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166 Wie die Schrappen« de« Förster geprellt hat.
Hessische Geschichte.


Schräppels Balzer, der Holzhauer Rottenmcister, war nicht
allein mit der Art gut bekannt, wie der Forstwart längst aus-
gewittert hatte, er stellte sehr solide Hasenschlingen im Busch-
holz, wo jener neugierige Forstwart den gefangenen Lampe
mehrmals kläglich schreien gehört haben wollte.
Seiner Seits war Schräppels Balzer noch allen den ihm
(wegen dieses so hart verpönten Nebenerwerbes) gestellten Fal-
len zu gescheidt entgangen, und deßhalb war der junge Forst-
wart täglich mehr daraus versessen, den Schräppel mal auf der
That zu erwischen.
Der Hegeförster, dem dienstbeflissen der Denunziant immer
in den Ohren lag, wegen jener Wilddiebereien, kommt dann
endlich dazu, den Schräppel mal in die Klemme zu führen, der
Hacken dazu war gefunden.
Armer Schräppel! hätten das die Hasen draußen gewußt,
oder gemerkt, so hätte wohl mancher die Purzelbäume vorräthig
gemacht vor Freude! — Wir müssen es gestehen, Schräppel
hatte eine wahre Leidenschaft nach Hasenbraten, und sich den-
selben zu verschaffen ohne Schießeisen war eben seine Kunst.
„Hier, Frau Schräppel", sagte eines Morgens der För-
ster, bei ihr eintretend, wie das mehr geschah, „da ist ein
Hast, eben geschossen, mach' sie mir den doch ordentlich zurecht,
hübsch mundrecht, damit, wann ich heut' Abend vom Holz num-
meriren komme, daß ich dem Magen was bieten kann; nachher
geht's wieder in' Forst. — Verstanden, Schräppeln?"
„Ja, ja, Herr Färschter, seind's ußer Sorge, hä soll enne
schond andoften!"
Jnstruiren wegen der Zubereitung mochte der Förster
nicht, denn darin lag eben sein Kniff. Verstand die Schrüp-

peln, wie er Grund zu glauben hatte, ihre Sache ohne An-
leitung, nun, so mußte wohl in ihres Balzers Zähnen auch
mancher Hase zerronnen sein, eine Logik, auf die der Hegeför-
ster stolz sein wollte. „Dünn," meinte er, „müsse man dem
Balzer Knöpfe setzen, und daß von Rechtswegen!"
Nicht wenig erfroren und hungrig kam desselben Abends
der Förster und sein Adjunktus an und freuen sich über den
so appetitlich aufgeputzten Tisch. Elfterer macht mit viel sa-
gendem Blick seine Bemerkung dem Adjunkt, „wir werden
sehen!" und in Erwartung des Hasen-Ragouts oder Bratens
knaupelten beide ihre Schnitte Brod und pfiffen (tranken) ab-
wechselnd Einen dazu.
„Seind's auch wellkomm'n alle Beide!" grüßt die
Schräppeln und fragt, ob sie anrichten solle, oder ob sich der
Herr Förschter noch en Weng'k verschnuben wolle?"
„Na, Gott bewahr', bringt den Kerl nur her, ich Hab'
Hunger, daß's pufft!" sagt der Förster, und der Adjunktus
gibt pantomimisch seine Bemerkung, was besagen wollte: „Sie
werden sehen, die Schräppeln ist geleimt, wie 'n Fink!"
„Soo, mine Herren!" und damit stellt die Schräppeln
die dampfende Schüssel auf den Tisch und Kartoffeln dazu und
blickt den Hasen so liebreich an, daß ihr Zusatz, „wann de
Herrn räächte Honger habben, so könnten 's sich wacker treffen",
die Beiden wohl verlegen machte.
Der Förster guckt mehr als mißtrauisch die Schüssel und
der Forstwart seinen Vorgesetzten etwas ungewöhnlich an. „Ja,
Mordschweerchacken! was hat sie denn da angerichtet? Schräp-
pelin! — is das der Hase? oder — 'n Zigeunerfraß?" —
— Nun fährt er mit der Gabel in die Schtzssel und langt
den abgezogenen Lampe heraus, der eine drollige Figur bildete.
Statt eines Ragout oder Bratens fanden die Forstleute den
Hasen ungetheilt in Roggenbrei abgekocht und oben auf mit
Heidelbeeren verziert!"
Die Schräppeln stand da, zupfte verlegen an ihrer Schürze
und meint schließlich: „Jo, was Han ich machen können? ich
dacht me wohl gliche, daß mein' schläächte Küche önk net gut
g'nunk were — — un gut gekocht is he!" — —
Der Förster stand auf, herzlich lachend über die feine
Schüssel, die sein Adjunktus eben nicht so lächerlich fand, denn
der Magen bellte bei ihm stark!
„Schräppeln? habt ihr denn nie einen Hasen gebraten?"
„Gebroten? Herr Förschter, — nee!!"
Abends später:
Der Förster. „Daniel," sagt der Förster aufm Heim-
weg, „Balzer's Hasen möcht' ich nicht verdauen, s o gekocht —
wär' dem schon lange 's Fangen vergangen! — Also halte
mir künftig mit Deinem Schräppel Ruh'!"
Der Schräppel. „Siehste, Frau! sagt' ich's net? —
Die Kunden strecken mal die Fühlhörner off die Art raus?
gut, daß Du's wuß't," sagte der heimkehrende Holzhauer zu
seiner Frau. „Schmeiß' das Hasending da 'naus in Koben!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Wie die Schräppelin den Förster geprellt hat"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Förster
Speise <Motiv>
Staunen <Motiv>
Zubereitung
Hase <Motiv>
Köchin <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 24.1856, Nr. 573, S. 166
 
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