Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
171

Der Friedenshänptling.

daß ihm das Helle Fett zu den Poren heransschwitzte, — Gott! j
wie viel Hopfen und Malz ging da wohl verloren? — saßen
die kupfrigcn Würdenträger Ochip o w ay's in tiefen Gedanken
' um die Bratfeuer herum und machten sich in ihrer Unschuld !
ganz eigene Skrupel darüber, woher cs wohl kommen möge,
daß ein Jndividuuni aus dem Stamme der Bleichgesichter, eine ,
gar so schöne kupfrige Nase, überhaupt eine so schöne Kupfer-
farbc, und zwar nur im Gesichte haben könne, sogar viel
schöner, glänzender und solider, als sich deren irgend eine Roth- j
haut erfreuen durste, so daß selbst die bleichende Hand des Todes
ihrem Glanze nichts anhaben konnte. — Diese und andere
Fragen mochten vielleicht die Gemüther beschäftigen, währcnv
sich aber im Aeußeren nur jene ungeheure Sehnsucht nach
j Materie aussprach, die wir mit einem Worte Hunger nennen,
und welchen Zustand Jeder kennt, der schon einmal einem
ästhetischen Thcc ausgesctzt war. „Mich hungert", sagten die
! weit vorstehenden Backenknochen und die eingefallnen Wangen,
welche von dem Luftdrucke gegen den leeren Raum des Magens
: hincingcdrückt sein mochten; „mich hungert!" schrieen die keck-
vorspringenden Stumpfnasen, die ihre Form von der Sehnsucht
nach den Braten, denen sic entgegen schnupperten, erhalten zu
! haben schienen, und au denen Ringe baumelten, in welchen sich
I bequem ein Kanarienvogel hätte schaukeln können.

Endlich deutete ein beifälliges Murmeln an, daß die Stunde !

, der Erlösung geschlagen — Qwaqwakuh kakuh trat aus
seinem Wigwäm, in der einen Hand ein mächtiges Calumet*)
von seltener Form tragend, an der anderen sein hoffnungsvolles
Söhnlein Kixibizi führend. Ihm folgte Dienerschaft, die i
auf langen Brettern in seltsamen Schalen das Titelgetränke
des Abends, den Thcc, nachtrugcn — dampfendes frisches Blu
daS in gar anmuthig mit allerhand Malereien verzierten Hirn-
! schädeln aufgcfangen war.

Nach der ersten üblichen Begrüßung nahm Qwaqwakuh-
kakuh ans einem Baumstrunke Platz, zündete das Calumet
mittelst einer Kohle an, that einige Züge daraus und bot cs
herum. Nachdem Jeder der Anwesenden stillschweigend gleich-
falls einige Züge daraus gethan und es wieder an den Häupt-
ling zurückgelaugt war, griff männiglich nach blechenen Tabaks-
büchsen und stopfte die Pfeifen, worauf sich alsbald im Kreise
herum eiu aromatischer Qualm entwickelte. Diesem ersten
Akte der Honneurs, die der Herr des Hauses machte, folgte !
i das Kredenzen eines mit Silber eingefaßten Trinkgefäßcs von
ungewöhnlichem Umfange. Dies war ebenfalls eine menschliche
Hirnschaale, und soll dieselbe weiland einem deutschen Profesior
angehört haben, der in der aufopfernden Absicht gekommen
war, den Wilden Vorlesungen über das Ungesunde und Un- ;
sittliche ihrer leichten Bekleidungswcisc zu halten und ihnen
j namentlich die Hosen zu empfehlen, da schon Hippokrates, der
ja auch ein Wilder und ein Heide war, gesagt hatte: „Füße
l warm, Kopf kalt." Er hatte ihnen an sich selbst gezeigt, daß
er, um sich vor Schnupfen und Husten zu schützen, sogar noch
Unterhosen trage. Diese „Enthüllungen" hatten aber ein der-
*) Friedenspfeife.

r~r

mäßiges Erstaunen unter den Söhnen der Wälver erregt, und
eine solche Wißbegierde, daß sic dem guten Professor auch
noch nachgerade das Fell abzogen, um zu sehen, was darunter
stecke. Sie sollen jedoch weiter Nichts mehr gefunden haben,
als Knochen, an denen selbst ein Wilder kein Wohlgefallen hat.
Auch suchten die dummenRothhäute vergeblich jene wohlschmeckende
und lcichtverdauliche Substanz, die man Hirn nennt, sie fanden
nur ein ungenießbares dürres Gemenge, in dem sie in ihrer
Einfalt Stroh und Schnupftabak zu entdecken glaubten.

Nachdem dieses Trinkgefäß gleichfalls die Runde passirt
hatte und bis auf die Nagelprobe geleert war, wurde jedem der
männlichen Gäste ein eigenes Trinkgcfäß zugestcllt; die Damen
und die liebenswürdige Jugend halten bis daher das Zusehen.

Sie sollten aber
alsbald in den
Kreis der han-
delnden Perso-

nen gezogen
werden, indem
Qwaqwakuh-
kakuh den Be-
fehl zum Zerle-
gen der Speisen
gab, was von
Seiten der Er-
wachsenen ein
beifälliges
Wackeln mit den
Köpfen hervor-
rief, während
von der Jugend
vorGaudium ein
wahresSchlacht-
geheul ausgc-
stoßen wurde.

(Fortsetzung folgt.)

22*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Friedenshäuptling"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinhardt, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Rauchen <Motiv>
Belehrung
Verkleidung <Motiv>
Kannibalismus <Motiv>
Begegnung <Motiv>
Hochschullehrer <Motiv>
Tabakspfeife <Motiv>
Körperschmuck
Indigenes Volk <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Amerika

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 13.1851, Nr. 310, S. 171
 
Annotationen