mir auch noch mein Bohrdemoneh mitgenom-
men. Unglücklicher Weise hatte Lehmann kein Geld nicht mit,
und so traten mir jetzt vor Angst die SchweiStrobfcn auf die
Stirne und wie ich diese abwischcn will, so merke ich, daß sie
mir auch mein Schnubftuch gestohlen hatten. Nun sing ich
aber an zu fluchen, daß Lehmann ordentlich zitterte, weil alles
zum Teifel war, lieben Anverwandten u. s. w. Der Chinäser
mochte wohl meine Verlegenheit bemerken und trat auf einmal
auf mich hinzu, holte aus seinen Bumphoscn eine große
Schnüre, woran lauter Goldsticke angereiht waren, gab mir
eins davon, sagte dann so etwas wie Konfobum und steckte die
Uebrigen wieder ein.

Nun war uns aus einmal geholfen, ich bezahlte mit mei-
nen chinäsischcn Doppelluithor, den sie nach den Gewichte an-
. nahmen, und fing nun noch einmal auf die meichelmerderischen
Taschendiebe an zu schimbfen, schrie laut, ob dieses auch Jnde-
dustrie sein sollte, so daß sie mich zuletzt bald noch hinausgc-
schmisscn hätten, aber wir gingen von alleine.

Ich wollte den Chinäser einen Wecksel auf mich schreiben,
aber er sagte, daß mein öhrlichcs Gesicht schon Hiebodek ge-
nug wäre; darauf lud er uns auf Mittwochs Abends zu einen
Thee ein, was wir gerne annahmen und dann mit die größte
Herzlichkeit auseinandergingcn.

Ehe wir nach Hause kamen, hatten sie auch Lehmann seine
silberne Uhr gestohlen und hiermit beendigte sich dieser schöne
Tag in meinen Leben, der mir bis nach meinen Tode noch
soll erinnerlich sein.

Aber jetzt lebt wohl denn es ist schon sehr späte; ich habe
den gansen Tag an diesen Brief geschrieben; ihr bekommt
aber noch einen von

Euren

lieben Anverwandten u. s. w.

Christops, Göttlich Krberccht Gras

aus Pirna bei Dresden in Sachsen.

Ein altes Bauernmittel gegen das Kreuzweh.

Wirth. „Dös bald'st öfters probirst, dös Treten, da werft
schg'n, da spürst vom Kreuzweh nimmer viel, dös is a altes
Mittel."

Nächstenliebe.

Wirthin. „Was! I glaub' gar der derstickt, Jesus
Maria! und hat sein Fleisch no net zahlt!!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein altes Bauernmittel gegen das Kreuzweh" "Nächstenliebe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gastwirt
Behandlung
Erstickungsunfall
Gast <Motiv>
Habsucht
Rückenschmerz
Gastwirtin
Hausmittel
Karikatur
Bauer <Motiv>
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 13.1851, Nr. 307, S. 148

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