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II PETROGRAFISCHE UND KONSERVATORISCHE ANALYSEN
Besiedlung, Auswaschung Beton Taf. 136-144. 153-160) ergibt sich daraus kein erheblicher
Unterschied für die jeweiligen Wandflächen. Dieser Umstand liegt darin begründet, dass die
betreffenden Flächen von dem vorhandenen Relief der Mauerkrone überlagert werden, d. h., der
Wasserabfluss von der Mauerkrone führt in vielen Fällen zu einer starken Belastung von vom
Regen abgewandten Bereichen.
Die letzte Etappe des Niederschlagswassers ist schlussendlich der Boden des >Hadrians-
tempelsc Dieser besteht zum Großteil aus einer eingebrachten Lage aus Kies und Sand und, vor
allem in der Vorhalle, aus einzelnen originalen Bodenplatten. Im gesamten Innenraum hat sich
ein massives, flächiges Fundament aus opus caementicium erhalten, das einst die Unterkons-
truktion des Fußbodens bildete1357. Diese Bausubstanz ist in sehr gutem Zustand und erweist
sich als relativ wasserundurchlässig. Nach längeren, heftigen Regenfällen bilden sich sowohl in
der Vorhalle als auch in der Cella Pfützen, die sich dort über mehrere Tage halten können (Taf.
199, 2). Die Bedingungen der bodennahen Bereiche im geschützten Innenraum der Cella sind
teilweise so feucht, dass dort in den Wintermonaten Moos wächst.
Der Eintrag von abfließendem Regenwasser der Umgebung findet beim >Hadrianstempel< nur
sehr gering statt. Seine Rückseite ist eingebettet in die freigelegte Bausubstanz des Variusbades,
welche Wasserströme vom Panayirdag blockiert. Im Westen befindet sich abschüssiges Gelände
aus Bauschutt mit einem Gefälle hin zu einer Raumeinheit direkt vor der Kuretenstraße. Von
abfließendem Wasser über die Kuretenstraße selbst wird der Tempel durch seinen Stufenaufbau
geschützt. Bei heftigen Regenfällen fließt ein Wasserstrom teilweise erheblichen Ausmaßes direkt
an dem Tempel vorbei. Die einzige Stelle mit nennenswerten Effekten ist die Ostseite. Dort
befindet sich der Treppenaufgang mit seinen dazugehörigen Podesten am oberen und unteren
Ende. Niederschlagswasser fließt hier potenziell nahe der Wand ab und kann durch den Durch-
gang nach der Antenwand in die Vorhalle eindringen. Da diesbezüglich aber keine Schädigung
festzustellen ist und sich am Übergang Mauer - Boden viele Verwitterungsprodukte angesammelt
haben, dürfte dieses Ereignis nur äußerst selten vorkommen.
II. 2.4.4.3 Wasser und Marmor
Das wichtigste antike Baugestein des >Hadrianstempels<, der Marmor, reagiert mit Wasser auf
unterschiedlichste Weise. Zum einen wird er vom Wasser über einen Lösungsangriff direkt ange-
griffen und sein Mineral Kalzit zerstört. Zum anderen dringt das Wasser in vorhandenen Poren-
raum ein und führt dort zu einem breiten Spektrum an Schäden wie Frost- und Salzsprengung,
Quellungsvorgängen oder auch zu einem erhöhten Wachstum von Mikroorganismen1358.
In der Regel führt eine starke Wasserbelastung immer zu einer erhöhten Gefahr und signi-
fikanten Beschleunigung der Schädigung von Marmor1359. Sichtbar sind diese Gesteinsschäden
meist in Form einer Gefügezerstörung, des sog. Zuckerzerfalls. Derartige Stellen kommen am
>Hadrianstempel< relativ oft vor und wurden im Rahmen der Zustandserfassung (s. Kap. 1.7.4.1)
als Oberflächenverlust 2 und 3 klassifiziert.
Um die Wechselwirkung geschädigter Areale mit Wasser zu untersuchen und zu quantifizieren,
wurde an ausgewählte Bereiche das >Karsten’sche Prüfröhrchem angesetzt. Die einzelnen Mes-
sungen erfolgten über einen Zeitraum von einer Stunde im Intervall von 5,10,15, 30 und 60 min.
Ein vorzeitiger Abbruch der Messung wurde nach der Überschreitung des Endpunkts der Skala
bei 4 ml vorgenommen. Die Daten sind zur Veranschaulichung in einem Diagramm der Menge
an aufgenommenen Wasser gegen die Zeit (Taf. 200, 1) erfasst. Die Gruppierung der Messungen
1357 Zu einer im Ostteil des Innenraumes durchgefuhrten Sondage s. Kap. 1.4.2.5.
1358 s. dazu Kap II.2.4.1.2.
1359 s. dazu Grimm - Schwarz 1985, 73; Poschold 1990, 11.
II PETROGRAFISCHE UND KONSERVATORISCHE ANALYSEN
Besiedlung, Auswaschung Beton Taf. 136-144. 153-160) ergibt sich daraus kein erheblicher
Unterschied für die jeweiligen Wandflächen. Dieser Umstand liegt darin begründet, dass die
betreffenden Flächen von dem vorhandenen Relief der Mauerkrone überlagert werden, d. h., der
Wasserabfluss von der Mauerkrone führt in vielen Fällen zu einer starken Belastung von vom
Regen abgewandten Bereichen.
Die letzte Etappe des Niederschlagswassers ist schlussendlich der Boden des >Hadrians-
tempelsc Dieser besteht zum Großteil aus einer eingebrachten Lage aus Kies und Sand und, vor
allem in der Vorhalle, aus einzelnen originalen Bodenplatten. Im gesamten Innenraum hat sich
ein massives, flächiges Fundament aus opus caementicium erhalten, das einst die Unterkons-
truktion des Fußbodens bildete1357. Diese Bausubstanz ist in sehr gutem Zustand und erweist
sich als relativ wasserundurchlässig. Nach längeren, heftigen Regenfällen bilden sich sowohl in
der Vorhalle als auch in der Cella Pfützen, die sich dort über mehrere Tage halten können (Taf.
199, 2). Die Bedingungen der bodennahen Bereiche im geschützten Innenraum der Cella sind
teilweise so feucht, dass dort in den Wintermonaten Moos wächst.
Der Eintrag von abfließendem Regenwasser der Umgebung findet beim >Hadrianstempel< nur
sehr gering statt. Seine Rückseite ist eingebettet in die freigelegte Bausubstanz des Variusbades,
welche Wasserströme vom Panayirdag blockiert. Im Westen befindet sich abschüssiges Gelände
aus Bauschutt mit einem Gefälle hin zu einer Raumeinheit direkt vor der Kuretenstraße. Von
abfließendem Wasser über die Kuretenstraße selbst wird der Tempel durch seinen Stufenaufbau
geschützt. Bei heftigen Regenfällen fließt ein Wasserstrom teilweise erheblichen Ausmaßes direkt
an dem Tempel vorbei. Die einzige Stelle mit nennenswerten Effekten ist die Ostseite. Dort
befindet sich der Treppenaufgang mit seinen dazugehörigen Podesten am oberen und unteren
Ende. Niederschlagswasser fließt hier potenziell nahe der Wand ab und kann durch den Durch-
gang nach der Antenwand in die Vorhalle eindringen. Da diesbezüglich aber keine Schädigung
festzustellen ist und sich am Übergang Mauer - Boden viele Verwitterungsprodukte angesammelt
haben, dürfte dieses Ereignis nur äußerst selten vorkommen.
II. 2.4.4.3 Wasser und Marmor
Das wichtigste antike Baugestein des >Hadrianstempels<, der Marmor, reagiert mit Wasser auf
unterschiedlichste Weise. Zum einen wird er vom Wasser über einen Lösungsangriff direkt ange-
griffen und sein Mineral Kalzit zerstört. Zum anderen dringt das Wasser in vorhandenen Poren-
raum ein und führt dort zu einem breiten Spektrum an Schäden wie Frost- und Salzsprengung,
Quellungsvorgängen oder auch zu einem erhöhten Wachstum von Mikroorganismen1358.
In der Regel führt eine starke Wasserbelastung immer zu einer erhöhten Gefahr und signi-
fikanten Beschleunigung der Schädigung von Marmor1359. Sichtbar sind diese Gesteinsschäden
meist in Form einer Gefügezerstörung, des sog. Zuckerzerfalls. Derartige Stellen kommen am
>Hadrianstempel< relativ oft vor und wurden im Rahmen der Zustandserfassung (s. Kap. 1.7.4.1)
als Oberflächenverlust 2 und 3 klassifiziert.
Um die Wechselwirkung geschädigter Areale mit Wasser zu untersuchen und zu quantifizieren,
wurde an ausgewählte Bereiche das >Karsten’sche Prüfröhrchem angesetzt. Die einzelnen Mes-
sungen erfolgten über einen Zeitraum von einer Stunde im Intervall von 5,10,15, 30 und 60 min.
Ein vorzeitiger Abbruch der Messung wurde nach der Überschreitung des Endpunkts der Skala
bei 4 ml vorgenommen. Die Daten sind zur Veranschaulichung in einem Diagramm der Menge
an aufgenommenen Wasser gegen die Zeit (Taf. 200, 1) erfasst. Die Gruppierung der Messungen
1357 Zu einer im Ostteil des Innenraumes durchgefuhrten Sondage s. Kap. 1.4.2.5.
1358 s. dazu Kap II.2.4.1.2.
1359 s. dazu Grimm - Schwarz 1985, 73; Poschold 1990, 11.