Metadaten

Ohnesorg, Aenne; Schleithoff, Ruth [Hrsg.]; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Der Kroisos-Tempel: neue Forschungen zum archaischen Dipteros der Artemis von Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 12,4: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47146#0035
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Keine Bearbeitung
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II. Baubeschreibung89

Die notwendigen zusätzlichen Erläuterungen zu den Plänen Taf. 29 bis 35 und der Beilage beginnen mit den Wänden des Sekos; dann werden die noch
erhaltenen vier Säulenbasen vorgestellt, schließlich die weiteren Reste des Peristasisfundaments und der Krepis. Drei Exkurse sind dem sog. Kroisos-
Naiskos, dem einzigen kroisoszeitlichen Bau im Sekos des Tempels, einer diesem Bau zugewiesenen Quadergruppe und einem rätselhaften bautechnischen
Detail, den sog. Kanälen an Quadern, gewidmet. Die Standorte der zugehörigen Photos Taf. 41-54 sind auf den Abb. 4. 5 und 7-9 angegeben.
A. SEKOSWÄNDE90 EINSCHLIESSLICH WANDSOCKEL (Abb. 4-6 Taf. 14. 25. 26. 29. 30. 41-44 Beil.)
Von den Wänden des Sekos sind stellenweise noch Teile des Aufgehenden mit Schalenquadern erhalten, stellenweise nur mehr das Fundament bis zum
Toichobat oder nur in unteren Schichten, partienweise wohl auch gar nichts mehr.

1. Südliche Sekoswand
Westbereich der südlichen Sekoswand
Im Westbereich der südlichen Sekoswand existieren noch Teile des Fundaments und auch des aufgehenden Mauerwerks. Die oberste Schicht des
Fundaments, der Toichobat, besteht aus Marmorplatten, die sorgfältig verfugt sind und deutlich über die durch einige Schalenquader und Ritzlinien
bezeichnete Wandflucht vorstehen; der Überstand beträgt z.T. bis zu 60 cm, z.B. nahe der südwestlichen Innenecke zur Türwand (Taf. 29. 41. 42). Unter
der Toichobatschicht91 liegen erst eine weitere Marmorschicht und dann einige Fundamentschichten aus kaum bearbeiteten Gneis- und Kalkstein-
blöcken, die leicht abgetreppt sind, d.h. das Fundament wird, wie üblich, nach unten breiter92. Am Westende dieser Südwand sind unter dem Toichobat
nur zwei Fundamentschichten zu sehen, -25 m weiter östlich, bei -103m östlich der AOK (Taf. 29. 42, 8), sind es wenigstens vier Schichten mit einer
Gesamthöhe von mindestens 80 cm (s.u.). Die Konstruktion des Fundaments und dessen Unterkante ist in der Publikation von Elogarth und Elenderson
beschrieben93.
Die Oberfläche des Toichobats ist besonders an den Stellen, wo die Blöcke der beiden Wandschalen aufliegen, gut geglättet mit feinem Spitz- und
Flacheisen. Im Mittelbereich hingegen steht die Bosse z.T. noch bis zu max. 5 cm über der glatten Bettungsfläche an (Taf. 41, 1. 2. 6)94.
Auf den Platten des Toichobats ist die Flucht der äußeren Wandschalen durch stellenweise recht gut erhaltene Ritzlinien markiert, deren Abstand die
Wandstärke in der untersten Quaderschicht angibt: 1.96,7 m im westlichen Teil, -76 m östlich der AOK und 1.96,8 m im östlichen Teil, -91 m östlich
der AOK (Taf. 29. 41,3. 4)95. An einigen Stellen existieren kurze Abschnitte von Ritzlinien, die parallel zu diesen zwei Hauptritzlinien laufen und deren
Zweck unklar ist: die erste liegt 7,5 cm außerhalb der südlichen Wandflucht auf einer Toichobatplatte -77,5 m östlich der AOK, westlich eines Quaders
in sitir, die zweite auf einer der vier Platten des nördlichen Toichobatrandes -81 bis 84 m östlich der AOK, 2 mm südlich, also innerhalb der Wand; sie
scheint einfach beim Zeichnen nochmals neu angesetzt zu sein; die dritte ebenfalls am nördlichen Toichobatrand -95,50 m östlich der AOK, 2,5 cm
nördlich, folglich außerhalb der Wand; die vierte am südlichen Toichobatrand -86 m östlich der AOK, 4,8 cm südlich, wieder außerhalb der Wand
(Taf. 29)96. Ob die Linien außerhalb der Wand einen Zeichenfehler bezeugen wie die zweite Ritzlinie an der nördlichen Sekoswand (s.u.), dann also nicht
parallel zur Hauptlinie liegen, ist wegen der geringen Länge dieser Abschnitte nicht zu entscheiden.
Vereinzelt treten kurze Ritzlinien quer zu den Hauptritzlinien auf, die offenbar Fugen markieren, was manchmal durch Stemmlöcher in deren Nähe
bestätigt wird (Taf. 29. 41, 3. 4)97. Zwei dieser Querlinien befinden sich auf der Südseite der südlichen Hauptritzlinie, 76.74,8 m und 77.06,8 m östlich
der AOK. Die erste ist - bis zum Beginn der abgeplatzen Oberfläche - 1,5 cm lang, die zweite 8 cm, und liegt bei zwei Stemmlöchern; die Ritzlinien

