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I DAS BAUWERK AN DER KURETENSTRASSE
der Inschrift (vgl. Taf. 22). Bei dem westlichen horizontalen Architrav 029A (Taf. 71, 1; 232)
mit seinem zugehörigen, aber im modernen Wiederaufbau nicht verwendeten Fragment 123A
(Taf. 303) handelt es sich um ein spätantikes Ersatzstück, das im Zuge des Wiederaufbaus des
4. Jahrhunderts n. Chr. nach dem Einsturz des westlichen Pronaos gearbeitet und neu verbaut
wurde. Aus diesem Grund trägt der Block auch keine Inschrift. Während man sich vor allem an
der Vorderseite zur Straße hin um ein einheitliches Aussehen bemühte334, besaßen die Informa-
tionen zu Gebäude und Stifter offenbar keine entsprechende Wertigkeit mehr und wurden wohl
lediglich aufgemalt oder überhaupt weggelassen.
Auch bei den beiden Gesimsen 044G und 045G (Taf. 76, 1; 250-251) von der Westseite des
syrischen Bogens< handelt es sich um Ersatzstücke, die sich in ihrer Ornamentik deutlich von
den anderen Geisonblöcken der Straßenfront unterscheiden335.
Die Position von 042G und 053G an den Giebelecken (Taf. 3, 2; 248-249; 259-260) ist
aufgrund ihrer Gestaltung eindeutig. Die dazwischenliegenden Teile des Horizontal- und Bogen-
geisons sind heute in ihrer ursprünglichen Lage wieder verbaut, wie u. a. die Verklammerun-
gen in den Oberseiten zeigen336. Auch für die beiden anderen, nicht verbauten Bauglieder des
Schräggeisons lässt sich ihre ursprüngliche Position bestimmen (Taf. 203): Block 055G (Taf. 263.
264, 1) kann anhand der Klammerbettungen unmittelbar östlich von 042G positioniert werden.
Die Position des an der Ostseite gelegenen Blocks 054G (Taf. 261-262) ergibt sich aus der
Neigung der Oberseite von 048G und 049G (Taf. 254-255). Der ungewöhnliche Steinschnitt
der beiden Stücke beruht wohl auf konstruktiven Überlegungen, wobei man sich eine günstige
Auswirkung auf die Stabilität des >syrischen Giebels< mit seinem Bogen erhoffte3-37.
Aus optischen Gründen ist zu vermuten, dass die Ecken sowie die Spitze des Giebels von
Akroteren abgeschlossen waren. Der abgearbeitete Bereich an der Oberseite von 053G (Taf.
259-260) könnte dafür - vielleicht in Verbindung mit dem Hebeloch als Dübelloch in Zweit-
verwendung - ebenso gedient haben wie eine nach Westen offene Vertiefung in 042G (Taf.
248-249). Da Letztere jedoch nicht symmetrisch zum Gegenstück 053G angelegt ist, könnte
diese Einarbeitung auch in Zusammenhang mit dem Wiederaufbau oder den benachbarten Struk-
turen stehen.
Auch die Position der nach hinten verlaufenden Architrave 089A (Taf. 271-272) und 100A
(Taf. 297-288) ergibt sich aus ihrem Steinschnitt (Planbeil. 9. 10). Beide lagen auf den Pfeiler-
kapitellen der Straßenfront sowie auf den Reliefblöcken (713R. 716R) in den Pronaosmauern
auf und waren somit Bestandteil des Wandaufbaus338. An der Westseite befindet sich der kai-
serzeitliche Architrav 100A, der beim Einsturz des Gebäudes in zwei Teile zerbrochen war. Für
den antiken Wiederaufbau wurde er an der West- und an der Ostseite im Bereich des Bruches
verklammert sowie vermutlich auch im Inneren verdübelt. Ob die Klammerbettung an der Kante
zu 029A (Taf. 232) bereits in der Kaiserzeit oder erst bei dem antiken Wiederaufbau entstand,
ist nicht festzustellen, da dieser Bereich an dem aus dem 4. Jahrhundert stammenden Archit-
rav 029A nicht erhalten ist339. Die Architekturdekoration an 100A ist nur bis zu etwa 90 cm von
der Vorderkante ausgearbeitet, der hintere Bereich war deshalb höchstwahrscheinlich von der
334 Zur Angleichung der Ersatzstücke an die hadrianische Bauomainentik vgl. Kap. 1.5.3.
335 Zur ihrer Ornamentik s. auch Kap. 1.5.3.
336 Teilweise wurden die antiken Klamrnerbettungen auch für die Fixierung beim Wiederaufbau verwendet. Zugleich
ist jedoch nicht unbedingt auszuschließen, dass im Zuge dieser Arbeiten eine nachträgliche Bearbeitung der anti-
ken Werkstücke vorgenommen wurde, die mangels Dokumentation nicht nachvollziehbar ist. Aus diesem Grund
wird auf eine Diskussion der einzelnen Verbindungen verzichtet.
337 Vgl. dazu auch den offenbar sehr ähnlichen Steinschnitt am sog. Hadrianstor am westlichen Ende der Kureten-
straße, vgl. Uiür 1989, bes. Taf. 69.
338 100A hatte keine Verdübelung mit den darunter angeordneten Blöcken, was für die Antike aufgrund der vorhan-
denen Auflast wesentlich weniger problematisch scheint, als es bei dem modernen Wiederaufbau der 1950er Jahre
der Fall war, vgl. dazu Kap. II.2.4.5.
