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Herrn Graf's Rheinreisetagebuch.

tragen. Aber wir fihlten, daß wir selbst schon lange mcht
mehr die Herren von uns selbst waren und freiten uns wie
es endlich fortgehen sollte, wobei sie uns aber von wegen
unsere wankelmithige Unbckanntschast mit die Bonner «strav-n
mußten unter die Arme greisen. Nun ging fort Mr
an den Owelisken, wo es erst sollte noch ein Bischen Holzeree
geben, wie sie sagten, und auch uns wollten sie als jfteni c

damit bekannt machen. ,

An den Owelisken gab es nun einen firchterUchen
Schkandal mit die Herren Nachtwächter, wobce cs gehörige
Brigel gab, von denen wir auch unser« Authcil bekamen,
ohne einen Grund davon angeben zu können. Endlich zogen
sich die Herren Stndiosibus zurück und ließen llu- n
Geiseln in die Nachtwächtcrgewalt, welche uns trotz a e

Verweigrung aus die Bolizei brachten.

Oh Weh! Ehe wir noch aus unser hartes Lager uu.gc
schlafen hatten, kam auch schon die Untersuchung mit a-
Urthcil, wonach wir gegen zehn Thaler Nachtrn )cgcs or
habungsstrase endlich in die Freiheit gesetzt wurden. u cm
Leignen war gar nicht zu denken, denn die Löcher von reu
Herrn Landesvatcr in unsre Hüte waren als Hanbtzeugen
gegen uns in das Brodikoll ausgenommen geworden.

Von den Katzenjammer, der unser gedemüthigtes ^unerc
durchbohrte, will ich gar nicht reden, weil dieses aus - n-
ständigkcitsricksichtcn nicht hierher gehört.

Nachdem Kohle noch erst die Landesvaterlöcher m m)n
Hüte nvthdirftiger Weise mit ein Bischen schwarzes eng N
Flaster zngcklebt hatte, so verließen wir in einer sehr trüb-
seligen Verstimmung die Stadt Bonn und winschten dcc
Herren Studiosibus alle als Abschied zum Deisel.

Da uns nun die sriher gemachten Erfahrungen m
nicht besonders anziehen konnten, so brc )cu 1
ständig herum, und beschlossen, ans dieselbe Werse den alten
Vater Rhein wieder hinauf zu fahren, um eann
Heiken auf seinen beiderseitlichen Ufern no 1
rückwärts genießen zu können. . ...r.er

So eine Fahrt auf den Rheindambfs nN
Landschaft und delikate Beköstigung noch mclc g ^
Eichenschaften in Verhältniß gegen eine SceM, ^

alle Augenblicke in Lebensgefahrlcchkcct ichucv, ^ -

auf den Rhein sich Einer nicht so leicht kann emc

brnch zuziehen. Auch von die Herren ®c®rci® . _ nu

sicher, weil es keine gibt, etwa die groben Ge a r

die Landungsblätze ausgenommen, welche sich für e>

chcn kleine Mihc lassen wie die Firsten bezahlen uu

sehr unhcflich werden, wenn sich Einer weigern tm •

Der Rhein wird am Meisten von die Herren ^»g
bewohnt, an welche man sich freilich erst nach un ua 1
wöhnen kann, weil sie eine große Schattenseite aui °IC T*

' liche Landschaften werfen. Aber auch die junge *)c a
besuchen gewöhnlich den Rhein, um hier die sogenannten
derwochen der Glückseligkeit zu seiern, welche aber der -vw
schon ans ist, noch ehe sic angefangen hat. Man rnuct e.

auch viele einzelne geschiedene Eheleite auf den Rheindambf-
schiffen, welche sich nach der glücklich ausgestandeuen Ehe

eine Erholung vergönnen wollen.

Aber eine sonderbare Naturerscheinung kann man an den

Rhein sowohl an sich als an Andere machen, nämlich, daß
ein längerer Aufenthalt hier an Jeden, der sich mit Brifung
der vatcrländlichen Naturereignisse beschäftigt, sehr bald eine
rothe Nase hervorbringt, welches sowohl bei mir, als auch
lvic bei Kohle bekräftigt wurde. Für die an den Rhein stosscn-
den Einwohner ist hingegen dieses keine Schande nicht, sondern
blos eine Vermehrung von männliche Schönheit. Wenn man
daher einmal wissen will, wohin daß man sich wenden soll,
wenn Einer in irgend einer Stadt ein gutes Glas Wein trinken
will, so wendet man sich mit Vertrauen an einen Mann mit
einer recht rothcn Nase, ivelcher allemal in dieser Hinsicht
die beste Auskunft geben kann. Als First thäte ich auch blos zu
meinen Räthen und Ministern nur Leite mit gans rothen
Nasen auswählen, kvcil diese allemal am meisten Sinn für
geistigen Werth haben, welches man recht deitlich an vielen Bür-
germeistern und Ortsvorständen am Rheine erkennen kann.

Nachdem wir nun Ivieder bis Mainz gekommen lvaren,
so wendeten >vir uns als Abstecher auf das andere Ufer, um
auch das Bad Wiesbaden einmal ein Bischen in Augenschein
zu nehmen, iveil dort so sehr viele Menschen sollten auf
lange Zeit ordentlich von alles Neble geheilt Iverden und
zumal sollte cs sich gegen jede Metallbeschwcrlichkeit als sehr
vorthcilhaft beweisen, welches wir leider auch sehr balde an
uns selbst bemerken konnten.

Wiesbaden will auch schon zu römerischen Zeiten ge-
griudet worden sein und sagt man, daß cs der alte Heidcn-
könig Farao erbaut hat, tvelcher ein sehr großer Fremd von
einem Gesellschaftsspielchen gewesen sein soll und diese schöne
Mode auch zuerst in dieser Gegend eingefihrt hat, wodurch
er noch jetzt als ein Segen für die Regierung betrachtet
wird und man ihm nächstens ein Moniment errichten tvill.

Wenn man erst aus dem Weinlande kommt oder so zu
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Herrn Graf's Rheinreisetagebuch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Flussufer
Dampfschifffahrt
Liebespaar <Motiv>
Burg <Motiv>
Lektüre <Motiv>
Karikatur
Landschaft <Motiv>
Reisender <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Rhein <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 34.1861, Nr. 832, S. 187
 
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