L56
Von Michaeli
habe. In den Herbergen, wenn Lenchen schon längst schlief,
hatte er immer wieder jene Schrift des wackern Weber-
meisters von Straubing durchgelesen. Wie traf da Alles
so klar zusammen. Von Apostel Theilung bis St. Alexius-
tag war eine Frist von zwei Tagen, gerade hinreichend,
daß Jemand von Landshut bis Straubing wanderte. An
jenem Tage hatten sie ihr Lenchen verloren, an diesem wurde
bei Straubing ein Kind gefunden im Alter des verlorenen,
das sich Lcncl nannte und nach einer Burgel weinte und
rief. Was freilich die Walburg bewogen haben konnte zu
der unbegreiflichen Flucht, das blieb räthselhaft.
Wie sie nun dahingeritten und der Vater den Arm
seines KindcS um seine Hüfte sich schmiegen fühlte, und wenn
er in das zutrauliche, fromme Auge desselben sah, da gingen
jene Jahre der Trauer und des Jammers vor den Augen
seines Geistes vorüber; er gedachte, wie er Jahr für Jahr
gen Straubing gezogen, wie er alle Jahre mehrere Tage mit
der Verlorenen innerhalb der Mauern einer Stadt geweilt,
und Keines wußte vom Anderen; dort wuchs sein Kind
heran, und er war mit seinem Kummer, mit seiner Trauer
um die Verlorene wohl oft hart am Hause hingegangcn, in
s bis Silvester.
welchem sic fröhlich lebte und spielte, vielleicht waren sie sich
gar begegnet, er hatte vielleicht hingeschaut auf das Mägdlein,
das auf der Gasse spielte und dabei schmerzlich seines Kind-
leins gedacht, und nicht geahnt, daß cS ja das Seine sei.
Dann drückte er wohl seinen Arm inniger an den seines Kindes,
das mit frommem Auge jedesmal freundlich zu ihm aufschaute.
Tiefe Dämmerung lag schon in den Straßen, als sie
in die Stadt einritten. An der Herberge zur Henne hielten
sie an; dort wurden die Straubinger Soldrciter cingelagert,
und die Landshuter entlassen. Der Kaufmann führte sein
Töchterlein in das weite, öde Wirthszimmer, das, vom
Herdfcuer und hie und da brennenden Lichtspähnen spär-
lich erleuchtet, nur einige wenige an den Tischen sitzende '■
Gäste zeigte. „Warte Du hier aus mich und laß Dir nicht
bange werden," sagte Lanfncr zu dem Mägdlein, „ich bleibe
nicht lange, ich will nur heimreiten und meinem Weibe sagen,
daß ich einen Gast für's Haus mitgebracht habe." Dann
verließ er das Gemach, in dessen einer Ecke sich Magdalenc
still niedersetzte, um des freundlichen Mannes Rückkehr ge-
duldig abzuwarten.
(Schluß folgt.)
Gut in der Feder.
1. Förster: „Für die Jagd ist mein Gehülfe recht
brauchbar; aber ich bedürft' eben recht sehr eines solchen, der
gut in der Feder ist." 2. Förster: „Da tauschen wir,
Freund! Ich brauche einen für den Wald und der meinige ist
für Dich wie geschaffen: der ist so gut in der Feder, daß er
noch um 11 Uhr früh drinn steckt."
Aus der Theatcrgardcrobe.
Alter Schauspieler: „Junger Mann, borgen Sie
mir doch mal Ihren neuen Cylinderhut zu der nächsten Scene."
Anfänger: „O, mit dem größten Vergnügen; obwohl eö
mich wundert, — —" „Alter Schauspieler: „ Was
wundert Sie?" Anfänger: „Ihr eigener Hut ist ganz der-
selbe—" Alter Schauspieler: „Ja, aber ich habe Fett-
schminke an der Stirne und das ruinirt die Hüte schauderhaft."
