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Baier, Christoph; Forstenpointner, Gerhard; Galik, Alfred; Prochaska, Walter; Schindel, Nikolaus; Vapur, Özlem; Weissengruber, Gerald E.; Österreichische Akademie der Wissenschaften / Verlag [Mitarb.]
Die Palastanlage oberhalb des Theaters von Ephesos (1): Textband — Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2023

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.66553#0150
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II.3 Der Repräsentationstrakt im Süden des Hauptgebäudes

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den westlichen Abschluss der Raumzeile bildete. Seine Nordbegrenzung lag in der Linie der
südlichen Außenmauer des bauzeitlichen Peristylhauses und wurde spätestens in Bauphase Süd-4
aus teils beschädigten Quadern unterschiedlichen Formats und Materials wieder aufgebaut. Die
Annahme, dass im Zuge derselben Wiederaufbaumaßnahmen auch zumindest das östlichste Joch
der Säulenarchitektur in der südlichen Begrenzung des Bereichs PV-39a neu aufgerichtet wurde,
erscheint naheliegend, ist stratigrafisch jedoch nicht zu belegen.
Zwischen Bereich PV-39a und dem Vestibül PV-40 war schließlich der langrechteckige, in
Nord-Süd-Richtung orientierte Raum PV-39b eingeschoben. Er war vom jüngeren Raum PV-44
im Norden baulich noch nicht getrennt und bildete einen 2,65 m weiten Korridor, der nach Süden
und Norden geöffnet war. Damit fungierte er als Verbindungsglied zwischen dem südlichen
und dem nördlichen Gebäudeteil und ermöglichte die Kommunikation zwischen den beiden
Peristylhöfen des Hauses, ohne die Raumgruppe aus Apsidensaal PV-41 und Vestibül PV-40
passieren zu müssen.
II.3.3.5 Bauphase Süd-5
Zu einem späteren Zeitpunkt im Verlauf des 5. oder 6. Jahrhunderts, der in Ermangelung datier-
barer Befunde absolutchronologisch nicht näher zu bestimmen ist, erfolgte eine Neukonzeption
der Wegeführung im gesamten Gebäudeflügel, der die Verbindung zwischen dem südlichen und
dem nördlichen Gebäudeteil herstellte. Betroffen waren zumindest die Raumbereiche PV-30,
35, 39, 40, 41 und 44. Wenngleich die neuen Mauerzüge weder im Bauverband errichtet sind
noch über stratigrafisehe Zusammenhänge sicher miteinander korreliert werden können, indiziert
die vielfach übereinstimmende Konstruktionsweise - Kombinationsmauerwerk aus Bruch- und
Hausteinlagen mit Ziegeldurchschüssen in Kalkmörtelbindung - eine zeitgleiche Entstehung.
Darüber hinaus lassen auch Überlegungen zur Wegeführung die Gleichzeitigkeit bestimmter
Baumaßnahmen plausibel erscheinen.
Wesentliches Element des neuen Erschließungssystems ist Raum PV-40, der nunmehr als
Verteilerbereich nach allen Richtungen neu konzipiert wird. Zugleich wurde Korridor PV-39b,
der in der Vorgängerphase als Verbindungsglied zwischen dem Südperistyl und den nördlichen
Gebäudeteilen fungierte, aufgegeben. Durch die Errichtung der Mauer PV-SME 050 in Verlänge-
rung der Nordmauer des Bereichs PV-39a sowie durch den wohl zeitgleich erfolgten Abriss der
Begrenzung zwischen PV-39a und b wurde der südliche Teil des ehemaligen Korridors PV-39b
dem westlich anschließenden Raum zugeschlagen. Im Nordteil des einstigen Korridors entstand
der eigenständige Raum PV-44, der seinerseits als kleiner Durchgangsraum zwischen Bereich
PV-30b im Westen und dem nördlich angrenzenden und nach Osten führenden Verbindungsgang
PV-35 diente.
Diese Umgestaltung bedingte, dass eine direkte Verbindung des Südperistyls mit Gang PV-35
und in weiterer Folge Korridor PV-26 und dem nördlichen Peristylhof neu geschaffen werden
musste. Diese Funktion übernahm nunmehr Raum PV-40, der zuvor ausschließlich als Vestibül
des Apsidensaals fungiert hatte. Die durch seine Nordmauer gebrochene Türöffnung WÖ 1/SME
032. 033 stellte sicher, dass man weiterhin vom Südperistyl in den Nordteil des Hauses gelangen
konnte, ohne den Hauptsaal betreten zu müssen. Die profilierte Marmorrahmung der Tür und
die weiterhin bestehende Wandinkrustation zeugen von der weiterhin bestehenden Qualität der
Raumausstattung und dem damit verbundenen Repräsentationsanspruch. Adaptionen wurden
darüber hinaus auch an den Zugängen zu Raum PV-40 von Westen und von Süden vorgenom-
men. Zwischen Bereich PV-39 und Raum PV-40 wurde die Zugänglichkeit auf einen zentralen
Durchgang von 1,75 m lichter Weite beschränkt. Auch die Verkleinerung der Türöffnung WÖ 1/
SME 043. 045 in der Südmauer des Raumes PV-40 erfolgte ausweislich des eingesetzten Kom-
binationsmauerwerks möglicherweise im Zuge derselben Maßnahmen. Unverändert blieb vorerst
hingegen allem Anschein nach die Verbindung mit dem Apsidensaal über ein großes Hauptportal
und zwei Seitentüren.
 
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