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Ohnesorg, Aenne; Schleithoff, Ruth [Hrsg.]; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Der Kroisos-Tempel: neue Forschungen zum archaischen Dipteros der Artemis von Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 12,4: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.47146#0115
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IV. Rekonstruktion des Grundrisses

A. SEKOSWÄNDE (Abb. 18. 19 Taf. 23. 24. 29. 30. 32. 36. 37 Beil.)
Der Verlauf der Innenfluchten der Sekoswände samt ihren leichten Verdrehungen gegenüber dem Meßnetz ist aufgrund der bereits beschriebenen
Ritzlinien und der teilweise noch existenten Quader im Norden, Westen und Süden mit Hilfe der modernen Meßpunkte, die sich darauf befinden, zu
bestimmen. Das moderne Meßnetz ist nach dem Fundament des großen Altars ausgerichtet551. Verdrehungen und ähnliches im Folgenden beziehen sich
immer auf diese Ausgangsbasis, desgleichen die Angaben >östlich der Altarostkante< und mördlich der Altarsüdkante< (s.o. Erläuterungen mit Anm.25).
Von der östlichen Sekoswand ist nur eine Stelle der Innenflucht nahe der Südostecke genau bekannt, aus der sich deren Ausrichtung nicht genau ableiten
läßt.

1. Südliche Sekoswand
Im Westteil der südlichen Sekoswand liegen die geodätischen Meßpunkte 618, 193 und 622552 auf Ecken und Fronten von Quadern der Innenwand-
schale; im Ostteil sind wenigstens die Ritzlinien von Innen- und Außenflucht der Wand auf dem Toichobat erhalten (Taf. 24. 29). Daraus läßt sich eine
leichte Verdrehung der gesamten Wand von Nordwesten nach Südosten bzw. im Uhrzeigersinn ablesen, um -0,15% (Abb. 18)553. Diese entspricht
ungefähr der Verdrehung der nördlichen Ritzlinie der Sekosnordwand (s.u.), welche somit parallel liegt, was auch durch unsere Direktmessung des
Abstandes der beiden Ritzlinien bestätigt wurde (s.o. Kap. IIA 1 und 3).

Auf oder in unmittelbarer Nähe der Ritzlinie auf dem Toichobatrest der Sekossüdwand -91 m östlich der Altarostkante liegt kein Meßpunkt, weshalb
deren Lage nur mit -9.15 m nördlich der Altarsüdkante angegeben werden kann; aus diesem Maß würde eine Verdrehung gegenüber dem Meßnetz von
-0,32% im Uhrzeigersinn resultieren, ein ungenauerer Wert. Hingegen bestätigt eine zweite Ritzlinie in 1.96,8 m Abstand nach Süden auf diesem
östlicheren Toichobatrest die Wandstärke 1.96,6 m weiter westlich (s.o. Kap. II A 1). Diese Wandstärke von 1.96,7 m ± 0,1cm ist auch auf die
Sekosnordwand zu übertragen, und wohl auch auf die Ostwand (s.u.), während die Sekoswestwand oder Türwand stärker ist.

-95 m östlich der Altarostkante sind einige weitere Toichobatplatten der Sekossüdwand mit dem Mörtelgrat der nördlichen oder inneren Wandquader-
schale, -9.14 m nördlich der Altarsüdkante, erhalten (Taf. 24. 29).

2. Westliche Sekos- oder Türwand
Im Nordteil der westlichen Sekos- oder Türwand liegen ebenfalls noch einige Schalenquader in situ, mit den Meßpunkten 607, 608 und 204 auf deren
Ostschale (Taf. 30. 36). Deren Koordinaten östlich der Altarostkante zeigen wieder eine leichte Verdrehung von -0,118% gegenüber dem Meßnetz,
diesmal gegen den Uhrzeigersinn. Damit bildet die Innenflucht der Sekoswände zumindest im westlichen Teil ein leichtes Parallelogramm, was bei der
insgesamt geringen Abweichung vom rechten Winkel als antike Meßungenauigkeit interpretiert werden kann (Abb. 18). Daß beim Aufreißen von
Wandfluchten noch experimentiert wurde, zeigen die beiden divergierenden Ritzlinien der Südflucht der nördlichen Sekoswand, von denen die nördli-
che offensichtlich die gültige ist (s.o. Kap. IIA 3 und u. das Folgende).

Die Wandstärke der westlichen Sekoswand beträgt in der ersten, der Wandsockelschicht -2.13,2m, in der zweiten -2.05,0m. Die Türöffnung ist
-6.40 m breit. Die Türschwelle lag anscheinend direkt auf dem Toichobat554 und innerhalb der Öffnung nach Westen verschoben (s.o. Kap. IIA 2).

3. Nördliche Sekoswand
Auf den beiden Ritzlinien auf dem Toichobat der nördlichen Sekoswand liegen ebenfalls geodätische Meßpunkte mit millimetergenauen Koordinaten:
nahe bei der Nordwestecke des Sekos auf der nördlichen Ritzlinie die Meßpunkte 242 und 243, nur -60 cm weiter östlich die Meßpunkte 244 und 245
(Taf. 24. 30)555. Es hat den Anschein, daß die Ritzlinie in diesem Abschnitt um -1,28 % verdreht ist gegenüber dem Meßnetz, und zwar von Südwesten
nach Nordosten bzw. gegen den Uhrzeigersinn. Dabei ist jedoch auch die Verdrückung der Toichobatplatten zu berücksichtigen, s.u. (Taf. 30. 45).

Die zweite, südliche Ritzlinie hat von der nördlichen bei den Punkten 242 und 243 einen Abstand von 10,5 cm.

551 s. auch Abb. 1. - Meßpunkte und Meßnetz sind im Folgenden immer die moder-
nen.
552 Zur geodätischen Einmessung des Artemision-Geländes s.o. Erläuterungen: Grund-
lage der Geländevermessung und Folgerungen.
553 Ich bevorzuge, diese Werte in Prozent statt in Grad anzugeben, weil sie sehr gering
sind; sie lassen sich leicht umrechnen, z.B. tan a =0,15 %/100, ergibt a =0,085°.
554 Wenn die Oberkante der Schwelle auf höherem Niveau als der Toichobat lag, kann
die von Wilberg zugewiesene Platte mit »runder Einarbeitung« nicht zur »Stütz-
rollen«-Schiene der Tür gehören, da sie wegen ihrer Dicke und ihres polygonalen
Zuschnittes aus dem Stylobat stammt: Wilberg (1906) 229 f. Abb. 196; zum Be-

griff s.o. Anm. 146. Der Radius des runden >Anschlags< beträgt ~2.50m; genau
diesen Radius hat der eine Block des jüngeren Tempels, der sicher die Bettung
einer Stützrollen-Schiene trägt, ebenda 229 Abb. 195 (=Bammer [1972] 26 Abb. 28
Nr. 249), was Wilberg wohl zu dieser Interpetation der Platte bewog. Das Maß
würde gut passen, denn bei einer Türbreite von 2 x 2.50m = 5m ergibt sich eine
Laibungsbreite von 70cm ([6.40m -5m]: 2), die den o. in Kapitell! A 2 erwoge-
nen 77 cm Laibungsbreite nahekommt.
555 Meßpunkt 245 wurde nicht auf Taf. 24 eingetragen: 79.85,3 m östlich der AOK
und 30.61,6 m nördlich der ASK.

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