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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0197

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AKARNANIEN.

lencr Gebirgsbach durch, rechts hoch am Abhänge des Ge-
birges liegt ein kleines Dorf von etwa 12 Häusern. Die Land-
bauern wohnen alle an den obern Abhängen der Berge und
haben ihre Felder in der Ebene oder in ihrer Nähe; sie hal-
ten sich auf den Anhöhen sicherer und könnten sich da leich-
ter vertheidigen. Aus dieser Ebene muss man wieder berg-
auf; man sieht dann den Kalkberg, welcher sich bei Katuna
schroff emporliebt, liier von der Rückseite; der Kalkstein
zeigt sich in einige Schuh dicken Bänken 40° in Ost fallend.
Der Weg zieht sich nun flach hinab am Aetos hin. Wir be-
gegneten 4 Gensdarmes zu Fuss, welche Geld nach Wonitza
transportirten; sie erzählten uns, dass drei der Räuber, welche
sich bei Babini gezeigt hatten, eingefangen und nach Drago-
mester, wo sie jetzt herkamen, gebracht worden seien; es
wären junge Leute, die nichts arbeiten wollten; sie machten
ihr erstes Probestück an armen Hirten bei Babini; sie wer-
den nun leichte Soldaten. Das Thal wird breiter und dehnt
sich weit hinab zu einer ziemlich grossen Ebene aus, die mit
Sträuchern und Bäumen dünn bewachsen ist. Rechts am un-
tersten Abhänge des mächtig darüber aufsteigenden Aetos,
der aus dichtem Kalkstein besteht, lag sonst ein grosses Dorf
gleiches Namens, was aber durchaus zerstört ist, da es mir
von Räubern bewohnt und den Türken ein Schrecken war.
Einer der Gensdarmes war da geboren und gross gezogen; er
meinte, es müssten noch viel Geld und Kostbarkeiten dort
verborgen sein. Nicht weit von hier hat jetzt auf einem klei-
nen Vorsprunge des Gebirgs- Fusses ein Palikaren-Capitain
aus dem zerstörten Dorfe Aetos ein grosses, viereckiges, thurm-
artiges Haus, einen Stock hoch, aufgeführt; es war noch nicht
ausgebaut. In der anstossenden Ebene hat er Weingärten
angelegt und Felder urbar gemacht. Er liebt die Gegend sei-
nes Geburtsortes und kann sich jetzt so viel Land verschaffen
als er will, denn er ist hier der erste Ansiedler. Es haben
sich noch ein Paar Familien nahe bei seinem Hause angebaut,
und auch ein Klostergeistlicher hat sich schon eingefunden.
Vor einigen Tagen liess dieser Capitain ein Paar der Räuber
 
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