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Quatember, Ursula; Kalasek, Robert; Pliessnig, Martin; Prochaska, Walter; Quatember, Hans; Taeuber, Hans; Thuswaldner, Barbara; Weber, Johannes
Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße (Textband): Der sogenannte Hadrianstempel an der Kuretenstraße — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2017

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.46296#0182
License: Creative Commons - Attribution
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II.2 Restauratorische und konservatorische Bestands- und Zustandserfassung (Martin Pliessnig) 181

Die Aufgabe der Untersuchungstätigkeit vor Ort bestand in der Aufnahme des Bestands und
des Erhaltungszustands des >Hadrianstempels<. Es wurde entschieden, diese in Form einer gra-
fischen Kartierung vorzunehmen (Taf. 113-161)1201. Dieses Verfahren hat sich im Rahmen der
Denkmalpflege und Bauwerksdiagnostik etabliert und liefert flächendeckende übersichtliche
Darstellungen der vorgefundenen Situation1202. Begleitet wurde die Kartierungstätigkeit durch
zerstörungsfreie bzw. zerstörungsarme technische Prüfmethoden. Zum Einsatz kamen hierbei
z. B. ein Ultraschallmessgerät, das >Karsten’sche Prüfröhrchem und der >Schmidt-Hammer<
(Taf. 163, 1-3).
Für die exakte Definition der vorhandenen Materialen sowie zur detaillierten Untersuchung
der einzelnen Schadensbilder kamen naturwissenschaftliche Untersuchungen im Labor zur
Anwendung. Diese erfolgten an insgesamt 33 Proben des >Hadrianstempels<. Das Untersuchungs-
programm umfasste Mikroskopie, Rasterelektronenmikroskopie (REM), Infrarot-Spektroskopie,
Röntgendiffraktometrie sowie mechanische Prüfverfahren1203.
Die angewandten Untersuchungsmethoden vor Ort und im Labor sollen an dieser Stelle kurz
vorgestellt werden.
II. 2.2.1 Kartierung
Für die Kartierung des >Hadrianstempels< kam das Programm Metigo Map 3.0 der Fokus GmbH
Leipzig zur Anwendung. Die Software ist speziell für den Einsatz in der Denkmalpflege konzi-
piert und vereint Funktionen von Bildbearbeitungs- und Zeichenprogrammen für Architektinnen
und Architekten.
Als Kartierungsgrundlagen dienten maßstabsgetreue Ansichten, die auf den von Robert Kala-
sek angefertigten Laserscans des Tempels beruhen (Taf. 162)1204. Die maßstabsgetreuen Ansichten
des Scans wurden mit entzerrten Fotografien überlagert, da eine Fotografie gegenüber dem Scan
den Vorteil hat, dass neben dem Oberflächenrelief auch die optische Erscheinung wiedergege-
ben wird. Dies hat im Sinne der konservatorischen und restauratorischen Zustandserfassung
besondere Bedeutung, zumal sich viele Materialien und Schadensbilder durch ihre optische
Erscheinung von ihrer Umgebung abheben.
Der zweite vorbereitende Arbeitsschritt noch vor der Umsetzung der eigentlichen Kartie-
rungstätigkeit bestand in der Definition der verschiedenen Kartierungsklassen. Zu diesem Zweck
wurde ein ausführlicher Bestands- und Schadenskatalog angelegt. Darin enthalten sind eine Cha-
rakterisierung sowie die Interpretation sämtlicher vorgefundener Materialien und Schadensbilder.
In die Kartierung wurden nur jene Gruppen des Bestands- und Schadenskatalogs übertragen, die
eine besondere Bedeutung für die Zustandsbeschreibung aufwiesen (Tab. 2).
Insgesamt wurden 35 Bestandsklassen, 24 Schadensklassen und 9 Klassen zur Dokumentation
der naturwissenschaftlichen Untersuchungen kartiert. Da das umfangreiche Programm aus zeit-
lichen und finanziellen Gründen nicht an allen Oberflächen durchgeführt werden konnte, musste
eine Auswahl getroffen werden. Der Schwerpunkt wurde auf die aufsteigende Architektur gelegt,
während die Mauerkrone und der Boden ausgespart blieben.

1201 Die Arbeiten erfolgten im Rahmen eines einmonatigen Aufenthalts im September 2010.
1202 s. dazu Eckstein 2003; Fitzner-Kownatzki 1989.
1203 s. Kap. II.2.1 Im Folgenden wird mit der Angabe der Probennummer HTEMP 1-28 bzw. HTEMP Kl -K5 auf die
ausführlichen Analyseprotokolle sowie die dort enthaltenen Abbildungen verwiesen.
1204 s. Kap. 1.3.
 
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