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I DAS BAUWERK AN DER KURETENSTRASSE
Objekt durch den Betrachter ermöglicht wird, der zuerst einen Überblick gewinnt und dessen
Auge schließlich auf bestimmte Details oder besonders attraktive Blickwinkel auf das Gebäude
gelenkt wird. Zudem bieten das 3-D-Modell und das Medium Video auch die Möglichkeit,
Rekonstruktionen und Ergänzungen zu veranschaulichen. Im Video wird das Gebäude um die
aus dem Verband geratenen Bauteile ergänzt. Virtuelle Laserstrahlen modellieren schließlich die
Fluchten des ursprünglichen Giebels in den Raum.
Wurde oben davon gesprochen, dass aus dem 3-D-Modell generierte, zweidimensionale Pläne
nur noch einen Bruchteil der Informationen enthalten, die mithilfe der Scanner aufgenommen
wurden, so muss auch hier darauf hingewiesen werden, dass auch das Video nur einen kleinen Teil
der Ausgangsdaten enthält. Gegenüber dem originalen Modell, das die Bauteile mit rund 51 Mil-
lionen Einzelpunkten abbildet, setzt sich das stark reduzierte Oberflächenmodell des Videos aus
nur noch 400 000 Dreiecksflächen zusammen. Verglichen mit der ursprünglichen Auflösung
wurde das Modell damit auf lediglich 1 % der Ausgangsdaten reduziert.
Diese Reduktion ist einerseits erforderlich, weil man sonst rasch an die Grenzen der Rech-
nerleistung stößt. Andererseits hat sich jedoch nach umfangreichen Tests mit Animationssoft-
ware gezeigt, dass der visuelle Eindruck stark durch die Gestaltung der Oberflächen beeinflusst
wird. Als besonders zweckmäßig erwies sich die Kombination aus geometrisch stark reduzierten
Modellen und dem Einsatz mehrschichtiger Texturen.
1.3.4 Zusammenfassung
Der Einsatz von 3-D-Erfassungstechnologien für die Vermessung des >Hadrianstempels< kann
zusammenfassend als positiv beurteilt werden. Die entstandenen Pläne und Abbildungen entspre-
chen den Anforderungen der Bauforschung und können über die Erstellung von Bestandsplänen
hinaus flexibel eingesetzt werden. Bereits mit der Punktwolke steht ein Modell der gesamten
Oberfläche zu Verfügung, in dem präzise gemessen werden kann. Überdies können sowohl die
orthogonalen Ansichten als auch die dreidimensionalen Modelle der Baublöcke auch für Rekon-
struktionsversuche und Architekturproben herangezogen werden.
Schließlich sind wohl die Hersteller der Scanner und die Entwickler der Software auf der einen
Seite ebenso wie die Bauforscher und Archäologen als Anwender auf der anderen Seite gefordert,
durch Zusammenarbeit und Informationsaustausch Programme zu entwickeln, die den Umgang
mit den zwar hochpräzisen, aber vielfach noch zu großen Mengen von Daten möglich machen.
Barbara Thusw'aldner - Robert Kalasek
1.4 DER >HADRIANSTEMPEL< IN DER RÖMISCHEN KAISERZEIT: BAU-
BESCHREIBUNG UND REKONSTRUKTION
1.4.1 Einleitung und Überblick über die Bauphasen
Der >Hadrianstempel< liegt an der Nordseite der schräg zum ephesischen Straßenraster verlaufen-
den Kuretenstraße und ist auf diese hin ausgerichtet (Taf. 2). Das Gebäude ist in den Komplex
des Variusbades integriert und wurde gleichzeitig und in Verbindung mit diesem errichtet. Sein
asymmetrischer Grundriss ist im Wesentlichen als eine Variante des tetrastylen Prostylos gestal-
tet: Er besitzt einen querrechteckigen Innenraum, dem ein ebensolcher, aus der Gebäudeachse
leicht nach Osten versetzter Vorraum vorgelagert ist. Die als Anten vorgezogenen Seitenwände
des Pronaos waren ursprünglich an beiden Seiten mit Pilastern abgeschlossen. Die Straßenfront
war von einem >syrischen Giebeh dominiert, der außen von zwei Pfeilern und zentral von zwei
Säulen getragen wurde (Taf. 3). An den horizontalen Architraven und dem Bogen ist die zwei-
und dreizeilige Stifterinschrift angebracht303. An der Ostseite war der Tempel mit dem Stiegen-
303 Zur Inschrift s. Kap. 1.2.1.
I DAS BAUWERK AN DER KURETENSTRASSE
Objekt durch den Betrachter ermöglicht wird, der zuerst einen Überblick gewinnt und dessen
Auge schließlich auf bestimmte Details oder besonders attraktive Blickwinkel auf das Gebäude
gelenkt wird. Zudem bieten das 3-D-Modell und das Medium Video auch die Möglichkeit,
Rekonstruktionen und Ergänzungen zu veranschaulichen. Im Video wird das Gebäude um die
aus dem Verband geratenen Bauteile ergänzt. Virtuelle Laserstrahlen modellieren schließlich die
Fluchten des ursprünglichen Giebels in den Raum.
