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Quatember, Ursula; Kalasek, Robert; Pliessnig, Martin; Prochaska, Walter; Quatember, Hans; Taeuber, Hans; Thuswaldner, Barbara; Weber, Johannes
Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße (Textband): Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2017

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.46296#0054
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1.3 Die Bauaufhahme: 3-D-Vermessung und Postprocessing (B. Thuswaldner - R. Kalasek)

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den verwendeten Scannermodellen bereits während des Scanvorgangs. Damit standen die für
die Bauteildokumentation notwendigen 3-D-Modelle schon unmittelbar nach der Scankampa-
gne vor Ort zur Verfügung. Von diesen Modellen wurden Orthogonalansichten erstellt, die, wie
auch die Gebäudepläne, im Anschluss kotiert und beschriftet wurden (s. Taf. 216-320 zum
Bauteilkatalog).
1.3.3.3 Das 3-D-Modell
An dieser Stelle darf jedoch nicht vergessen werden, dass die hier beschriebene Verwendung der
3-D-Daten als Grundlage für Pläne eine erhebliche Reduktion der ursprünglich erfassten Daten
darstellt. Die Erstellung von Plänen in Papierform bedeutet eine Rückführung der in drei Dimen-
sionen dokumentierten Bauwerksoberflächen in die Zweidimensionalität. Die Messergebnisse
sind dadurch druckfähig und bilden die gewohnte Beilage für schriftliche Publikationen, ein Teil
der ursprünglich erhaltenen Informationen geht dabei aber notgedrungen verloren. Für die exakte
Analyse der Kubatur oder die steingerechte Rekonstruktion eines Gebäudes, dessen Bauteile
dreidimensional aufgenommen wurden, empfiehlt es sich jedoch, die virtuellen 3-D-Modelle für
diese Arbeit zu nutzen302. Die Pläne können in ihrer zweidimensionalen Form einen schnellen
Überblick über das Gebäude vermitteln und überdies mit zusätzlichen Inhalten ergänzt werden.
Sie stellen eine Art Filterung der vorhandenen Informationen dar. Für eine bessere Verständ-
lichkeit werden dabei Teilaspekte weggelassen, stattdessen werden in Form von Beschriftungen
oder Signaturen Interpretationen hinzugefügt. Die eigentliche Dokumentation bleibt jedoch das
virtuelle Modell, das die aufgenommenen Baukörper und Bauwerksteile in ihrer wahren Größe
und in all ihren Dimensionen abbildet. Die Modelle stellen sämtliche Abmessungen bereit, selbst
wenn deren Bedeutung sich erst in späteren Arbeitsschritten der wissenschaftlichen Analyse des
Bauwerks zeigt.
Die exakte Dokumentation der Bauteile sowie die Möglichkeit, steingerechte Rekonstrukti-
onen im virtuellen Raum zusammenfügen zu können, sind damit zwei zentrale Themen, die den
Einsatz von 3-D-Scannern für die Archäologie interessant machen. Darüber hinaus ermöglichen
die 3-D-Modelle eine zeitgemäße Visualisierung von antiken Architekturen und ihren Rekons-
truktionen. Damit kann Besucherinnen und Besuchern ein virtueller Spaziergang durch Räume
oder ganze Straßenzüge ermöglicht werden, der nicht an den Ort gebunden ist und eine das Objekt
schonende umfassende Besichtigung ermöglicht. Diese Besichtigung kann entweder interaktiv
erfolgen, indem eine Person durch das Bewegen eines Steuerungsgeräts, wie etwa einer Maus
oder eines Joysticks, die Bewegungen im Modell vorgibt.
Im Fall des >Hadrianstempels< wurde ein Video erstellt, das einen solchen Spaziergang durch
und um das Modell des Gebäudes simuliert, der Weg, den der Betrachter geht, ist dabei durch
die Kameraführung vorgegeben (Taf. 42).
Grundlage für den interaktiven Rundgang wie auch für die Fahrt mit der Kamera ist ein
geschlossenes Oberflächenmodefl, um eine möglichst fotorealistische Darstellung zu erzielen.
Im Unterschied zu dem Punktmodell kann das geschlossene Oberflächenmodell bei entspre-
chend gesetzten Lichtquellen Schatten werfen. Überdies sind aus Sicht der Kamera verdeckte
Objektteile nicht zu sehen, was die räumliche Wahrnehmung deutlich verbessert. Zudem kann
die Objektoberfläche mit unterschiedlichen Texturen und Eigenschaften versehen werden, wie
etwa Farben, aber auch Rauheit, Transparenz, Spiegelung oder Reflexivität. Erst durch diese
Eigenschaften gewinnt das Modell jene realitätsnahe Oberfläche, durch die wir Stein, Metall
Glas usw. überhaupt erst als solche wahrnehmen und erkennen.
Mit der Erstellung des Videos zum >Hadrianstempels< wurden mehrere Ziele verfolgt: Zunächst
sollte der Tempel in seiner derzeitigen Gestalt gezeigt werden. Die Kamerafahrt sowie die Posi-
tionen der Lichtquellen wurden so gewählt, dass einerseits eine langsame Annäherung an das

302 So wurde z. B. bei dem bereits erwähnten >Oktogon< vorgegangen, s. Thuswaldner 2009, 261-281.
 
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