II.2 Das Nordperistyl und der Nordflügel des Hauptgebäudes
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eingezogen sind. Eine derartige andeutungsweise Einziehung ist bereits für den Verlauf des
2. Jahrhunderts v. Chr. zu belegen199.
F Deckgesims (Taf. 73--80)
Den oberen Abschluss der Säulenfassade bildet an beiden Ansichtsseiten ein aus einhüftigen
Bauteilen bestehendes Zahnschnittgesims (B15-B20). Anhand ihrer technischen Anschlüsse
lassen sich die Gesimsblöcke zwei Gruppen zuweisen200, deren Profilfolge und Proportionen
übereinstimmen. Über der Zahnschnittzone bildet eine Profilfolge aus einem Plättchen, einer
glatten Cyma re versa und einem weiteren Plättchen die Überleitung zur Hängeplatte. Über der
glatten Geisonstirn vermitteln eine abgeschrägte Leiste und ein Plättchen zur Sima. Letztere ist
an allen Blöcken mit einem Wechsel von siebenblättrigen Lotosblüten und einheitlich gestalteten,
neunblättrigen Flammenpalmetten verziert201, doch unterscheiden sich die beiden Ansichtsseiten
hinsichtlich der stilistischen Ausführung dieses Dekors und in motivischen Details erheblich
voneinander.
An den Gesimsen der Gruppe A (Taf. 73-74. 78-80) verfügen alle Einzelglieder des Anthemi-
ons über je zwei beidseitig angeordnete, dreigliedrige Volutenranken, die jedoch nicht miteinander
verbunden sind. Sie stellen eine Spielart des sog. ionischen Schemas202 dar. Die Modellierung der
einzelnen Blüten- und Palmettenblätter ist plastisch differenziert, und auch die Rankenelemente
sind feingliedrig und sorgfältig gearbeitet. An den Blöcken der Gruppe B (Taf. 75-76) fällt der
Simendekor hingegen in motivischer und stilistischer Hinsicht summarischer aus. Zwischen den
Palmetten und Lotosblüten dient nur je eine dreigliedrige, von den Palmettenfüßen ausgehende
Volutenranke als Verbindungsglied. Vorder- und Hintergrund des plastisch nur leicht bewegten
und weniger feingliedrigen Reliefs heben sich stärker voneinander ab als am Anthemion der
Gruppe A.
Ungeachtet der stilistischen und ikonografisehen Unterschiede weisen die engsten Vergleichs-
beispiele für beide Geisonseiten übereinstimmend in das 2. Jahrhundert v. Chr. Ein Anthemion an
den Antenkapitellen des Aphroditetempels auf Rhodos aus der Zeit Eumenes’ II. verfügt ebenso
wie der ephesische Simendekor über siebenblättrige Lotosblüten203. Während die stilistische
Ausführung und die Anlage der neunblättrigen Palmetten mit dem sorgfältiger ausgeführten
Anthemion der Gruppe A der Exedra vergleichbar sind, entsprechen die kleinen dreigliedrigen
Basisranken am Fuß der einzelnen Großornamente der Gesimsgruppe B der Exedra. Allgemein
tritt die sonst im Hellenismus eher selten belegte dreigliedrige Variante der Basisranke vor allem
an westkleinasiatischen Bauten des 3. und der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. auf204. Zu
finden ist sie etwa am Anthemienfries der zwischen 197 und 159 v. Chr. entstandenen Nord- und
Osthalle des Heiligtums der Athena in Pergamon205. Dasselbe Anthemion ist auch hinsichtlich der
motivischen Gestaltung der Palmetten- und Blütenfüße gut mit dem Lotos-Palmetten-Fries der
199 Während Rumscheid 1994,1 128 f. darauf hinweist, dass ausgeprägte Einziehungen an den Schmalseiten von Sof-
fitten erst im spätesten Hellenismus sicher zu belegen sind, führt Wegner 1978-80, 92 f. mit Abb. 2 den Architrav
eines pergamenischen Rundbaus an, dessen erhaltene Soffitten-Schmalseite nur geringfügig eingezogen ist. Seiler
1986, 142 mit Anm. 578. 580 datiert den Block des Rundbaus auf stilistischer Basis spätestens in die Mitte des
2. Jhs. v. Chr.
200 Für eine ausführlichere Besprechung der technischen Anschlüsse s. Kap. IV. 1.3.3.
201 In der Verwendung lediglich eines Palmettentypus zwischen den Lotosblüten orientiert sich der Simendekor an
altertümliche Friesen (vgl. Rumscheid 1994,1 74. 289).
202 Zu Entwicklung und Verbreitung dieses Dekorschemas vgl. Pffommer 1989.
203 Vgl. Filgis - Radt 1986, Taf. 39, 1-2.
204 Auf die Seltenheit dieser Variante des sog. ionischen Schemas verweist bereits Pffommer 1989, 438 f. Motivische
Parallelen für Anthemien mit parataktischen Basisranken vor allem aber an Bauten hadrianischer Zeit, so am
Hadrianstor in Antalya (Köster 2004, Taf. 103, 1), am Hadrianstempel in Rom (Mattem 2001, Taf. 36, 1) und am
Serapistempel in Rom (Mattem 2001, Taf. 37, 2).
