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Ohnesorg, Aenne; Schleithoff, Ruth [Hrsg.]; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Der Kroisos-Tempel: neue Forschungen zum archaischen Dipteros der Artemis von Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 12,4: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.47146#0025
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Einleitung

Das Artemis-Heiligtum von Ephesos wurde im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entdeckt und ausgegraben; das Augenmerk galt zu Anfang hauptsäch-
lich dem jüngeren Dipteros. Später, um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, wurde die ältere Bauphase des Dipteros, der sog. Kroisos-Tempel,
gründlicher erforscht und publiziert (s.u. Kap.I). Danach wurden erst 1965 wieder Grabungen im Heiligtum aufgenommen, zunächst beim im Westen
des Tempels vermuteten und auch bald gefundenen Altar, dann zwischen klassischem Altar und Tempel, und schließlich im Bereich der >Zentralbasis<.
Dabei wurden neben vielen anderen Funden Fragmente von Bauteilen und Bauplastik des archaischen Dipteros geborgen, mit deren Bearbeitung ich
1996 auf Einladung der Projekt- und der Grabungsleitung begann.
Schon nach den ersten beiden Kampagnen in Ephesos reifte die Erkenntnis, daß eine sinnvolle Zuordnung und Bearbeitung der Architekturfragmente
durch eine detaillierte Dokumentation der Fundamentreste des Tempels, insbesondere auch des ab den 1970er Jahren freigelegten Westrandes des Peristasis-8
und Krepisfundaments, zu ergänzen sei. Die Verantwortlichen des ÖAI förderten diesen Plan, aus der Einsicht heraus, daß die möglichst vollständige
Aufnahme aller Reste des Fundaments und des Aufgehenden und der darüber hinaus erhaltenen Fragmente von Bauteilen die notwendige Voraussetzung
dafür ist, daß eine Basis für eine neue Rekonstruktion geschaffen wird, die wenigstens in einigen Punkten größere Gewißheit bringt9. »Neue Erkenntnis-
se der antiken Baugeschichte sind nur aus konsequenter Vermessung aller Bauteile und Zusammenstellung aller Befunde zu gewinnen«10.
Im einzelnen wurde folgendermaßen vorgegangen: 1996, 1997 und 2002/3 wurden die in den Artemision-Grabungen seit 1965 zutage getretenen ar-
chaischen Bauteilfragmente gesichtet, die sich im Steindepot des österreichischen Grabungshauses und im Tempelgelände, in den Bauteildepots A-T
(Abb. 1. 2 Taf. 55 und Tab. 21 im Anhang) befinden11. Daneben waren die Bruchstücke aus den Grabungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die
großteils im »Department of Greek and Roman Antiquities« des Britischen Museums in London lagern, zu identifizieren, zu studieren und in Zeichnun-
gen und Photos zu dokumentieren, was zwischen 2000 und 2004 geschah.


Abb. 1: Lageplan vom Tempel (mit der Grundrißrekonstruktion des jüngeren Tempels aus Bammer [1972] Abb. 5) und den umgebenden Depots;
an der Südostecke des klassischen Altars der Nullpunkt für die Koordinaten im Gelände

8 Mit Peristasis ist immer die Dop7?e/-Ringhalle gemeint, die den Sekos des Artemis-
Tempels von Ephesos umschloß.
9 Auch W. Kirchhoff, Die Entwicklung des ionischen Volutenkapitells im 6. und 5. Jh.
und seine Entstehung (1988) 78 hatte bedauert, daß »die Baugeschichte des
Artemision nicht besser geklärt ist«.
10 W. Koenigs, Rez. von Wesenberg (1983), in: Gnomon 57, 1985, 446ff. bes. 451
(bezogen auf Wesenberg [1983] 69 Anm. 264); ebenda 450 formuliert Koenigs:
»...gesicherte Erkenntnissse [können] nur nach fachgerechter Bearbeitung und
Publikation des vorhandenen Steinmaterials selbst und aus Neufunden gewonnen

werden«. - Allgemein dazu auch G. Gruben in: A. H. Borbein - T. Hölscher -
P. Zänker (Hrsg.), Klassische Archäologie (2000) 251-279 bes. 253.
11 Die Depots S, RI und 2, N und 01 und 2 waren bereits in den 1990er Jahren, im
Zuge der Herrichtung der Ruine einschließlich Terrassierung des Geländes um das
Tempelfundament, aufgelöst und in die Depots A und C im Westen des Altar-
fundaments eingegliedert worden; für diese damals alle auf dem Boden liegenden
Fragmente wurden im Frühsommer 1998 Holzregale von '-85cm x 5.00m Größe
errichtet, die mittlerweile wieder baufällig sind. - Einzelne Fragmente, die ich 1997
sah, konnte ich danach nicht wieder ausfindig machen.

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