89 Vgl. zur Trennung von Baubeschreibung und Rekonstruktion H. J. Kienast in: A. E.
Furtwängler - H. J. Kienast, Der Nordbau im Heraion von Samos, Samos III
(1989) 31.
90 Hier wird, wie ja bereits im Kap. I zu sehen war, am Begriff >Sekos< für den unüber-
dachten Hofraum des ephesischen Dipteros festgehalten, auch wenn Ch. Höcker in:
R. Rolle - K. Schmidt (Hrsg.), Archäologische Studien in Kontaktzonen der anti-
ken Welt (1998) 147 ff. Zweifel an dessen Gültigkeit in der Antike hat; seine Zwei-
fel daran, daß der ephesische Innenraum nicht überdeckt war, können im Folgen-
den ausgeräumt werden.
91 R. Martin - R. Ginouves, Dictionnaire methodique de l’architecture grecque et
romaine II (1992) 16 mit Anm. 73: >Toichobat< im Altgriechischen nicht in dieser
Bedeutung verwendet, wohl deshalb auch nicht erwähnt bei A. K. Orlandos - J. N.
Travlos, Ae^ikov apxaitov apxiTEKTOviKtbv öpwv (1986); zur modernen Verwendung
z.B. Gruben (2001) 490; Bammer 1993 (2) 137ff. passim, auch in Plänen und
Bildunterschriften, verwendet irreführend »Stylobat« statt >Toichobat<.
92 Die Verbreiterung ist im Ostteil der Südwand stärker und gleichmäßiger (s.u.
Anm. 115) als z.B. an der Ostseite der Türwand (s.u.).
93 Hogarth - Henderson (1908) 247 ff.
94 Die beiden westlichen Bereiche der Südwand ~75 bis ~89m östlich der AOK sind
schon exakt auf den Steinplänen Atlas (1908) Taf. 1 und 2 dargestellt; auf dem

Steinplan bei Bammer 1993 (1) Abb. 1 fehlen die Fundamentblöcke östlich der
Stelle mit den drei erhaltenen Wandschichten (90 bis 92 m östlich der AOK). - Die
Glättung der ursprünglich rauhen Oberfläche des Toichobats für die Unterlager der
Wandquader ist auch beschrieben bei Hogarth - Henderson (1908) 251.
95 Wilberg (1906) 222 maß 1.92m; Hogarth - Henderson (1908) 255 f. geben
1.99(,5)m an; Bammer 1993 (2) 163 nennt 1.93,4m.
96 Vgl. auch die in 1,6 und 2,0 cm parallelen Ritzlinien auf der Westwand und die in
ebenfalls 2,0 cm Abstand parallelen Ritzlinien auf dem Fundament der Nordkrepis
(u. im Folgenden). - Auch am Altarfundament sind parallele Ritzlinien zu beobach-
ten: Muss - Bammer (2001) 34, desgleichen am zweiten Dipteros von Samos, wo
sie »den Bossenvorsprung der jeweils folgenden Schicht angaben«: A. Petronotis,
Bauritzlinien und andere Aufschnürungen am Unterbau griechischer Bauwerke in
der Archaik und Klassik (1968) 89.
97 An der Ostfuge des Südwandquaders in situ ~89m östlich der AOK ist nur ein
Stemmloch, keine Ritzlinie senkrecht zur Hauptlinie zu finden; also wurde nicht
jede Fuge angezeichnet; vergleichbare »Querkerben« ebenfalls am zweiten Dipte-
ros von Samos: Petronotis a.O. 89.

11
 
Annotationen