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Quatember, Ursula; Kalasek, Robert; Pliessnig, Martin; Prochaska, Walter; Quatember, Hans; Taeuber, Hans; Thuswaldner, Barbara; Weber, Johannes
Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße (Textband): Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2017

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.46296#0373
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372

III KATALOGE

III.3 Einträge im handschriftlichen Grabungstagebuch zu Ausgrabung und Wiederauf-
bau des >Hadrianstempels<1400
Sonntag, den 27. August 19561401
Im Schutt an der Scholastikiatherme eine Basis mit den Fussresten einer Bronzestatue.
Donnerstag, den 30. August 1956
An der Südfront [der Scholastikiatherme, U. Qu.] wird es immer wahrscheinlicher, dass der Ein-
gang zu Wandelhalle und Apsidensaal neben dem älteren Bauwerk liegt; er war von zwei Pilas-
terbasen flankiert, von denen die westliche eine Weihung an Maximianus als Caesar und Princeps
iuventutis trägt; die östliche ist noch verschüttet. Im Sturzmaterial hier findet sich ein Stück eines
Friesreliefs, das dadurch auffällt, dass die obere Abschlussleiste durch einen Lorbeerwulst ge-
bildet ist. Der Fries zeigt links eine Göttergruppe, rechts eine Kampfszene, über der in felsigem
Gelände ein Eber dargestellt ist. Sollte der Fries, was wahrscheinlich ist, aus dem Hestiasaal
stammen, könnte das Relief eine Szene aus dem Ebererlebnis des Androklos darstellen. In den
auf der rechten Strassenseite zusammengelegten Architekturstücken finden sich vier Bogensteine
eines Friesarchitraves mit dem Scheitelstück; dieses ist mit der Protome der Ty ehe (Turmkrone)
der Stadt geschmückt. Die Inschrift spricht von einem Tempel in Zusammenhang mit Hadrian und
P. Vedius Antoninus. Reste des zweiten Kaisertempels (?).
Freitag, den 31. August 1956
In dem östlichen Bau an der Südfront [der Scholastikiatherme, U. Qu.] wird etwa auf Strassen-
niveau der Boden erreicht. In dem anschliessenden Eingangsraum [= Tempel, U. Qu.] wird ein
weiteres Stück des Frieses mit dem Lorbeerabschlussprofil gefunden. Es dürfte unmittelbar an
das erstgefundene Stück anschliessen. Die Bogensteine mit der dreizeiligen Architravinschrift
vom Hadrianstempel mehren sich. Im Schutt des Eingangraumes wird auch die linke Hälfte eines
männlichen Kopfes, wohl 4. Jh. n.Chr. geborgen. Zu Arbeitsschluss Versagen der Lokomotive.
Sonntag, der 2. September 1956
An der Scholastikiatherme wird [... ] alle Anstrengung auf die Freilegung der Strasse und damit
der Südfront der Therme gerichtet. Der an den älteren Bau ostwärts anschliessende Raum erweist
sich tatsächlich als Eingang, der aber in seiner ursprünglichen Anlage gleichfalls aus früherer Zeit
stammen dürfte [Hier handelt es sich offenbar um den Pronaos des Tempels, U. Qu.]. Im Sturz-
material zeigt sich gegen Abend ein weiteres Friesstück mit dem Lorbeerabschlussprofil. Dieser
Fries könnte mit einer Adaptierung dieses Einganges zusammengehören. Jedenfalls standen vor
dem Eingang mindestens drei Basen, wahrscheinlich aber vier, die westliche nennt Maximian als
princeps iuventutis und Caesar, die dritte von Westen Diokletian als Augustus; beide sind von
lunius Tiberianus als procos. Asiae gewidmet; man wird dies auch für die beiden anderen sup-
ponieren dürfen. Am Südrand der Strasse mehrt sich das Gewirr von gestürzten Säulen, darunter
zwei Spiralsäulen; eine glatte Säule trägt eine Inschrift. Äusser der schon seinerzeit freigelegten
fünfstufigen Treppe, über der in den Hang gegraben wird, zeigen sich weiter östlich, anscheinend
gegenüber dem Thermenportal zwei weitere Treppen [hier handelt es sich um die sog. Alytar-
chenstoa, U. Qu.]. Es wird auch dieser Strassenfront grössere Beachtung zu widmen sein. Weitere
Inschriftensteine vom Bogen.
Montag, den 3. September 1956
An der Scholastikiatherme geht die Arbeit im Strassenbereich gut voran; die Sturzmassen an

1400 Das Original des handschriftlichen Tagebuchs befindet sich im Archiv des Österreichischen Archäologischen Insti-
tuts in Wien. Es wird die Originalschreibweise wiedergegeben.
1401 sic! Der 27. August 1956 war ein Montag. Der Reihenfolge der Einträge nach zu schließen, dürfte der Eintrag von
Montag, dem 27. August, stammen.
 
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