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135

11.

Hans. „Sag' eemal, Jörge, was ist für ein Unterschied
zwischen der Infanterie und der Cavallerie?"

Jörge. „Dummkopf, das ist ja ganz einfach; was jene
gehen, reiten diese."

12.

Bauer. „Hier Herr Stadtrath, bring ich die Bons, die
unsere Gemeinde von der provisorischen Regierung für Lieferung
von Hafer, Heu, Kartoffeln und Erbsen erhalten hat. Ich soll
Sie erskichen, die Dinger auszulösen, wie's uns versprochen
worden ist."

Der Stadtrath. „Ja lieber Freund, die werden auch
ausgelös't, aber nur nicht jetzt, wo wir unsere rechtmäßige
Regierung wieder haben, die erlaubt sich keinen Eingriff in die
Handlungsweise der vorigen provisorischen Regierung. Aber,
wenn die einmal wieder kommen sollte, da komme Er nur auch
wieder, da werden die ganzen Bons ausgelös't."

13.

Patriarchalische Justiz. Pfleger. „Herein!"

(Bader Oberhuber tritt ein, hinter ihm Drechsler Zwicknagl
Beide verneigen sich tief.)

Pfleger. „Oberhuber, was will er?"

Oberhuber. „ Hochfreyli Gnaden Exlenz! I halt's nimmer
aus des ewige Föppeln und Tuchiren vom Nachbar Zwicknagl,
und denken's nur die affrontirliche Aeußerung, die er am letzten
Sonntag beim Betzlbräu g'macht hat: Neun und neunzig Narren
und a Bader machen hundert. Wissen's waß's is, Euer Gnaden,
Hochfreyli Gnaden Exlenz will' ich sag'n, ich leid es einmal
nicht mehr. Ich verlange erkleckliche Satesfaction undGenug-
thuung."

Pfleger. „Zwicknagl! Hat er des wirklich böswillig g'sagt?"

Zwicknagl. „Hochfreyli Gnaden Exlenz! G'sagt Hab' is;
aber des is ja a alter Spaß, wer wird denn so was a glei
übel nchma! Und richti is amal, wissen's ja selber Euer Gnaden
Exleuz, 's Hat jever Bader'n Strich, bringt's ja der Beruf mit sich."

Pfleger. „So so! Hm hm! Also „neun und neunzig
Narren und a Bader machen hundert," hat er g'sagt? — Wißt's
waß's is, ich bring auch nicht mehr heraus. Zahlts miteinander."

• 14.

Das erste Protokoll. Practikant. „Jetzt auf-
gepaßt ! — Der Inhalt der von Euch zu Protokoll gegebenen
Punkte ist also in nvoe, wie folgt:

pro primo: puncto der von Eurem Weibe angegebenen ein-
gebrachten ctos negirt Ihr die von derselben behauptete Quote,
pro secundo: puncto alimentationis offerirt Ihr Eurem
Weibe eine Aversal-Summa per 2000 fl.; und
pro tertio: wollet Ihr sodann in perpetnum von Eurem
Weibe guoadtorrum et mensam getrennt fein! Verstanden ?!"

Bauer. „Failt (fehlt) st nix, Gnod'nHerr Commiflär."

15.

Edelmann. „Auf jener Hut ist mir das Recht zuge-
standen, zu weiden."

Bauer. „Sie? A Rächt? Se hoba ka Rächt. Dos
Rächt wor Ihne, den große Harrn zu kle und do Hobe se dos
Wörtli„Vor"fürgsetzt und Hobe aus'm Rächt ä Vorracht gmocht.
Un wer vorm Rächt is, is nit im Rächt."

16.

Polizeicommissär. „Ich sage Ihnen, Fräulein—"

Emancipirte. „Bitte, mein Herr: ich bin kein Fräulein."

Polizeicommissär. „Gleichviel!FrauoderFräulein,das
kann ich hier nicht untersuchen: aber das muß ich Ihnen ernst-
lich bemerken, daß die Freiheit, die Sie sich in Ihrem äußern
Erscheinen herausnehmen, durchaus anstößig ist."

Emancipirte. „Warum? Ist die Polizei so moralisch?"

Polizeicommissär. „Darum handelt es sich nicht: die
Moral ist nicht unsre Sache, aber ein männliches Auftre-
ten kann in einem geordneten Staatsleben in keiner Weise
geduldet werden."

17.

(Eine Volksversammlung zur Borbcrathung für die Wahlen der Abge-
ordneten, unter freiem Himmel gehalten. Die Theilnehmer sind
meistens Bauern.)

Ein Redner spricht. „Männer, deutsche Brüder,
biedre Bayern! An euch wende ich mich, wackre Landsleute.
Ihr wißt. Morgen sind die Wahlen für München. Ihr wißt
nicht, was diese Wahlen auf sich haben. Das Wohl und
Weh von Deutschland, von Europa liegt in cuern Bauernhänden.
Betrachtet einmal die Zeit. Man hat euch gesagt: Ihr werdet
von euern Lasten frei sein! — Ihr werdet es, glaubt mir; aber
nicht gleich. Seid zufrieden, daß es geschehen wird. —Ihr
sollt Morgen also wählen. Es ist die höchste Ehre, die je
einem Menschen zu Theil geworden ist — nach München ge-
wählt zu werden — es ist aber auch die höchste Verantwortung.
Bedenkt nur: ein solcher Abgeordneter trägt auf seiner armen
Seele 50,000 Seelen, und ihr —ihr, Männer, ihr tragt Morgen
jeder 500 Seelen auf eurer Seele. Darum wählt einen Mann,
der ein vorzügliches Gewissen hat, einen klaren Kopf — aber
vor Allem ein gutes Gewissen. Nicht wahr, das ist euch auch
der Liebste? Bayern, Deutschland, hoch! — Ho — o — ch!
Ho — o — ch!"

Verworrene Stimmen. „Der war groad recht. An
Advokaten kennt'n merr brauch'n — S'is nerr um die fufz'g-
tausend Seelen. Der hot a so schon gnug af'm Gwiss'n, moan i."

18.

Preuße. „Kellner, bringen Sie mir einen Schoppen
1850ziger Ausbruch."

Kellner. „Sie verzeihen, den haben wir noch nicht!"

Prenße. „Es ist doch schrecklich, was man in Süddeutsch-
land noch weit zurück ist; wir in Preußen trinken den Wein
immer ein Jahr voraus."
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