Fliegende Blätter (52.1870 (Nr. 1277-1302))

„Kellner, was gibt's?"— „Beefsteak, Braten, ein hal-
bes Huhn —" — „Geben Sie mir ein halbes Huhn!" —
(Der Kellner bringt eine sehr winzige Portion.) „Was? ist
das ein halbes Huhn?" — „Ja wohl, mein Herr." — „So?
na dann geben Sie mir die andere Hälfte."

Bequeme Moral.

„Herr Graf, versuchen Sie doch'mal diese Kuchen, solche
haben Sic wohl nie gegessen!" — „O ja! Meine Mutter
hat selbst solche gebacken; o sie war eine ausgezeichnete Köchin!"
— „So, wo hat sie denn gedient?"

Er muß.

„Das kann ich Ihnen schon sagen, Ich hätte an einem
solch en Spielgewinn keine Freude; es kann auch darauf kein
Segen ruhen — denn ungerechtes Gut gedeiht nicht." —
„Was thu' ich damit? Mit dem ungerechten Gute spar ich
mein gerechtes."

„Nun hörst Du aber endlich auf mit Deinem Heulen!"
— „Ich — kann — nicht — anders — es heult von —
selber. — Hu — hu."

24 Ein halbes Huhn.

Redaction: Kaspar Braun und Eduard Ille. — München, Verlag von Braun & Schneider.

Druck von C. R. Schurich in München.

Hie;« eine Beilage.

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