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Ohnesorg, Aenne; Schleithoff, Ruth [Hrsg.]; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Der Kroisos-Tempel: neue Forschungen zum archaischen Dipteros der Artemis von Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 12,4: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.47146#0254
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C. Resümee

Die Plattform der Peristasis im Stylobat mißt dann 112.21 m ± 10 cm x 57.26 m ± 10 cm844. Bei einer Schwankungsbreite von ± 10 cm lassen sich keine
Fußmaße ableiten.

Die seichte Fundamentierung der Krepis in größerem Abstand zum Peristasisfundament scheint in einem späteren Arbeitsgang vorgenommen worden zu
sein. Dieser Abstand ist an den drei erhaltenen Seiten unterschiedlich: er beträgt im Westen -4.17 m, im Norden -3.59,5 m und im Süden -4.40 m, liegt
also auch nicht symmetrisch bezüglich der in West-Ost-Richtung verlaufenden Längsachse des Baus. Die Differenz der Nord- und Süddistanz von -80,5 cm
gleicht die asymmetrische Lage des Dipterosgrundrisses auf dem Fundamentrahmen aus, der um dieses Maß näher an den Nordrand des Fundaments
gerückt ist. Damit wird dann der Umgang zwischen den Plinthen und der Oberkante der Krepis auf der Nord- und Südseite gleich breit, nämlich -3.67 m;
auf der Ostseite könnte er dieselbe Breite haben, auf der Westseite ist er mit 4.05 m etwas breiter (Abb. 22. Taf. 23).
Die asymmetrische Lage des Dipteros auf dem Peristasisfundament ist schwer zu erklären: liegt ein Planungs- oder ein Meßfehler vor, wurde das
Fundament absichtlich zu reichlich bemessen, oder wurde auf ältere Kultanlagen Rücksicht genommen?
Eine nur leicht verdrückte Krepisstufe im Norden und das bekannte Niveau des Stylobats erlauben es, die Krepis mit vier Stufen von -21,2 cm Höhe und
-45,0 cm Tiefe zu rekonstruieren.

Auch für den Oberbau dieses berühmten Tempels konnten neue Erkenntnisse gewonnen werden. Über der Ebene des Wandsockels und der Plinthen, die
etwa gleich hoch sind, erhoben sich die Wände mit wohl leichter Neigung an der Außenseite und die verschieden gestalteten Säulen.
Die hohen glatten Wände des Sekos sind aus großen marmornen Schalenquadern gefügt, die ab und zu durch Binder stabilisiert gewesen sein dürften.
Der Zwischenraum wurde aufgefüllt, z.T. mit unfertigen oder verworfenen Baugliedern. Vermutlich lag noch eine Epikranitis auf der Mauerkrone dieser
Wände, die den sog. Naiskos mit dem Kultbild umfaßten.
Für die Verteilung der unterschiedlichen Säulen gibt es nur wenige Indizien. Da nur einige Dimensionen gesichert sind, bleibt auch eine Staffelung nach
der Größe, wie sie ansatzweise versucht wurde, hypothetisch. Bis auf die noch im Bossenmantel steckenden Säulen waren die Schäfte in ihrer gesamten
Höhe kanneliert, wobei Varianten von 32(?), 36, 40, 44 und 48 Kanneluren auftreten. Dabei wurde die Tendenz, daß höhere Kannelurzahlen an dickeren
Säulenschäften auftreten, beobachtet. Aus den kleinen Fragmenten kannelierter Säulen und den wenigen Werten von Trommelhöhen ist zwar eine
durchschnittliche Verjüngung von 1,25% ± 0,5% zu ermitteln, aber nicht die Säulenhöhe; sie kann höchstens 12 untere Durchmesser betragen haben,
weil sie sonst zu hoch und schlank würde; vielleicht betrug sie aber auch nur -10,3 untere Durchmesser. Eine Entasis konnte nicht nachgewiesen
werden.

Auch die Gestaltung der Säulenbasen variiert: über den einheitlichen Plinthen und Spirae mit doppelten Rundstäben und Trochili lagen Tori mit unter-
schiedlicher horizontaler Gliederung durch Kanneluren oder Rundstäbe oder durch Blattkränze mit lesbischem Kyma. Aus Plinthe mit Spira und dem
Typ des Torus mit horizontaler Kannelierung entwickelte sich die >ephesiche Basis<, die in der klassischen und hellenistischen Architektur Ioniens
kanonisch wurde.

