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Ohnesorg, Aenne; Schleithoff, Ruth [Hrsg.]; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Der Kroisos-Tempel: neue Forschungen zum archaischen Dipteros der Artemis von Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 12,4: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.47146#0061
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III. Bauteile und Bauteilfragmente
A. STYLOBAT, STUFEN UND WANDQUADER (Taf. 1. 3. 5. 12. 14. 25. 26. 29-30. 41-44. 54. 75. 76.)
1. Stylobatplatten (Tab. 20)
Neben den großteils in der Baubeschreibung erwähnten Stylobatresten des Kroisos-Tempels liegen im Gelände des Artemis-Heiligtums an verschiede-
nen Stellen einzelne vollständige oder fragmentarische Stylobatplatten, von denen einige aufgenommen wurden. Sie zeichnen sich durch die schon an
den Stücken im Gelände beobachteten Charakteristika aus (s.o. Kap. II B 3). Die Oberseite ist fein gespitzt, mit dem Flacheisen überarbeitet und wohl
auch geschliffen, die Stoßfugen liegen etwa senkrecht dazu und haben einen Saum, der entlang der OK läuft und fein gepitzt und/oder mittelfein bis fein
scharriert ist, und darunter einen meist fliehenden Spiegel277, der nur grob gespitzt ist bzw. sogar teilweise Naturfläche zeigt.
Die Stylobatplattenfragmente Kat. 1-4 weisen einen z.T. komplizierten polygonalen Zuschnitt auf (Taf. 1. 75, 2. 3). Ihre Oberseiten sind schön glatt,
teilweise deutlich abgetreten (Kat. 1. 2), und waren ursprünglich wohl geschliffen. An den erhaltenen Stoßfugen existieren oben ein -3 bis 6 cm hoher
Saum und darunter ein -mittelfein gespitzter, leicht fliehender Spiegel; die Unterseite ist grob gespitzt und uneben. Die Platten sind <22 bis 24 cm dick.
Eine vollständige und eine fragmentarische dieser polygonal zugeschnittenen Platten des Stylobatpflasters wurden ins Britische Museum tranportiert,
Kat. 5 und 6 (Taf. 1. 75, l)278; sie sind durch dieselben Merkmale wie die anderen Platten ausgezeichnet, besonders die vollständige Platte Kat. 5:
polygonaler Zuschnitt mit spitz- und stumpfwinkligen Ecken, eine Dicke von 19,7 ± 0,1 cm, eine fein gespitzte und scharrierte Oberseite und brauchrauhe
bis fein gespitzte, oben durch feine Scharrierung saumartig geglättete Seitenflächen sowie eine ebene, wohl mittelfein gespitzte Unterseite.
Eher von einer Platte als von einem Quader stammt das Fragment ohne Kat.-Nr. (ohne Inv.-Nr. [43.]; Taf. 1), weil es nur 5,9 cm dick ist. Auf der
geschliffenen Oberseite ist mehr als die Hälfte der 1,2 cm tiefen Bettung einer Schwalbenschwanzklammer erhalten, in der sich deutliche Rostspuren
vom ursprünglichen Dollen abzeichnen. Die eiserne Klammer sowie die Bearbeitung der Oberfläche - Stoßfuge sehr fein scharriert, Außenflächen(?)
geschliffen - verbindet die Platte mit den Baugliedern des archaischen Tempels, wenn auch unklar ist, an welcher Stelle sie verwendet war.

2. Stufen (Tab. 20)
Ein fragmentarischer Stufenblock, Kat. 7, liegt im Depot F im Ostteil des Tempels (Abb. 1 Taf. 1), was aber nichts über seinen Fundort besagt. Die
geschliffene und leicht abgetretene Auftrittsfläche ist nur bis zu einer Tiefe von -20 cm erhalten, dafür existiert der überdeckte Teil noch in seiner
gesamten Tiefe von 41 cm. Dieses Maß, die feine Spitzung und Scharrierung des Oberlagers sowie eine deutliche Korrosionslinie zwischen Stufen- und
Lagerfläche entsprechen der einzigen Stufe in situ (s.o. Kap. II C 3). Nur am Fragment Kat. 7 ist die Bearbeitung des Unterlagers einzusehen, das grober
gespitzt, aber schön eben ist; es lag unmittelbar auf der gut geglätteten Oberfläche der Plattenschicht darunter, die sich auf der freigelegten Westseite
des Tempels teilweise erhalten hat.
Die von Lethaby beschriebenen drei Stufenfragmente im Britischen Museum waren nicht aufzufinden279.

