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XLIII fib.

Ratten a ls Eh est if tc r.

Der Schnellzug der bayerisch-sächsischen Bahn dampfte
von Lichtenfels nach Hof ab. Um die deutsche Einigkeit an-
znbahnen, sahen die beiden einzigen Passagiere in einem
Eonpä ziveiter Ckasse, der eine zum rechten, der andere zum
linken Wagensenster hinaus, vielleicht um den Nebel zu be-
wundern, der in Franken jedoch gerade so langweilig ist,
wie in London. Es dauerte geraume Zeit, bis die beiden
Wagcninsassen dies begriffen und das Antlitz zurückzogen.
Das eine ein edles, aristokratisches, verrieth Abgespanntheit,
ja man kann sagen Lebensüberdruß, trotzdem kaum achtuud-
zwanzig Jahre darüber hinweggegangen sein mochten. Schnurr-
bart und Haltung verriethen den Militär. Kurz die ganze
Erscheinung war die lebendige Unbehaglichkeit. Nicht so der

Andere. Bei einer kräftigen, dicken Figur und einem Ge-
wichte von zwei und einem halben Centner bekundete sein
Gesicht einen gutmüthigen, bayerischen Landmann, der jeden-
falls aus Versehen in dies Coupä gekommen war. Seinem
Aeußeren nach ivar der Bayer eine Zusammensetzung ver-
schiedener landwirthschaftlicher Erzeugnisse und Geräthschaftcn.
Sein Kopf und Gesicht hatten Struktur und Farbe einer
Runkelrübe, die Nase die einer Lerchenkartoffel; Arme be-
saß er wie die Dreschflegel mit Fingern wie Samengurken
und dabei ruhte der Coloß ans einem Paar Beinen wie
die hölzernen Brunnenstöcke seines Ortes. Man sah ihm
das Wohlbehagen und die Gesundheit an, er war das Ur-
bild eines gesättigten Menschen. „Die Gerste steht prächtig,
wie eine Hüchel," sprach er mehr für sich, als zum Nach-
l bar; „auch der Hopfen verspricht viel, wenn wir heuer kein
gescheidtes Bier kriegen, dann weiß ich nicht, Ivas ich noch
von der Welt denken soll."

Dabei schnitt er ein Gesicht, als müsse er einem gefüll-
ten Bierkruge eine Liebeserklärung machen. Der junge Mann
zog gelangweilt ein gesticktes Cigarrenetui heraus, auf dem
der Name Clemens von Winzendorf prangte, und das vom
Bayern neugierig betrachtet ivurde.

„Nichts für ungut," hob er gemüthlich an. „Das
Dings da ist wohl von Ihrer Frau, wie sie noch Ihr
Schatz war?"

„Giebt es in Mülheim Ratten?" lautete die grämliche
Antwort.

Der Dicke fuhr erschrocken zurück, .er glaubte seinen
Ohren nicht trauen zu dürfen und blickte den jungen Mann
mit argwöhnischen Blicken an, gerade als befürchte er, es
sei nicht richtig in seinem Kopfe; doch dieser schloß nachlässig
die Augen halb, lehnte sich gegen die Kissen, blies hin nud

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ratten als Ehestifter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Fenster <Motiv>
Schweigen <Motiv>
Aussicht
Fahrgast
Eisenbahnwagen
Karikatur
Reisender <Motiv>
Eisenbahnreise <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 43.1865, Nr. 1043, S. 1
 
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