339 Ebenso wenig ist eine Aussage für die Klammerheftung an der Nordostecke möglich, s. u.
I DAS BAUWERK AN DER KURETENSTRASSE
der Inschrift (vgl. Taf. 22). Bei dem westlichen horizontalen Architrav 029A (Taf. 71, 1; 232)
mit seinem zugehörigen, aber im modernen Wiederaufbau nicht verwendeten Fragment 123A
(Taf. 303) handelt es sich um ein spätantikes Ersatzstück, das im Zuge des Wiederaufbaus des
4. Jahrhunderts n. Chr. nach dem Einsturz des westlichen Pronaos gearbeitet und neu verbaut
wurde. Aus diesem Grund trägt der Block auch keine Inschrift. Während man sich vor allem an
der Vorderseite zur Straße hin um ein einheitliches Aussehen bemühte334, besaßen die Informa-
tionen zu Gebäude und Stifter offenbar keine entsprechende Wertigkeit mehr und wurden wohl
lediglich aufgemalt oder überhaupt weggelassen.
Auch bei den beiden Gesimsen 044G und 045G (Taf. 76, 1; 250-251) von der Westseite des
syrischen Bogens< handelt es sich um Ersatzstücke, die sich in ihrer Ornamentik deutlich von
den anderen Geisonblöcken der Straßenfront unterscheiden335.
Die Position von 042G und 053G an den Giebelecken (Taf. 3, 2; 248-249; 259-260) ist
aufgrund ihrer Gestaltung eindeutig. Die dazwischenliegenden Teile des Horizontal- und Bogen-
geisons sind heute in ihrer ursprünglichen Lage wieder verbaut, wie u. a. die Verklammerun-
gen in den Oberseiten zeigen336. Auch für die beiden anderen, nicht verbauten Bauglieder des
Schräggeisons lässt sich ihre ursprüngliche Position bestimmen (Taf. 203): Block 055G (Taf. 263.
264, 1) kann anhand der Klammerbettungen unmittelbar östlich von 042G positioniert werden.
Die Position des an der Ostseite gelegenen Blocks 054G (Taf. 261-262) ergibt sich aus der
Neigung der Oberseite von 048G und 049G (Taf. 254-255). Der ungewöhnliche Steinschnitt
der beiden Stücke beruht wohl auf konstruktiven Überlegungen, wobei man sich eine günstige
Auswirkung auf die Stabilität des >syrischen Giebels< mit seinem Bogen erhoffte3-37.
Aus optischen Gründen ist zu vermuten, dass die Ecken sowie die Spitze des Giebels von
Akroteren abgeschlossen waren. Der abgearbeitete Bereich an der Oberseite von 053G (Taf.
259-260) könnte dafür - vielleicht in Verbindung mit dem Hebeloch als Dübelloch in Zweit-
verwendung - ebenso gedient haben wie eine nach Westen offene Vertiefung in 042G (Taf.
248-249). Da Letztere jedoch nicht symmetrisch zum Gegenstück 053G angelegt ist, könnte
diese Einarbeitung auch in Zusammenhang mit dem Wiederaufbau oder den benachbarten Struk-
turen stehen.
Auch die Position der nach hinten verlaufenden Architrave 089A (Taf. 271-272) und 100A
(Taf. 297-288) ergibt sich aus ihrem Steinschnitt (Planbeil. 9. 10). Beide lagen auf den Pfeiler-
kapitellen der Straßenfront sowie auf den Reliefblöcken (713R. 716R) in den Pronaosmauern
auf und waren somit Bestandteil des Wandaufbaus338. An der Westseite befindet sich der kai-
serzeitliche Architrav 100A, der beim Einsturz des Gebäudes in zwei Teile zerbrochen war. Für
den antiken Wiederaufbau wurde er an der West- und an der Ostseite im Bereich des Bruches
verklammert sowie vermutlich auch im Inneren verdübelt. Ob die Klammerbettung an der Kante
zu 029A (Taf. 232) bereits in der Kaiserzeit oder erst bei dem antiken Wiederaufbau entstand,
ist nicht festzustellen, da dieser Bereich an dem aus dem 4. Jahrhundert stammenden Archit-
rav 029A nicht erhalten ist339. Die Architekturdekoration an 100A ist nur bis zu etwa 90 cm von
der Vorderkante ausgearbeitet, der hintere Bereich war deshalb höchstwahrscheinlich von der
334 Zur Angleichung der Ersatzstücke an die hadrianische Bauomainentik vgl. Kap. 1.5.3.
335 Zur ihrer Ornamentik s. auch Kap. 1.5.3.
336 Teilweise wurden die antiken Klamrnerbettungen auch für die Fixierung beim Wiederaufbau verwendet. Zugleich
ist jedoch nicht unbedingt auszuschließen, dass im Zuge dieser Arbeiten eine nachträgliche Bearbeitung der anti-
ken Werkstücke vorgenommen wurde, die mangels Dokumentation nicht nachvollziehbar ist. Aus diesem Grund
wird auf eine Diskussion der einzelnen Verbindungen verzichtet.
337 Vgl. dazu auch den offenbar sehr ähnlichen Steinschnitt am sog. Hadrianstor am westlichen Ende der Kureten-
straße, vgl. Uiür 1989, bes. Taf. 69.
338 100A hatte keine Verdübelung mit den darunter angeordneten Blöcken, was für die Antike aufgrund der vorhan-
denen Auflast wesentlich weniger problematisch scheint, als es bei dem modernen Wiederaufbau der 1950er Jahre
der Fall war, vgl. dazu Kap. II.2.4.5.
339 Ebenso wenig ist eine Aussage für die Klammerheftung an der Nordostecke möglich, s. u.