Metadaten

Quatember, Ursula; Kalasek, Robert; Pliessnig, Martin; Prochaska, Walter; Quatember, Hans; Taeuber, Hans; Thuswaldner, Barbara; Weber, Johannes
Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße (Textband): Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2017

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.46296#0029
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
28

I DAS BAUWERK AN DER KURETENSTRASSE

für die Akropolis geschaffen wurden. Eine >Rekonstruktion< wie die Attalos-Stoa sollte hingegen
offenbar vermieden werden. Dabei wurden mit gewisser >Voraussicht zahlreiche Forderungen
der >Charta von Venedig< antizipiert127.
Die in den Jahren und Jahrzehnten nach dem >Hadrianstempel< realisierten Wiederaufbauten
von Monumenten in Ephesos - darunter das Nymphaeum Traiani128, der Bau des C. Memmius129
und die Brunnenanlagen am Domitiansplatz130 - folgten weitaus experimentelleren architekto-
nischen Ideen und waren von anderen Prämissen geleitet131. Erst in den 1970er Jahren kehrte
man mit der Anastylose der Celsusbibliothek (Taf. 21,2) und weiteren Projekten zu ähnlichen
Leitlinien zurück, wie sie Miltner und Göschl für den >Hadrianstempel< konzipiert hatten132.
Ursula Quatember
1.2 BAUINSCHRIFT, STIFTERFAMILIE UND DER GESELLSCHAFTLICHE
KONTEXT DER ERRICHTUNG DES >HADRIANSTEMPELS<
1.2.1 Die Bauinschrift (IvE 429)
Die wichtigste Quelle zur Errichtung des Gebäudes und zu seiner Funktion ist die Stifterinschrift,
die auf den Faszien des Architravs angebracht ist. An den beiden horizontalen Architraven wur-
den die beiden oberen, im Bereich des Bogens alle drei Faszien für die Anbringung genutzt (Taf.
22; 71, 1-2).
Skizzenbuch 2752-2756 und 2765
Ed.: Miltner 1959a, 265 f; AE 1962, 184; AE 1967, 469; Bowie 1971, 137-141; Engelmann 1972, 91-96; Wörrle
1973, 470-477; Bowie 1978, 867-874; IvE 429.
Lit. (in Auswahl): Miltner 1957a, 21 f; Miltner 1957b, 22 f; L. Robert, Bulletin epigraphique 1972, 391; 1974, 515;
Quass 1993, 213 mit Anm. 779.
[ApiäpiSr Etpsoig Kai AuTOKpaiopr Kaioa]pr Tpatavon ASpravan EsßaoTO)133 Kai ran
VEtDKoptDi ’Etp8oi[(öv 5f]p](m IIoTiXiog KniviiXrog HotiXiob niög EaXepta
[OBaXpg Oüäpiog-gbv-irj yBvai]Kt Kai Oi)[a]ptXXr] 0By[ai] pi töv vaöv 8K bspsXiwv
gbv 7iavri ran Kooptm Kai tö öv auro) äyaXpa 8K tow iSiwv dv80r|K8v, 87ii dv0B7idioB Espßaion
’IvvoKsvTog, ypapparsuovTog tob bijpou tö ß'
HotiXiob Obr|5ioo ÄVTWVsivou doidp%ou, B7iOG%op8VOB 5s 87ii Ti. KXauSiou AouKKsravou
ypappaisax; tob SijpoB
»[Der Artemis von Ephesos und] dem Imperator Kaiser Traianus Hadrianus Augustus und
dem ephesischen Demos, Neokoros, hat Publius Quintilius Valens Varius, Sohn des Publius aus
der Tribus Galeria ... mit seiner Frau und seiner Tochter Varilla den Tempel vom Grundstein
an mit allem seinem Schmuck und dem Kultbild darin aus eigenen Mitteln geweiht, unter dem
Prokonsul Servaeus Innocens [und dem] Grammateus des Volkes zum zweiten Mal, Publius
Vedius Antoninus, dem Asiarch, veranlasst aber unter Ti. Claudius Lucceianus, Grammateus des
Volkes.« (Übersetzung U. Quatember nach M. Wörrle)
Die Inschrift erlaubt sowohl die chronologische Einordnung des Gebäudes als auch die Benen-
nung der Stifter und liefert darüber hinaus erste Hinweise auf die ihm zugedachte Nutzung: Stifter

127 Vgl. dazu auch die positiven Bewertungen etwa Hueber 1985, 394; Wiplinger 1990, 330.
128 Hueber 1985, 394; Wiplinger 1990, 330; Schmidt 1993, 153 f. 210; zuletzt Quatember 2011a, 5.
129 Eichler 1964, 41 f; Bammer 1988, 173 f. 182 f. s. dazu auch Hueber 1985, 394; Wiplinger 1990, 330 f; Schmidt
1993, 45 f.
130 Zu dem Pollio-Nymphäum s. Bammer 1976/77a, bes. 90-92; Eichler 1967, 26 Taf. 3, 2; zu dem südlich gelegenen
Apsis-Brunnen s. Vetters 1971, 92 Taf. 3 (dort irrtümlich als Pollio-Nymphäum bezeichnet); Vetters 1972, 90 Taf.
11. Zu dem >Domitiansplatz< insgesamt vgl. auch Hueber 1985, 395; Wiplinger 1990, 331; Schmidt 1993, 154.
131 s. dazu bes. Bammer 1981, 95-106; Bammer 1988, 166-190.
132 Hueber 1978; Hueber 1985, bes. 395 f.
133 Auf das Iota adscriptum scheint hier wegen Platzmangel verzichtet worden zu sein, vgl. Taf. 28.
 
Annotationen