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178

Ein Mona

Emilie an Auguste.

Den 22. Juli.

Denke Dir nur diesen miserabeln Menschen! — Den Baron
meine ich. — Ich nenne ihn noch so, obschon er wahrscheinlich
gar kein richtiger Baron, sondern vielleicht ein verkappter Bader-
geselle oder dergleichen ist. — Ta hat der saubere Patron kaum
eine hier erst angekommene reiche Gräfin von Löwen kennen
gelernt, so hat er sie auch gleich umflattert und jetzt ist er sogar
schon mit ihr verlobt. Sie ist ein wahres Muster von Häßlichkeit,
diese Gräfin; das würdest Du selber sagen, wenn Tu sie kenntest.
— Wie elend, blos um des Geldes willen solch ein altes Weib
zu heirathcn! — Dennoch hat er die Frechheit gehabt, uns gar
noch mit seiner Braut zu besuchen. Ich habe ihm aber auch
meine Verachtung fühlen lassen. Alle Welt verachtet ihn, und
das mit Recht. Er ist doch eigentlich nur ein Hanslvurst!

Es ist wahr, da ist doch der Assessor Brand ein ganz
anderer Mann, und was das Vermögen betrifft, so soll er der
Gräfin von Löwe» nicht viel nachgebcn. Mama räth mir, ich
solle ihn ja recht freundlich behandeln; und das thuc ich auch,
wäre es auch nur, um den jämmerlichen Baron zu ärgern.

Brand an Habermann.

Den 24. Juli.

Ja, ich lebe immer mehr auf. Die Natur umher gewinnt
wieder neue Reize für mich. Hat mir doch Emiliens Mutter
bereits vertraut, Emilie sähe mich sehr gern, sei aber noch zu
blöd, um in meiner Gegenwart viel von ihrer zarten Zuneigung
zu äußern. — Die liebe blöde Emilie! — Eduard, ich möchte
dichten, aber cs ist mir wirklich zu poetisch zu Muthe dazu.
Darum muß es in Prosa heraus: „Ich muß Emilien besitzen,
oder ich suche um die landesfürstliche Erlaubniß nach, mich todt-
schießen zu dürfen.

Wenn ich's ihr nur schon gesagt hätte!

Emilie an Auguste.

Den 24. Juli.

Er ist wirklich ein recht vernünftiger Mann, der Assessor
Brand, und, genau genommen, auch sonst gar nicht uneben.
Wenn er nur nicht gar zu schüchtern wäre! Schon kennen wir
uns fast vier Wochen, und noch hat er sich eigentlich gar nicht
bestimmt erklärt. Ich meine, was man so eine klare, deutsche
Erklärung in Prosa nennt; denn auf das Gewinscl in Versen
gebe ich nichts. — Wir reisen nun bald zurück, und da wäre
es doch gut, wenn gewisse Dinge vorher in's Reine kämen.

Brand an Habermann.

Ten 26. Just.

Ich habe es ihr abgelegt, das heilige Geständnis; meiner
ewigen Liebe! — Gestern war's — in der Jasminlaube hinter

t im Bade.

dem Curpark war's, — dort traf ich sie allein, — ich setzte
mich zu ihr, — was ich ihr Alles gesagt, gestammelt, ich weiß
es nicht mehr; es muß aber doch so etwas wie ein Gcstündniß,
eine Erklärung gewesen sein, denn sic sagte, ich solle ihre Mutter
fragen; — der erste Kuß vermählte unsere Seelen. — Wer
hätte je geglaubt, daß das so schnell gehen würde! — Ich
schwimme in einem Meer von Wonne!

Wenn nur die Mutter keine Schwierigkeiten macht!

Nebenbei noch die schuldige Meldung: Ich habe gestern aus
der Residenz ganz unerwartet die Nachricht erhalten, daß ich
zum Rath befördert worden bin. — Rath! Ach, was will das
sagen gegen den stolzen Titel, der Geliebte Emiliens zu heißen!

Emilie an Auguste.

Den 26. Juli.

Er ist Rath geworden! — Rath! Wer könnte da noch
widerstehen? — Es war von jeher mein Lieblingswunsch, einmal
Frau Räthin zu werden. Es klingt gar zu schön! — Und da j
habe ich denn meinen lieben Rath endlich veranlaßt, mir seine
Erklärung zu machen. Wahrhaftig, ich selber habe ihn dazu
veranlassen müssen. Er war ja so blöd, daß ich ordentlich die
Gelegenheit bei den Haaren herbeiziehen, daß ich ihn zwingen
mußte. Es hat mich Mühe gekostet, aber ich habe ihm doch
nun alles Nöthige, so zu sagen, aus den Zähnen gerissen.

Nun Gottlob, die Sache ist abgemacht. — Die Mutter
jubelt nur so vor Freude. Wenigstens hat die Badereise dies-
mal doch geholfen.

Bramd an Habermann.

Den 31. Juli.

Gratulire mir, Freund; ich habe nun auch die Einwilligung
der Mutter. Alles ist in Ordnung, und morgen reisen wir zu-
sammen zurück. — Wie wird sich meine Tante wundern und
freuen, sic, die mich schon längst gern verheirathetgesehen hätte.

Ich hoffe, Du wirst mich keiner Ucbereilung beschuldigen,
Eduard; denn wie selten findet sich jetzt ein so köstlicher Schatz,
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Monat im Bade"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1870
Entstehungsdatum (normiert)
1860 - 1880
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Eigennutz
Interieur
Tanz <Motiv>
Freude <Motiv>
Beförderung
Verlöbnis <Motiv>
Oberflächlichkeit
Kurort
Karikatur
Mutter <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 52.1870, Nr. 1299, S. 178

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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