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Rum bi di wu m bidiwum, oder die Pfarrbesetzung in Merseburg.
ihn nicht oder komme blindlings gerade auf ihn zugeflogen,
macht daher einige Schritte seitwärts und fliegt in demselben
; Augenblicke mit unferm Traugott, der diese ganz unerwartete
Seitenbewegung nicht in den Kreis seiner Berechnungen gezogen,
krachend zusammen und Pardauz!' liegen Beide auf dem Eise
und rutschen bei der Gewalt des Stoßes wohl noch 15 bis
20 Schritte weit aus demjenigen Theile des Körpers, an wel-
chem die Natur Schlittenkufen für diesen Fall anzubringen
vergessen hat, auf der spiegelglatten Eisfläche fort. Alsbald
ertönt aber aus dem Haufen verworrenes Geschrei: „Mein
Gott! Seine Durchlaucht! Seine Durchlaucht!" und Alle eilten
! zu Hilfe. Seine Durchlaucht, denn der zu Boden Gerissene
war Niemand anders als der Herzog Moritz Wilhelm, hatte
j aber schon selbst die zweckdienlichsten Maßregeln für diesen un-
j vorhergesehenen Fall ergriffen. Mit dem spanischen Rohre, das
Ein leichtes Mittel, wie ein Staat seine Stenern einfach und sicher eintreiben könnte.
Er läßt das ganze Gebiet umzäuneu und nur einige Thore offen; alle halbe Jahre nun, oder in welchen Raten
er sonst die Steuern zu haben wünscht, wird die Bevölkerung durch einfache Mittel aus demselben herausgebracht, und
nur mit Eintrittskarten die Rückkehr in dasselbe erlaubt. Liebe zum heimathlichen Herde würde das Ihrige thun, die
vaterländischen Fluren vor Entvölkerung zu wahren und dabei würde das Reisen den wohlthätigsten Einfluß auf die
! geistige Entwickelung der Bevölkerung zeigen.
Seine Durchlaucht in der Hand führte, bearbeiteten Hochdreselben
den Rücken unsers Traugott mit den Worten : „Warte, infamer
Racker von Jungen!" und mit solchem Erfolge, daß dieser
nichts Eiligeres zu thun hatte, als aufzuspringen und rasch
wie ein Gedanke durch die verblüffte Menge in den entferntesten
Winkel des Teiches zu fliehen, dort seine Schlittschuhe mit er-
klärlicher Schnelligkeit abzuschuallen und heimwärts zu trollen
Denn der Ausruf: „Seine Durchlaucht!" hatte ihn veranlaßt,
dem mit ihm Dahinrutschenden in's Antlitz zu sehen, und die
rothe gewaltige Nase des Gefallenen hatte ihm keinen Zweifel
gelassen, daß er keinen Geringern, als seinen Landesvater zu
Boden gerissen; denn eine gleich rothe Nase gab's im ganzen
Lande nicht.
(Fortsetzung folgt.)
Rum bi di wu m bidiwum, oder die Pfarrbesetzung in Merseburg.
ihn nicht oder komme blindlings gerade auf ihn zugeflogen,
macht daher einige Schritte seitwärts und fliegt in demselben
; Augenblicke mit unferm Traugott, der diese ganz unerwartete
Seitenbewegung nicht in den Kreis seiner Berechnungen gezogen,
krachend zusammen und Pardauz!' liegen Beide auf dem Eise
und rutschen bei der Gewalt des Stoßes wohl noch 15 bis
20 Schritte weit aus demjenigen Theile des Körpers, an wel-
chem die Natur Schlittenkufen für diesen Fall anzubringen
vergessen hat, auf der spiegelglatten Eisfläche fort. Alsbald
ertönt aber aus dem Haufen verworrenes Geschrei: „Mein
Gott! Seine Durchlaucht! Seine Durchlaucht!" und Alle eilten
! zu Hilfe. Seine Durchlaucht, denn der zu Boden Gerissene
war Niemand anders als der Herzog Moritz Wilhelm, hatte
j aber schon selbst die zweckdienlichsten Maßregeln für diesen un-
j vorhergesehenen Fall ergriffen. Mit dem spanischen Rohre, das
Ein leichtes Mittel, wie ein Staat seine Stenern einfach und sicher eintreiben könnte.
Er läßt das ganze Gebiet umzäuneu und nur einige Thore offen; alle halbe Jahre nun, oder in welchen Raten
er sonst die Steuern zu haben wünscht, wird die Bevölkerung durch einfache Mittel aus demselben herausgebracht, und
nur mit Eintrittskarten die Rückkehr in dasselbe erlaubt. Liebe zum heimathlichen Herde würde das Ihrige thun, die
vaterländischen Fluren vor Entvölkerung zu wahren und dabei würde das Reisen den wohlthätigsten Einfluß auf die
! geistige Entwickelung der Bevölkerung zeigen.
Seine Durchlaucht in der Hand führte, bearbeiteten Hochdreselben
den Rücken unsers Traugott mit den Worten : „Warte, infamer
Racker von Jungen!" und mit solchem Erfolge, daß dieser
nichts Eiligeres zu thun hatte, als aufzuspringen und rasch
wie ein Gedanke durch die verblüffte Menge in den entferntesten
Winkel des Teiches zu fliehen, dort seine Schlittschuhe mit er-
klärlicher Schnelligkeit abzuschuallen und heimwärts zu trollen
Denn der Ausruf: „Seine Durchlaucht!" hatte ihn veranlaßt,
dem mit ihm Dahinrutschenden in's Antlitz zu sehen, und die
rothe gewaltige Nase des Gefallenen hatte ihm keinen Zweifel
gelassen, daß er keinen Geringern, als seinen Landesvater zu
Boden gerissen; denn eine gleich rothe Nase gab's im ganzen
Lande nicht.
(Fortsetzung folgt.)
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein leichtes Mittel, wie ein Staat seine Steuern einfach und sicher eintreiben könnte."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Steuereintreibung
Eintritt
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 25.1856, Nr. 577, S. 4
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg