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Ohnesorg, Aenne; Schleithoff, Ruth [Hrsg.]; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Der Kroisos-Tempel: neue Forschungen zum archaischen Dipteros der Artemis von Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 12,4: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.47146#0011
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Vorwort

Dem archaischen Artemis-Tempel von Ephesos kommt unter den großen ionischen Dipteroi des 6. Jahrhunderts v. Chr. eine überragende Bedeutung zu.
Dies nicht nur aufgrund seiner Größe und der kultischen Besonderheiten des Artemisions, sondern vor allem wegen seiner besonderen architektonischen
Gestalt und seiner reichen Skulpturenausstattung, welche der großzügigen Stiftung des Kroisos zu verdanken war. Durch etwa zweihundert Jahre war der
Bau das Zentrum des Kultes, bis er - der Überlieferung nach in der Nacht, da Alexanders der Große geboren wurde - der Feuersbrunst zum Opfer fiel,
die mit dem Namen des Herostratos verbunden ist. Ein prachtvoller Neubau entstand über den alten Fundamenten: schöner, größer und mit wunderbarer
Ausstattung, geschaffen von den berühmtesten Künstlern der Zeit. Für die gesamte antike Welt galt dieser Tempel als eines der sieben Weltwunder.
Unser Verständnis des älteren Tempels beruht zunächst auf den englischen Grabungen und hat durch die eindrucksvollen Rekonstruktionszeichnungen von
Fritz Krischen in den bekannten „Weltwunder der Baukunst“ weite Verbreitung gefunden. Entscheidende neue Erkenntnisse brachten die Forschungen
der Jahrzehnte seit 1965 unter der Verantwortung von Anton Bammer, denen vor allem die Entdeckung des Altars und die Klärung der Westfront des
Tempels zu verdanken ist. Publiziert wurden diese Ergebnisse in den „Forschungen in Ephesos“ (FiE XII 2), wobei die Frage des sog. Hekatompedos,
jenem Fundament vor der Westfront, in welchem manche Experten die Reste des archaischen Altars sehen, noch offen geblieben ist.
Nach der Neuvorlage der Bauplastik des archaischen Artemisions von Ephesos durch Ulrike Muss hat sich vor einigen Jahren Frau Aenne Ohnesorg der
verdienstvollen Neubearbeitung der Architektur des Kroisos-Tempels angenommen, welche nun als jüngster Faszikel des zwölften Bandes der „For-
schungen in Ephesos“ (FiE XII 3) vorliegt. Nach systematischer Detailarbeit am Bestand der Baureste vor Ort und in den Depots des British Museum sind
vollkommen neue Zusammenhänge klar geworden, durch die exakten Neuaufnahmen der Ruinenreste, die nun Teil des digitalen Stadtplans von Ephesos
sind, konnte insbesondere auch der Gesamtplan auf eine neue Grundlage gestellt werden. Der breite Einsatz der Mittel und Methoden der Bauforschung
war die einzige Möglichkeit, dem disparaten Bestand gerecht zu werden.
Aenne Ohnesorg hat sich dieser Arbeit mit nachhaltigem Eifer und optimistischer Unverdrossenheit unterzogen und unter schwierigen Bedingungen die
große Mühe der Sichtung und Dokumentation verstreuter Werkstücke auf sich genommen, womit zugleich wertvolle Ordnungsarbeit unserer Bestände
verbunden war. Nicht immer war es möglich, dem großen Zeitaufwand und der wissenschaftlichen Leistung das entsprechende wirtschaftliche Äquiva-
lent gegenüberzustellen. Für diese Form der Selbstausbeutung möchte ich ihr an dieser Stelle meine Anerkennung und den Dank der Grabung Ephesos
aussprechen. Zu danken ist auch Wolf Koenigs vom Lehrstuhl für Baugeschichte an der TU München für die Unterstützung der Autorin sowie allen
Kolleginnen und Kollegen, die zum Entstehen des Werkes beigetragen haben.
Hinsichtlich der Drucklegung ist dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung für einen namhaften Zuschuss zu danken und nicht zuletzt
dem Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, insbesondere Hannes Weinberger, für die Unterstützung und Sorgfalt, welche die Pro-
duktion einer solchen Publikation erfordert.
Keine Arbeit zu einem Bauwerk, welches derart vielschichtige Zerstörungen und eine so fragmentarische Forschungsgeschichte erfahren hat, kann Endgül-
tigkeit der Ergebnisse garantieren. So muss die vorliegende Untersuchung etwa auf die Spolien aus dem archaischen Artemision, die in der nachantiken
Befestigung am Ayasuluk entdeckt wurden, und auch auf all die Stücke, die dort möglicherweise noch eingebaut sind, verzichten. Dennoch sind wir sicher,
dass der neue Stand der Erkenntnisse die großformatige Vorlage rechtfertigt und mit der sehr gut gelungenen graphischen Aufbereitung der Resultate
auch eine für die Zukunft befruchtende Wirkung für die Erforschung der Sakralarchitektur der archaischen Zeit verbunden ist.
Wien, im Jänner 2007 Friedrich Krinzinger

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