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Quatember, Ursula; Kalasek, Robert; Pliessnig, Martin; Prochaska, Walter; Quatember, Hans; Taeuber, Hans; Thuswaldner, Barbara; Weber, Johannes
Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße (Textband): Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2017

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.46296#0181
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180

II PETROGRAFISCHE UND KONSERVATORISCHE ANALYSEN

II.2 RESTAURATORISCHE UND KONSERVATORISCHE BESTANDS- UND
ZUSTANDSERFASSUNG
11.2.1 Einleitung
Die restauratorische und konservatorische Bestands- und Zustandserfassung des >Hadrians-
tempels< in Ephesos war ein Teilbereich des vom FWF finanzierten und von 2009-2012 durch-
geführten F orschungs vorhabens1198.
Die Aufgabe des Verfassers als Restaurator bestand aus zweierlei Aspekten. Erstens galt es,
die heutige Form des >Hadrianstempels<, welche maßgeblich durch die restauratorische Maß-
nahme einer Anastylose der Jahre 1957/1958 bestimmt ist, aufzuschlüsseln. Schwerpunkte dieses
ersten Teils sind die Bestandserfassung, die Analyse der technischen Ausführung und der denk-
malpflegerischen Grundgedanken der Anastylose. Hierfür wurde die vorhandene schriftliche und
fotografische Dokumentation ausgewertet und die Bausubstanz vor Ort studiert.
Der zweite Aspekt umfasste die Beurteilung des Erhaltungszustands des Bauwerks. An der
mittlerweile über 50 Jahre alten Anastylose waren seither keine nennenswerten Erhaltungs- und
Pflegemaßnahmen vorgenommen worden. Dementsprechend fand sich ein reiches Spektrum an
Schadensbildern, das sich sowohl auf den vorhandenen historischen Bestand als auch auf die
eingebrachten modernen Materialien der Anastylose erstreckte.
11.2.2 Untersuchungskonzept - Methode
Die Herangehensweise an die Aufgabenstellung entspricht einem klassischen Zugang der Konser-
vierungswissenschaften. Es wird hierbei zuerst eine Objektbeschreibung vorgenommen und eine
Bestandsaufnahme sämtlicher vorzufindender Materialien durchgeführt. Anschließend erfolgt die
systematische Erfassung der Schadensbilder mit einer Rückführung derselben auf ihre Ursache.
Den Abschluss bildet die Qualifizierung und Quantifizierung der Schäden, welche eine fundierte
Beurteilung des Erhaltungszustands erlauben.
Einen eindeutigen thematischen Schwerpunkt bildete im Rahmen der Untersuchung die
Erhaltung der Materialien Marmor und Beton, aus welchen beinahe die gesamte Substanz des
Bauwerks besteht.
Für die Beantwortung der gesetzten Ziele - Bestandserfassung, Schadenaufnahme, Zustands-
analyse, Beurteilung der Anastylose - wurde ein multipler Zugang gewählt. Dieser umfasste die
Auswertung schriftlicher Quellen und Archivmaterialien, eine Untersuchung vor Ort sowie eine
Analyse von Probenmaterial im Labor1199.
Die Literaturrecherche diente vor allem der Orientierung im Bestand und der Rekonstruktion
der bei den Ausgrabung 1956 und der Anastylose 1957/1958 erfolgten Arbeiten. Wesentliche
Quellen hierzu sind die Einträge im Grabungstagebuch, dokumentarische Aufnahmen des ÖAI-
Fotoarchivs und Publikationen der mit den Arbeiten betraut gewesenen Personen1200.

1198 s. U. Quatember in der Einleitung. Zu den durchgeführten Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten s. Wissen-
schaftlicher Jahresbericht des Österreichischen Archäologischen Instituts 2011, 38-40; Wissenschaftlicher Jahres-
bericht des Österreichischen Archäologischen Instituts 2013, 30; Wissenschaftlicher Jahresbericht des Österreichi-
schen Archäologischen Instituts 2014, 37-41 <https://www.oeaw.ac.at/oeai/koimnunikation/jaliresberichte> (22.
9. 2017).
1199 Mein ausdrücklicher Dank gilt hierbei sämtlichen Spezialistinnen und Spezialisten, welche das naturwissen-
schaftliche Untersuchungsprogramm begleiteten und jederzeit für Diskussionen zur Verfügung standen: Prof.
Dr. Johannes Weber (Institut für Kunst und Technologie, Universität für angewandte Kunst Wien) leitete die
mikroskopische Untersuchung (Stereo-, Polarisations- und Rasterelektronenmikroskopie). Karol Bayer (Fakultät
für Restaurierung, Universität Pardubice) führte die Infrarot (IR)-Spektroskopie durch. Die Röntgendiffraktome-
trie (XRD) erfolgte durch Dr. Erich Halwax (Institut für Chemische Technologien und Analytik, TU Wien). Die
Untersuchung der entnommenen Betonkeme wurde am Institut für Ingenieursgeologie, TU Wien, unter Prof. Dr.
Andreas Rohatsch durchgeführt. Die Interpretation des biogenen Bewuchses begleitete Prof. Dr. Katja Sterflinger
(Institut für Angewandte Mikrobiologie, Universität für Bodenkultur Wien).
1200 s. dazu Miltner 1958b; Miltner 1959a; Miltner 1959d.
 
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