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Gegründeter Verdacht.

Sie trug sich mit dem gräßlichen Verdachte, daß August
Mordgedanken hege.

Und doch waren August und Rosilde erst acht Tage
verheirathet.

Warum aber auch hatte sie einen Medicnö geheirathet!
Sie, der immer eine Stimme, welche sie als die ihres Schutz-
geisteö betrachten mußte, die Namen der Doktoren zuflüsterte,
die als Giftmörder geendet.

„Rosilde," hatte am Tage nach der Trauung ihre
Mutter gesprochen, „Du weißt, wir können ihn nicht mehr
behalten, ich binde Dir Peter auf die Seele; vergiß nie,
daß er älter und älter wird, also der Nachsicht bedarf."

„Auch eine Mitgift!" hatte da fast giftig August
j bemerkt, und ein diabolischer Zug umspielte seinen Mund,

; der bisher nur immer so liebevoll gelächelt. So hatte
! er selbst das Mißtrauen seiner jungen Gattin gegen sich
heraufbeschworen, und seine herzlose Aeußerung: „für den
; alten Peter wäre der Tod eine Wohlthat," war natürlich
| nur geeignet, in diesem Mißtrauen zu bestärken. Der alte
' Peter wurde von dem jungen Doktor hart angefahren, wenn
er einmal in das Zimmer kam, in welchem die Patienten
empfangen wurden, und mußte mit dem Dienstmädchen essen,
weil August behauptete, daß ihm in seiner Gegenwart der
Appetit vergehe.

Das war ein schlimmer Anfang; und Rosilde hatte bis
zu jenem Tage nach der Trauung noch immer von einer
! glücklichen Ehe geträumt. Das zuweilen finster grübelnde
j Gesicht August's, die schwarzen Fläschchen nüt den Todten-
köpfen in seinem Studirzimmer, die Erinnerung an Castainy,
Palmer, de la Pommerais und Andere — kurz Rosilde
konnte vor Sorgen nicht schlafen.

„Peter leidet an äz'serusiu lipomatosa; die Sektion
wird in Herz und Herzbeutel bedeutende Fettablagerung
, finden." Solche fischherzige Aeußerungen wechselten mitzärt-
j lichen Zusprachen, wie:

„Liebes Rosildchcn! warum nur diese Bekümmerniß,
welche die rosig behauchte Epidermis Deines Gesichts bleichen
wird?"

„Ei, ich kann lächeln und lächelnd morden!" las bei
solchen Worten Rosilde auf dem Gesichte ihres Gatten. Doch
sie schwieg, ob auch sie in diesem Schweigen doppelt litt.
Nachts erhob sie sich von ihrem Lager und belauschte die
Träume Augusts. Nur Vormittags, während August Kranken-
besuche machte, wagte sie zu schlafen. Und welche Träume
machten auch dann ihr weiches Herz in harten Schlägen
erzittern!

Eines Tages lag sie noch fest im Schlafe, als August
nach Hause zurückkehrte.

„Bist Du unwohl, Herzchen?" j

»Wie sollte ich es nicht sein, da ich Nachts nicht
schlafen kann aus Furcht, daß Du Peter...."

„Gut, daß der Ehestörer seine überflüssige Rolle aus-
gespielt hat!"

Rosilde stürzte aus dem Zimmer.

Gegründeter Verdacht. 15

„Du hast ihn umgebracht!" hauchte die junge Frau,
wiederkehrend und sich in einen Stuhl fallen lassend.

„Nur es ihm erleichtert!" gab der Doktor kalt zurück.

„Du hast kein Herz!"

„Ich kann Dir durch die Section beweisen, daß zum
Längerlcben sein Herz zu fett war."

Rosilde beruhigte sich endlich, und lebte hinfort glück-
licher; ja entdeckte sich nicht einmal ihrer Mutter als Mit-
wisserin des Verbrechens am alten Kater Peter, der sich des
Lebens über ein Decennium zu erfreuen gehabt, und von
dem die Schwiegermutter August's noch ein Decennium später
erzählte, als von einem Beispiel, daß Gram über Getrennt-
sein von einer alten Herrin selbst Katern das Herz brechen kann.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Gegründeter Verdacht"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Teller
Verzweiflung <Motiv>
Kater
Ehefrau <Motiv>
Gefäß <Motiv>
Karikatur
Vergiftung
Ehemann <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 43.1865, Nr. 1044, S. 15

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