Wurde oben davon gesprochen, dass aus dem 3-D-Modell generierte, zweidimensionale Pläne
nur noch einen Bruchteil der Informationen enthalten, die mithilfe der Scanner aufgenommen
wurden, so muss auch hier darauf hingewiesen werden, dass auch das Video nur einen kleinen Teil
der Ausgangsdaten enthält. Gegenüber dem originalen Modell, das die Bauteile mit rund 51 Mil-
lionen Einzelpunkten abbildet, setzt sich das stark reduzierte Oberflächenmodell des Videos aus
nur noch 400 000 Dreiecksflächen zusammen. Verglichen mit der ursprünglichen Auflösung
wurde das Modell damit auf lediglich 1 % der Ausgangsdaten reduziert.
Diese Reduktion ist einerseits erforderlich, weil man sonst rasch an die Grenzen der Rech-
nerleistung stößt. Andererseits hat sich jedoch nach umfangreichen Tests mit Animationssoft-
ware gezeigt, dass der visuelle Eindruck stark durch die Gestaltung der Oberflächen beeinflusst
wird. Als besonders zweckmäßig erwies sich die Kombination aus geometrisch stark reduzierten
Modellen und dem Einsatz mehrschichtiger Texturen.
1.3.4 Zusammenfassung
Der Einsatz von 3-D-Erfassungstechnologien für die Vermessung des >Hadrianstempels< kann
zusammenfassend als positiv beurteilt werden. Die entstandenen Pläne und Abbildungen entspre-
chen den Anforderungen der Bauforschung und können über die Erstellung von Bestandsplänen
hinaus flexibel eingesetzt werden. Bereits mit der Punktwolke steht ein Modell der gesamten
Oberfläche zu Verfügung, in dem präzise gemessen werden kann. Überdies können sowohl die
orthogonalen Ansichten als auch die dreidimensionalen Modelle der Baublöcke auch für Rekon-
struktionsversuche und Architekturproben herangezogen werden.
Schließlich sind wohl die Hersteller der Scanner und die Entwickler der Software auf der einen
Seite ebenso wie die Bauforscher und Archäologen als Anwender auf der anderen Seite gefordert,
durch Zusammenarbeit und Informationsaustausch Programme zu entwickeln, die den Umgang
mit den zwar hochpräzisen, aber vielfach noch zu großen Mengen von Daten möglich machen.
Barbara Thusw'aldner - Robert Kalasek
1.4 DER >HADRIANSTEMPEL< IN DER RÖMISCHEN KAISERZEIT: BAU-
BESCHREIBUNG UND REKONSTRUKTION
1.4.1 Einleitung und Überblick über die Bauphasen
Der >Hadrianstempel< liegt an der Nordseite der schräg zum ephesischen Straßenraster verlaufen-
den Kuretenstraße und ist auf diese hin ausgerichtet (Taf. 2). Das Gebäude ist in den Komplex
des Variusbades integriert und wurde gleichzeitig und in Verbindung mit diesem errichtet. Sein
asymmetrischer Grundriss ist im Wesentlichen als eine Variante des tetrastylen Prostylos gestal-
tet: Er besitzt einen querrechteckigen Innenraum, dem ein ebensolcher, aus der Gebäudeachse
leicht nach Osten versetzter Vorraum vorgelagert ist. Die als Anten vorgezogenen Seitenwände
des Pronaos waren ursprünglich an beiden Seiten mit Pilastern abgeschlossen. Die Straßenfront
war von einem >syrischen Giebeh dominiert, der außen von zwei Pfeilern und zentral von zwei
Säulen getragen wurde (Taf. 3). An den horizontalen Architraven und dem Bogen ist die zwei-
und dreizeilige Stifterinschrift angebracht303. An der Ostseite war der Tempel mit dem Stiegen-
303 Zur Inschrift s. Kap. 1.2.1.