Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0124

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER KOPA1S-SEE UND DIE KATAWOTHREN.

101

Ebene, welche sicli schmäler gegen Nordost zusammenzieht
und sich in dieser Richtung als ein weit geöffnetes ebenes
Thal forterstreckt, bis sich plötzlich wie ein Damm oder Wall
ein felsiger Bergrücken quer vorzieht. Man schätzt die Fläche
des Kopa'is -See's 120,000 Stremata fruchtbares Land, die,
massig gerechnet, einen Werth von fünf und einer halben
Million Drachmen haben. Der Kopa'is hat von der Nord- und
Ostseite des Parnassos und den südlichen Abhängen des Oeta-
gebirges ein sehr grosses Sammelrevier für die im Winter so
heftigen Regengüsse, den im Frühjahr von den hohen Ge-
birgen schmelzenden Schnee und wird auch das ganze Jahr
hindurch durch den kleinen FIuss Kephissos, der von Livadia
her einen starken Bach, die Ilerkyna, aufnimmt, der Länge
nach durchströmt; hierzu kommen noch mehrere starke Quel-
len an den Seitenrändern der Ebene. Diese im Winter sich
sammelnde Wassermasse hatte in den urältesten Zeiten na-
türliche Abzüge durch das sich östlich als ein mächtiger Wall
quer vorziehende Kalkgebirge, durch die sogenannten Kata-
wothren, diess sind lang gezogene Spalten und Höhlungen, von
welchen später mehr die Rede sein wird. Zwölf reiche Ort-
schaften blühten sonst in und neben der grossen Ebene, mit
einer halben Million Menschen; jetzt ist sie ein Sumpf voll
Rohr und Schilf, in welchem Millionen Frösche und Fische
leben.

Die Katawothren wurden in den frühesten Zeiten offen
erhalten, aber nachdem das reiche Orchomenos, die Haupt-
stadt der Minyeten, welche am Rande dieser Ebene lag, de-
ren üppigen Gefilden sie ihren Ueberfluss zu verdanken hatte,
durch die Thebäer ausgeraubt und zerstört worden war, un-
terblieb die Reinigung derselben. Der abwechselnde grosse
Druck des durchströmenden Wassers im Winter, der bei der
darauf folgenden Trockenheit völlig aufhört und die jährlich
wiederkehrenden Erderschütterungen brachten Brüche im In-
nern der Katawothren hervor, die nicht ausgeräumt wurden.
Das hineinströmende Wasser führte Zweige, Schilf, Rohr und
Gras in die engen winkligen Höhlungen und setzte reichlich
 
Annotationen