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Eine Diebsgeschichte.

Eine verwittwete und bejahrte Commerzienräthin bewohnt
ein isolirt stehendes Haus in einer der Vorstädte von L. Ver-
gangenen Sommer machte dieselbe in Begleitung ihrer Familie
eine Badereise, und um sich vor etwaigen Diebesgelüsten sicher
zu stellen, die bei der einsamen Lage des Hauses, das nun jetzt
von allen Bewohnern verlassen, zu fürchten waren, brachte
fie ihre sämmtlichen Kostbarkeiten, Bilder, Wäsche n. st w. bei
ihren Verwandten für die Dauer ihrer Abwesenheit unter.
Was die Frau Commerzienräthin in ihrer ahnungsvollen
Seele vorausgesehen hatte, geschah. Sie war seit einigen Ta-
gen verreist, als ein Paar Bursche, entschiedene Feinde der be-
stehenden Eigenthums-Verhältniffe, von der Sache Wind bekom- !
men hatten, und die Gelegenheit für günstig hielten, ihre ^
Grundsätze zur praktischen Ausführung gelangen zu lassen. Sie ^
schmiedeten sofort ein schönes Projekt, dahin zielend, der Frau ^
Commerzienräthin das Abstauben der hinterlaffenen Effekten bei!
ihrer Zurückkunft zu ersparen.
Zur Ausführung ihres frepelhaften Entschlusses wählten
sie eine jener Nächte, welche ertra geschaffen zu sein scheinen,
um das Diebshandwerk zu begünstigen.
Der Himmel war dicht mit drohenden, > von einem wü- j
thenden Sturme gepeitschten Wolken bedeckt und von ferne hörte .
! man den Donner rollen. Vier handfeste Kerle, mit.allerhand j
I Diebswerkzeug ausgerüstet, überstiegen gegen Mitternacht den
^ Gartenzaun, schlichen vorsichtig spähend nach dem Hause, hoben
geräuschlos die geschlossenen Jalousien aus und verschwanden
l dann im Innern. ' Mit Hilfe einer mitgebrachten Laterne ma-
z chm sie Licht an, und lassen die gierigen Augen nach Beute
^ durch die Zimmer schweifen. Aber wie groß ist ihr Erstaunen,
i als fie alle Schränke geöffnet und ihres Inhaltes entleert sin-
! den. Eine Fluch von Flüchen und schrecklichen Drohungen ge-
^ gen die abwesenden Urheber ihrer fehlgeschlagenen Hoffnungen
! waren die Folge dieser Entdeckung. Obgleich von der Frucht-
i losigkeit weiterer Nachforschungen überzeugt und schon zum Rück-
I zuge entschlossen, durchsuchen sie noch einmal die ganze Wohn-
ung. Da, in einer bis jetzt nicht beachteten entlegenen Kam-
! mer, gewahren sie einen massiven Schrank von ehrwürdigem
Aussehen und in der Voraussetzung, daß der Inhalt desselben
sie für die gehabten Bemühungen entschädigen werde, begannen
sie, das feste Schloß aufzubrechen. Hastig öffneten sie die
Thüren und bei dem fahlen Scheine, den die Laterne warf,
bemerkten sie ein bestaubtes und durchlöchertes Transparent, auf
welchen ihnen ein einladendes „Willkommen" entgegen lächelte.
Diese neue Täuschung war zu entsetzlich, die Gefühle der
guten Bursche geriethen in einen unbeschreiblichen Aufruhr, sie
waren sprachlos vor Wuth. Jeder Zug der verzerrten Gesich-
ter drückte nur ein Verlangen aus, das der Rache. Nach einem
Augenblick dumpfer Ruhe nahm endlich einer das Wort, that
einen grimmigen Fluch und sagte:
„Nee, aber dies Mal sin mer doch beese geleimt worden!
Dafir müssen mer der Alten e Schur spielen."
„Na, versteht sich, aber was? Die Bude anbrennen?"
„Nee, versteh'st De, das is zu gefährlich, aber.wart', ich !

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weeß, was mer machen! Ich dächt', mir bemalten und be-
schmierten Alles mit diesem verdeifelten „Willkommen".
„Da hast De och Recht!" war der einstimmige Zuruf.
Da es im Augenblicke an den nöthigen Materialien hiezu
fehlte, so wurde die nächste Nacht dazu benützt. Jeder erschien
mit Pinsel und großen Töpfen, die bis an den Rand mit Wa-
genschmiere, Tinte, schwarzem Lack u. s. w. gefüllt waren, und
begab sich sodann behaglich ack die Arbeit. Decken, Wände,

Fußböden, Fcnsterbrettchen, Thüren und Meubel waren binnen
kurzer Zeit mit den wunderlichsten Zeichen und Buchstaben be-
malt, nur dann und wann trat in seiner ganzen Majestät ein
fettes „Willkommen" hervor.
Als sie diese sonderbare Frcscomalerei beendet hatten, brach-
ten sic das Transparent in die Hausflur und befestigten ein
Papier mit folgenden Zeilen daran:
„Mir sein noch sil heeflicher, 10,000 Willkomm fir 1."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine Diebsgeschichte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
Signatur

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Möbel <Motiv>
Beschriftung
Einbrecher
Begrüßung
Karikatur
Wohnung
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 24.1856, Nr. 561, S. 71
 
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