205 Vgl. Rumscheid 1994, II 51 Kat. 188.34 Taf. 116, 1-2.
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eingezogen sind. Eine derartige andeutungsweise Einziehung ist bereits für den Verlauf des
2. Jahrhunderts v. Chr. zu belegen199.
F Deckgesims (Taf. 73--80)
Den oberen Abschluss der Säulenfassade bildet an beiden Ansichtsseiten ein aus einhüftigen
Bauteilen bestehendes Zahnschnittgesims (B15-B20). Anhand ihrer technischen Anschlüsse
lassen sich die Gesimsblöcke zwei Gruppen zuweisen200, deren Profilfolge und Proportionen
übereinstimmen. Über der Zahnschnittzone bildet eine Profilfolge aus einem Plättchen, einer
glatten Cyma re versa und einem weiteren Plättchen die Überleitung zur Hängeplatte. Über der
glatten Geisonstirn vermitteln eine abgeschrägte Leiste und ein Plättchen zur Sima. Letztere ist
an allen Blöcken mit einem Wechsel von siebenblättrigen Lotosblüten und einheitlich gestalteten,
neunblättrigen Flammenpalmetten verziert201, doch unterscheiden sich die beiden Ansichtsseiten
hinsichtlich der stilistischen Ausführung dieses Dekors und in motivischen Details erheblich
voneinander.
An den Gesimsen der Gruppe A (Taf. 73-74. 78-80) verfügen alle Einzelglieder des Anthemi-
ons über je zwei beidseitig angeordnete, dreigliedrige Volutenranken, die jedoch nicht miteinander
verbunden sind. Sie stellen eine Spielart des sog. ionischen Schemas202 dar. Die Modellierung der
einzelnen Blüten- und Palmettenblätter ist plastisch differenziert, und auch die Rankenelemente
sind feingliedrig und sorgfältig gearbeitet. An den Blöcken der Gruppe B (Taf. 75-76) fällt der
Simendekor hingegen in motivischer und stilistischer Hinsicht summarischer aus. Zwischen den
Palmetten und Lotosblüten dient nur je eine dreigliedrige, von den Palmettenfüßen ausgehende
Volutenranke als Verbindungsglied. Vorder- und Hintergrund des plastisch nur leicht bewegten
und weniger feingliedrigen Reliefs heben sich stärker voneinander ab als am Anthemion der
Gruppe A.
Ungeachtet der stilistischen und ikonografisehen Unterschiede weisen die engsten Vergleichs-
beispiele für beide Geisonseiten übereinstimmend in das 2. Jahrhundert v. Chr. Ein Anthemion an
den Antenkapitellen des Aphroditetempels auf Rhodos aus der Zeit Eumenes’ II. verfügt ebenso
wie der ephesische Simendekor über siebenblättrige Lotosblüten203. Während die stilistische
Ausführung und die Anlage der neunblättrigen Palmetten mit dem sorgfältiger ausgeführten
Anthemion der Gruppe A der Exedra vergleichbar sind, entsprechen die kleinen dreigliedrigen
Basisranken am Fuß der einzelnen Großornamente der Gesimsgruppe B der Exedra. Allgemein
tritt die sonst im Hellenismus eher selten belegte dreigliedrige Variante der Basisranke vor allem
an westkleinasiatischen Bauten des 3. und der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. auf204. Zu
finden ist sie etwa am Anthemienfries der zwischen 197 und 159 v. Chr. entstandenen Nord- und
Osthalle des Heiligtums der Athena in Pergamon205. Dasselbe Anthemion ist auch hinsichtlich der
motivischen Gestaltung der Palmetten- und Blütenfüße gut mit dem Lotos-Palmetten-Fries der
199 Während Rumscheid 1994,1 128 f. darauf hinweist, dass ausgeprägte Einziehungen an den Schmalseiten von Sof-
fitten erst im spätesten Hellenismus sicher zu belegen sind, führt Wegner 1978-80, 92 f. mit Abb. 2 den Architrav
eines pergamenischen Rundbaus an, dessen erhaltene Soffitten-Schmalseite nur geringfügig eingezogen ist. Seiler
1986, 142 mit Anm. 578. 580 datiert den Block des Rundbaus auf stilistischer Basis spätestens in die Mitte des
2. Jhs. v. Chr.
200 Für eine ausführlichere Besprechung der technischen Anschlüsse s. Kap. IV. 1.3.3.
201 In der Verwendung lediglich eines Palmettentypus zwischen den Lotosblüten orientiert sich der Simendekor an
altertümliche Friesen (vgl. Rumscheid 1994,1 74. 289).
202 Zu Entwicklung und Verbreitung dieses Dekorschemas vgl. Pffommer 1989.
203 Vgl. Filgis - Radt 1986, Taf. 39, 1-2.
204 Auf die Seltenheit dieser Variante des sog. ionischen Schemas verweist bereits Pffommer 1989, 438 f. Motivische
Parallelen für Anthemien mit parataktischen Basisranken vor allem aber an Bauten hadrianischer Zeit, so am
Hadrianstor in Antalya (Köster 2004, Taf. 103, 1), am Hadrianstempel in Rom (Mattem 2001, Taf. 36, 1) und am
Serapistempel in Rom (Mattem 2001, Taf. 37, 2).
205 Vgl. Rumscheid 1994, II 51 Kat. 188.34 Taf. 116, 1-2.