Von Michaeli
habe. In den Herbergen, wenn Lenchen schon längst schlief,
hatte er immer wieder jene Schrift des wackern Weber-
meisters von Straubing durchgelesen. Wie traf da Alles
so klar zusammen. Von Apostel Theilung bis St. Alexius-
tag war eine Frist von zwei Tagen, gerade hinreichend,
daß Jemand von Landshut bis Straubing wanderte. An
jenem Tage hatten sie ihr Lenchen verloren, an diesem wurde
bei Straubing ein Kind gefunden im Alter des verlorenen,
das sich Lcncl nannte und nach einer Burgel weinte und
rief. Was freilich die Walburg bewogen haben konnte zu
der unbegreiflichen Flucht, das blieb räthselhaft.
Wie sie nun dahingeritten und der Vater den Arm
seines KindcS um seine Hüfte sich schmiegen fühlte, und wenn
er in das zutrauliche, fromme Auge desselben sah, da gingen
jene Jahre der Trauer und des Jammers vor den Augen
seines Geistes vorüber; er gedachte, wie er Jahr für Jahr
gen Straubing gezogen, wie er alle Jahre mehrere Tage mit
der Verlorenen innerhalb der Mauern einer Stadt geweilt,
und Keines wußte vom Anderen; dort wuchs sein Kind
heran, und er war mit seinem Kummer, mit seiner Trauer
um die Verlorene wohl oft hart am Hause hingegangcn, in
s bis Silvester.
welchem sic fröhlich lebte und spielte, vielleicht waren sie sich
gar begegnet, er hatte vielleicht hingeschaut auf das Mägdlein,
das auf der Gasse spielte und dabei schmerzlich seines Kind-
leins gedacht, und nicht geahnt, daß cS ja das Seine sei.
Dann drückte er wohl seinen Arm inniger an den seines Kindes,
das mit frommem Auge jedesmal freundlich zu ihm aufschaute.
Tiefe Dämmerung lag schon in den Straßen, als sie
in die Stadt einritten. An der Herberge zur Henne hielten
sie an; dort wurden die Straubinger Soldrciter cingelagert,
und die Landshuter entlassen. Der Kaufmann führte sein
Töchterlein in das weite, öde Wirthszimmer, das, vom
Herdfcuer und hie und da brennenden Lichtspähnen spär-
lich erleuchtet, nur einige wenige an den Tischen sitzende '■
Gäste zeigte. „Warte Du hier aus mich und laß Dir nicht
bange werden," sagte Lanfncr zu dem Mägdlein, „ich bleibe
nicht lange, ich will nur heimreiten und meinem Weibe sagen,
daß ich einen Gast für's Haus mitgebracht habe." Dann
verließ er das Gemach, in dessen einer Ecke sich Magdalenc
still niedersetzte, um des freundlichen Mannes Rückkehr ge-
duldig abzuwarten.
(Schluß folgt.)
Gut in der Feder.
1. Förster: „Für die Jagd ist mein Gehülfe recht
brauchbar; aber ich bedürft' eben recht sehr eines solchen, der
gut in der Feder ist." 2. Förster: „Da tauschen wir,
Freund! Ich brauche einen für den Wald und der meinige ist
für Dich wie geschaffen: der ist so gut in der Feder, daß er
noch um 11 Uhr früh drinn steckt."
Aus der Theatcrgardcrobe.
Alter Schauspieler: „Junger Mann, borgen Sie
mir doch mal Ihren neuen Cylinderhut zu der nächsten Scene."
Anfänger: „O, mit dem größten Vergnügen; obwohl eö
mich wundert, — —" „Alter Schauspieler: „ Was
wundert Sie?" Anfänger: „Ihr eigener Hut ist ganz der-
selbe—" Alter Schauspieler: „Ja, aber ich habe Fett-
schminke an der Stirne und das ruinirt die Hüte schauderhaft."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Gut in der Feder" "Aus der Theatergarderobe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Garderobe
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 43.1865, Nr. 1062, S. 156
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg