Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
98

Historia von den Lalenbürgern.

So oft der Eschhay merkt in der Flur
Ein'S Wildes oder Menschen Spur,

So werd er, um selbe hinauszujagen, —
Aus einer Bahre hineingetragen
Von Männern vier, mit leichtem Schritt,
Daß keiner ja keinen Halm zertritt.

Also in pleno beschlossen har
Der ausgestellte Ersparungsrath."

Einundzwanzigstes Abenteuer.

Wie der Schalk Gefahr läuft, närrisch zu werden, und wie er
kurirt wird.

Sie wählten den Schalk in ihren Orden,
Und ist so ein ehrsamer Rathsherr worden.

Die Thorheit stecket, wie Schnupfen, an;

Bald ward er, gleich andern ein tummer Mann.

Er hört nicht, er steht nicht, er denket nur;

Es hat sich verkehrt seine ganze Natur. —

Um sich zu zerstreu'n, wollt' er einst jagen,

Wie er's oft gethan in frühern Tagen.

Er langt die staubige Armbrost hersür,

Die längst gehangen hinter der Thür.

Sie war gespannt, das merkt' er nicht,

Und rückt' fie näher an's Gesicht.

Und wie er den Schneller drückt, so sprang
3hm an die Nase der lose Strang.

„O weh! was ist doch aus mir worden?

3ch bin fürwahr in der Narren Orden!

Zch seh' nicht, ich hör' nicht, ich denke nur,

Es hat sich verkehrt mein' ganze Natur.

Wie wollen wir denn für andre amtiren,

Und können uns nicht selbselber regieren!"

Der Nasenstüber, wohl angebracht,

Hat so ihn wieder gescheid gemacht.

Er nahm Urlaub noch zur selben Stund,

Und blieb nun an Leib und Seele gesund.

Zweiundzwanzigstes Abenteuer.

Wie die Lalenbürger den Wäscherinnen das Waschen verbieten wollen.

„Es soll kein Weib sich fürder verwegen,

Die Wäsch' aus dem Marktplatz auszulegen."

Also lautet der Rathsbeschlusi,

Der macht den Weibern großen Verdruß.

„Und wenn fie's verbieten, wir waschen doch!

Die Waschsreiheit, sie lebe hoch!"

Die erste, die wäscht, wird aufgepackr,

Und ins Schergenstüble eingesackt!

„Und wenn fie uns strafen, wir waschen doch!

Die Waschsreiheit, fie lebe hoch!"

Den andern, die zum Waschen gekommen,

Wird die frische Wäsche weggenommen.

„Und mögen fie's nehmen, wir waschen doch!

Die Waschsreiheit, fie lebe hoch!" —

Zuletzt ward ihnen der Brunn gesperrt;

Da hat denn all Waschen ausgehört.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Historia von den Lalenbürgern"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
(1) "Zwanzigstes Abenteuer. Wie die Lalenbürger den Eschhay auf einer Bahre durch die Flur tragen lassen." (2) "Einundzwanzigstes Abenteuer. Wie der Schalk Gefahr läuft, närrisch zu werden, und wie er kurirt wird."

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Flur
Tragen
Narr <Motiv>
Wald <Motiv>
Nachdenklichkeit
Karikatur
Bahre <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Lalenbürger <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 133, S. 98
 
Annotationen