124
Unbesiegbares Hinderniß.
Mütterlicher Rath.
Ich stand vor Ihr, versunken
In liebesseligem Weh',
Mein Auge taucht' in das Ihre
Wie in den tiefsten See;
So blieben wir lange beisammen
Und trennten uns schweigend dann,
Es war — ich weiß es wie heute —
Auf blumigem Wicsenplan.
Wie gern sank ich Ihr zu Füßen
Und hätte geworben um Sie —
Doch hatt' ich ein weißes Beinkleid —
Da scheut' ich die grünen Knie'.
Ein Mägdlein stand am Fenster,
Blickt' zu den Sternen empor;
Sie funkeln wie goldene Punkte,
Gestickt in blauen Flor;
Sie fühlt sich so verlassen,
Allein in der öden Welt,
Ihr Busen wogt von unendlicher
Liebessehnsucht geschwellt.
Da klopft auf die Schulter die Mutter
Ihr: „Sei nicht so gänsedumm!
Von dort fällt kein Mann herunter,
Schau Dich hier um Einen um." c
(Sine Partie nach dem Brocken.
Aus dem Tagcbuchc des Touristen Co »staut in Tretmeier.
Aufbruch von Harzburg, Morgens vier Uhr. Dichter
kalter Nebel. Hie und da wird die Spitze einer Tanne
sichtbar. Wir singen: „Wer hat Dich Du schöner Wald."
Der Führer verspricht einen guten Tag.
Erste Stunde: Wir steigen steil aufwärts. Links
neben uns das wilde Eckerthal, von welchem wir wegen des
Nebels nichts sehen; rechts eine Bergwand mit prächtigen
Buchen bestanden, von denen dann und wann eine Wurzel
sichtbar wird. Ankunft auf dem Molkenhause. Der Führer
prophezeit einen hellen Tag. Wir singen:
„Durch Wälder und Höhen schießt goldener Strahl."
Zweite Stunde: Aufbruch vom Molkcnhause. —
Aussicht in's Thal und über die Wiesen. Beides im Nebel
unsichtbar. Die Monotonie der Landschaft wird jetzt dadurch
unterbrochen, daß sich auf dem grauen Nebelgrunde weißliche
Flecken, auf dem weißlichen graue Flecken bilden. Der Effect
ist überraschend. — Ankunft an der „vier Herrn-Brücke."
Wer hier den rechten Platz hcrausfindet, kann zu gleicher Zeit
zwei Königreiche, ein Hcrzogthum und eine Grafschaft besitzen.
Preußen, Hannover, Braunschweig und Wernigerode. Der
Nebel macht eö unmöglich, die Grenzsteine zu sehen. Wir
singen: „Was ist des Deutschen Vaterland?"
Der Führer verkündigt, daß sich das Wetter aufklären wird.
Unbesiegbares Hinderniß.
Mütterlicher Rath.
Ich stand vor Ihr, versunken
In liebesseligem Weh',
Mein Auge taucht' in das Ihre
Wie in den tiefsten See;
So blieben wir lange beisammen
Und trennten uns schweigend dann,
Es war — ich weiß es wie heute —
Auf blumigem Wicsenplan.
Wie gern sank ich Ihr zu Füßen
Und hätte geworben um Sie —
Doch hatt' ich ein weißes Beinkleid —
Da scheut' ich die grünen Knie'.
Ein Mägdlein stand am Fenster,
Blickt' zu den Sternen empor;
Sie funkeln wie goldene Punkte,
Gestickt in blauen Flor;
Sie fühlt sich so verlassen,
Allein in der öden Welt,
Ihr Busen wogt von unendlicher
Liebessehnsucht geschwellt.
Da klopft auf die Schulter die Mutter
Ihr: „Sei nicht so gänsedumm!
Von dort fällt kein Mann herunter,
Schau Dich hier um Einen um." c
(Sine Partie nach dem Brocken.
Aus dem Tagcbuchc des Touristen Co »staut in Tretmeier.
Aufbruch von Harzburg, Morgens vier Uhr. Dichter
kalter Nebel. Hie und da wird die Spitze einer Tanne
sichtbar. Wir singen: „Wer hat Dich Du schöner Wald."
Der Führer verspricht einen guten Tag.
Erste Stunde: Wir steigen steil aufwärts. Links
neben uns das wilde Eckerthal, von welchem wir wegen des
Nebels nichts sehen; rechts eine Bergwand mit prächtigen
Buchen bestanden, von denen dann und wann eine Wurzel
sichtbar wird. Ankunft auf dem Molkenhause. Der Führer
prophezeit einen hellen Tag. Wir singen:
„Durch Wälder und Höhen schießt goldener Strahl."
Zweite Stunde: Aufbruch vom Molkcnhause. —
Aussicht in's Thal und über die Wiesen. Beides im Nebel
unsichtbar. Die Monotonie der Landschaft wird jetzt dadurch
unterbrochen, daß sich auf dem grauen Nebelgrunde weißliche
Flecken, auf dem weißlichen graue Flecken bilden. Der Effect
ist überraschend. — Ankunft an der „vier Herrn-Brücke."
Wer hier den rechten Platz hcrausfindet, kann zu gleicher Zeit
zwei Königreiche, ein Hcrzogthum und eine Grafschaft besitzen.
Preußen, Hannover, Braunschweig und Wernigerode. Der
Nebel macht eö unmöglich, die Grenzsteine zu sehen. Wir
singen: „Was ist des Deutschen Vaterland?"
Der Führer verkündigt, daß sich das Wetter aufklären wird.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Unbesiegbares Hinderniß" "Mütterlicher Rath" "Eine Partie nach dem Brocken"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 39.1863, Nr. 954, S. 124
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg