190
St. Peters Weltgang.
versammelt, die ihin andächtig zuhörten. Er gerieth in heiligen
Eifer, die Worte flößen begeistert von seinem Munde, — da
trat der Polizeidiener wieder auf ihn zu, verbot ihm das
Weiterreden, und führte ihn zum Herrn Polizeicommissär.
Dieser war schon etwas barscher geworden und eröffnete St.
Petern, daß Volksversammlungen unter freien Himmel der
polizeilichen Genehmigung bedürften und da er eine solche Ver-
sammlung gehalten, ohne die Genehmigung nachgesucht und
erhalten zu haben, so werde er zu 24 Stunden Gefängniß
verurtheilt. St. Peter schwieg in Demuth vor der göttlichen
Obrigkeit und da er das Gefängniß von früher her gewohnt
war, so kam es ihm ans 24 Stunden Brummen eben nicht
an. Nachdem er seine Strafe abgesessen und sich Kenntniß von
den Gesetzen verschafft hatte, schrieb er eine Versammlung in
einem großen Saale aus und zeigte das schriftlich der Polizei-
behörde an. Die Versammlung war zahlreich besucht und St.
* Peter predigte wunderschön. Schon glaubte er an den besten
Erfolg seiner Worte, allein das parlamentarisch gebildete Volk
wollte ihn nicht allein reden lassen, und während er sich einmal
schneuzte nahm ein Anderer das Wort und fragte „den geehrten
! Vorredner," wie er über die Lage der arbeitenden Classen denke.
Es entspann sich eine Debatte und St. Peter, dem in früheren
Zeiten die Gütergemeinschaft sehr annehmbar geschienen hatte,
ließ unverhohlen erzfreisinnige Grundsätze blicken. Da trat
wiederum der unvermeidliche Polizeidiener auf, und schloß im Na-
men des Gesetzes die Versammlung und forderte die Anwe-
senden auf, auseinanderzugehen. St. Peter und die Uebrigen
gehorchten der von Gott eingesetzten Obrigkeit.
Der Apostel hatte nun bei seinem zweimaligen Predigen
bemerkt, daß vor achtzehnhundert Jahren die Leute ihm mit
weit mehr Ehrfurcht zugehört hatten, als jetzt, in deni soge-
nannten kritischen Jahrhundert. Er meinte daher, es sei für
ihn nothwendig, sich mehr Ansehen, mehr Autorität zu ver-
schaffen und zu diesem Zwecke griff er uach seinem alten, !
St. Peters Weltgang.
versammelt, die ihin andächtig zuhörten. Er gerieth in heiligen
Eifer, die Worte flößen begeistert von seinem Munde, — da
trat der Polizeidiener wieder auf ihn zu, verbot ihm das
Weiterreden, und führte ihn zum Herrn Polizeicommissär.
Dieser war schon etwas barscher geworden und eröffnete St.
Petern, daß Volksversammlungen unter freien Himmel der
polizeilichen Genehmigung bedürften und da er eine solche Ver-
sammlung gehalten, ohne die Genehmigung nachgesucht und
erhalten zu haben, so werde er zu 24 Stunden Gefängniß
verurtheilt. St. Peter schwieg in Demuth vor der göttlichen
Obrigkeit und da er das Gefängniß von früher her gewohnt
war, so kam es ihm ans 24 Stunden Brummen eben nicht
an. Nachdem er seine Strafe abgesessen und sich Kenntniß von
den Gesetzen verschafft hatte, schrieb er eine Versammlung in
einem großen Saale aus und zeigte das schriftlich der Polizei-
behörde an. Die Versammlung war zahlreich besucht und St.
* Peter predigte wunderschön. Schon glaubte er an den besten
Erfolg seiner Worte, allein das parlamentarisch gebildete Volk
wollte ihn nicht allein reden lassen, und während er sich einmal
schneuzte nahm ein Anderer das Wort und fragte „den geehrten
! Vorredner," wie er über die Lage der arbeitenden Classen denke.
Es entspann sich eine Debatte und St. Peter, dem in früheren
Zeiten die Gütergemeinschaft sehr annehmbar geschienen hatte,
ließ unverhohlen erzfreisinnige Grundsätze blicken. Da trat
wiederum der unvermeidliche Polizeidiener auf, und schloß im Na-
men des Gesetzes die Versammlung und forderte die Anwe-
senden auf, auseinanderzugehen. St. Peter und die Uebrigen
gehorchten der von Gott eingesetzten Obrigkeit.
Der Apostel hatte nun bei seinem zweimaligen Predigen
bemerkt, daß vor achtzehnhundert Jahren die Leute ihm mit
weit mehr Ehrfurcht zugehört hatten, als jetzt, in deni soge-
nannten kritischen Jahrhundert. Er meinte daher, es sei für
ihn nothwendig, sich mehr Ansehen, mehr Autorität zu ver-
schaffen und zu diesem Zwecke griff er uach seinem alten, !
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"St. Peters Weltgang"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)