Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0419

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
390

REISE VON PATRAS

Vor Ajio Wläsis öffnet sich ein schönes fruchtbares Thal
voll Weingärten; die vor 2 Jahren angepflanzten Weinstöck'e
trugen jetzt, im dritten Jahre, reichlich dunkelblaue süsse
Trauben. Am Wege stand der unterste Ueberrest eines alt-
griechischen runden Thurmes aus grossen Quaderstücken
(rund sind sie bekanntermasscn selten).

Ajio Wläsis ist ein massig grosses Dorf, es liegt an
und auf einem Hügel au der Südseite des Thaies. Von hier
gellt es anfangs in einem oberh Thale fort durch ein zweites
Dorf, dann sehr steil bergauf, das Gebirg erhebt sich hoch.
Dunkle Edeltannen stehen an den steilen Abhängen und bilden
zuweilen ganz hübsche Bestände, aber meist liegen die Ge-
hänge voll verfaulter oder verbrannter Raumstämme, sie sind
vom Wind umgebrochen oder umgehauen und liegen gelassen.
Ein schmaler Fussweg, der sich oft ganz verlor, führte auf
eine steile Kalkkuppe und eben so steil wieder herab und
nochmals steil hinauf und steil hinab, ein schauderhafter Weg
für unsre Pferde, kaum dass sie noch klimmen konnten.
Es ist ein ödes, wildes Gebirg, nur steile Felsenkuppen und
schwarzer Tannenwald, den selten eine Meise oder ein durch-
ziehender Nusshäher belebte; wolkenschwer verkündete der
finstre Himmel den Eintritt der Herbststürme.

Des Nachts erst gelangten wir an ein einsames* Kloster
zur heiligen Mutter Gottes. Die Paar Mönche, die es be-
wohnten, trauten anfangs nicht uns einzulassen, waren dann
aber freundlich und willig.

6ten. Vor der Abreise besuchte ich noch die Kirche
und gab zu Kerzen wie gewöhnlich. Wir zogen weiter im
öden Gebirg. Ehe der Weg sich aufwärts zieht nach Nusia,
sieht im Thale eine Sägemühle. \ St. vor Nusia fuhrt ein
gepflasterter Weg am Gebirgsabhang aufwärts, mein Pferd,
der Ebene gewohnt, glitt auf den glatten Kalksteinen aus
und stürzte rückwärts mit mir, es hob sich, stürzte noch-
mals rückwärts und wäre auf mich gefallen, aber es gelaug
mir glücklicher Weise, mich mit dem Fusse abzustosscn. Mein
Säbel, der ain Sattel angehangen war, flog aus der Scheide
 
Annotationen