3. Wandquader (Tab. 3)
Von den vollständigen und fragmentarischen Wandquadern liegen einige noch in situ der südlichen und westlichen Sekoswand, zwei extra situm der
südlichen Sekoswand und eine Reihe von größeren und kleineren Fragmenten in den verschiedenen Depots einschließlich Britischem Museum (Taf. 3.
5. 12. 14. 25. 26. 29-30. 41-44. 54. 75. 76). Alle erhaltenen sind Schalenquader, einige Eckquader; Binder, die es vermutlich auch gab, sind nicht
überkommen280.
Die Quaderhöhen und -breiten sind nicht genormt, sondern offenbar so ökonomisch wie möglich aus dem zur Verfügung stehenden Marmor gewonnen;
das geht auch aus den häufig bruchrauh oder als Naturflächen stehengebliebenen Rückseiten hervor (Taf. 41.43. 76, 3. 6. 7). Die Höhen schwanken von
Schicht zu Schicht, sogar auch innerhalb der Innen- und Außenschale einer Schicht (s.o. Kap. IIA und u. im Folgenden). Die erste Schicht hat eine Höhe
zwischen 36 und 37cm, ähnlich wie die Plinthen281, die zweite Schicht ist zwischen 49,6 und 51,1 cm, die dritte Schicht an der Nordseite 43,0cm282
hoch. Die aus dem Zusammenhang gerissenen oder/und fragmentarischen Quader passen entweder zu diesen Quaderhöhen oder belegen weitere, die

277 Unter >fliehend< verstehe ich: zunehmend - aber nicht notwendigerweise regel-
mäßig - vom rechten Winkel abweichend, und zwar in Richtung eines spitzen Winkels
(zur beschriebenen Bezugsebene); vgl. Abb. 28.
278 Die Platte mit der Inv.-Nr. 1972.6-20.58 trägt auch die Nummer 1232 (1) oder »a«
von Smith (1900) 183; dort - und schon bei Wood (1877) 246 und dann auch bei
Lethaby (1914) 87 - wird sie als Tympanon-»Stück« bezeichnet, was ein Irrtum
ist, wie meine Beschreibung zeigt, vgl. u. Kap. III F 4 mit Anm. 494. 495. Hinge-
gen stammt die Platte mit der Smith-Katalog-Nummer 1232 (2) oder »b« vom Tym-
panon - allerdings des jüngeren Tempels: Bammer (1972) 25 Abb. 27 (=1232 b
und nicht 1232 a!); 61 Taf. 3 h; vgl. auch Lethaby (1914) 87 (»Tympanonblöcke
des älteren und jüngeren Tempels«).
279 Lethaby (1908) 17: Höhe 8Z“ =21,6cm, Tiefe 22“ =55,9cm; sie stammen
möglicherweise vom jüngeren Tempel, vgl. o. Anm. 260.

280 Sie müßten um die 2 m lang gewesen sein wie die Wandstärken. Diese Dimensio-
nen dürften keine Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung bereitet haben, da
sie z.B. bei den Plinthenblöcken und natürlich auch Säulentrommeln und -basen
leicht erreicht wurden. Die größte erhaltene Breite eines Schalenquaders beträgt
-3.25 m!
281 Die Höhen der Plinthen schwanken allerdings: sie betragen an der NO-Säulenbasis
-34,5 cm; an der im Süden -36,7 cm; an der im Südwesten 34,8 cm ± 0,1cm; an
der >WSW-Säule< 39,7 cm ± 0,1 cm; ähnlich hoch ist die untere Schicht der Antenwand:
-35 cm ± 8 cm (s.o. Kap. IIA 5 mit Anm. 170). - Die erste Schicht über dem Stylobat
bzw. Toichobat scheint also durchgängig 37 cm ± 3 cm hoch gewesen zu sein.
282 Eine Binderschicht ist - wenigstens in diesem Bereich der Südwand - frühestens
in der vierten Schicht möglich, vorausgesetzt, die nicht erhaltene dritte Schicht der
Südseite ist -42,5 cm hoch.

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