Neben diesen normalen Säulen gab es mit Relieftrommeln geschmückte Säulen und nach neuerer Erkenntnis auch solche mit Relieftrommeln über
Reliefkuben. Für beide dürfte der antik überlieferte Begriff columnae caelatae zutreffen. Relieftrommeln am Säulenfuß lagen mit ihren Fußleisten auf
vollständigen Säulenbasen aus Plinthe, Spira und Torus mit Rundstab. Das ist durch Fragmente von Tori zu belegen, an denen der zum Säulenfuß gehö-
rige Rundstab angearbeitet ist, von denen einige zu Relieftrommeln, andere auch zu Säulenfüßen ohne Rundstab gehören. Relieftrommeln mit unterem
Rundstab lagen auf Tori ohne Rundstab. Mit diesem Säulentyp könnten die beiden Tempelfronten und die Außensäulen der zweiten Reihe der Fronten
ausgestattet gewesen sein, vielleicht auch die inneren Säulen der zweiten Reihe mit dann dünneren Relieftrommeln.

Die würfelförmigen Reliefkuben lagen offensichtlich unmittelbar auf Plinthen, die zu diesem Zweck in Ephesos eingeführt wurden. Denn am älteren
Dipteros der Hera von Samos - und auch am jüngeren Dipteros von Samos und am älteren Apollon-Tempel von Didyma - gab es allem Anschein nach
keine Plinthen - aber auch keine Reliefh/Z)ew. Ob in Ephesos auf den Reliefkuben - wenigstens stellenweise - Relieftrommeln lagen, wie der Befund am
jüngeren Tempel nahelegt und wofür die Fragmente mit der -9,5 cm hohen Fußleiste in Frage kommen, oder gleich die gegebenenfalls wohl mit Tori
ausgestatteten kannelierten Säulenschäfte, ist nicht zu entscheiden845. Als Standort für solche kombinierten Kuben und Trommeln ist der Pronaos in
Erwägung zu ziehen, dessen acht Säulen dann entsprechend kürzer waren und der insgesamt reicher ausgestattet war, auch noch mit Antenkapitellen des
ostionischen Typs und eventuell einem unteren Relieffries.

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von Samos herangezogen, der
empel von Samos (1957) Z 3

atien vergleichbar: W. Hahland,
I 1 Abb. 77-94; B. F. Weber, AA
le ebenda 424 mit Anm. 55-63.
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zeitgleiche Naxier-Stoa auf Delos rekonstruiert, s.o. Anm. 698, während der ebenfalls
etwa zeitgleiche Prostylos von Yria auf Naxos keine Eckkapitelle aufwies: z.B.
Gruben (2001) 377 Abb. 284.
Gruben (1963) 172f.; W. Kirchhoff, Die Entwicklung des ionischen Volutenkapi-
tells im 6. und 5. Jh. und seine Entstehung (1988) 81 f. Kat.27. 39. 50. 54. 55. 66:
außer an einem sicher an das Kroisos-Kapitell angelehnten Votivkapitell des »2. Vier-
tels des 5.Jhs.« aus Didyma und an zwei Kapitellen in Chios begegnet der Abakus
in archaischer und frühklassischer Zeit nur noch an »späten Stücken ... der insel-
ionischen Kapitellgruppe« in Paestum und Eretria sowie zwei Kapitellen im »abge-
legenen Gela«.

riß übertragen (Abb. 23).
aß auch diese sich voneinander unterscheiden: schon ihre Gesamtmaße sind unterschiedlich, auch die
cann 20, 22 oder sogar 24 Blätter haben; die Zwickelpalmetten der Fronten sind variiert, desgleichen die
eise gab es Polster mit Anthemienschmuck. Der Abakus - ein weiteres neu eingeführtes Element am
atien, die eine Vielfalt von Ecklösungen aufweisen846. Rosetten statt Voluten gab es nur an den Innenseiten der
•luten durch sich tangierende Kreisscheiben zu ersetzen; an der Außenseite müssen Voluten gelegen haben, die
Proportionen ließen sich aus den unterschiedlichen Maßen nicht gewinnen, aber es ist festzustellen, daß die -
im Proportions-Rahmen zeitgenössischer Kapitelle liegt. Trotz ihrer Unterschiede im Detail vertreten die
Typus des archaischen (ost-)ionischen Kapitells, der sich von den benachbarten milesischen und sami-
;n ohnehin847. Dort überall gab es z.B. keinen Abakus, der anscheinend am >Kroisos-Kapitell< eingeführt
len allmählich durchsetzte848. Seit der Klassik ist er dann kanonisches Element der ionischen Kapitelle.

Relieftrommeln am Säulenhals sind unwahrscheinlich, und auch Halsanthemien sind auszuschließen. Die Überlegungen zur Verteilung der verschiede-
nen Säul -

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