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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0453

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EUBÖÄ.

gänzlich. So fiel auch ein grosses Stück von der Mauer der
Stadt Elatea ein, die weit vorn Euböischen Meere, jenseits
der hohen Lokrischen Gebirge liegt. Das Eiland Atalanta,
zwischen Euböa und Opunt, sei ferner mitten von einander
geborsten, so dass Schiffe grade durchfahren konnten; von
beiden Seiten ging die Fluth zwanzig Stadien weit ins Land
und au den Mauern blieb ein dreiruderig Schiff hängen.
Die Stadt Euböa, welche unweit des Vorgebirges Keniion lag,
wurde, wie bereits erwähnt, von einem Erdbeben zerstört.

Es hat sich also längs dem Euböischen Meere eine grosse
unterirdische Thätigkeit gezeigt, die im Verlauf der Jahr-
hunderte abgenommen hat, so dass nur noch die warmen
Quellen beweisen, dass nicht alle unterirdische Hitze er-
loschen ist. Man könnte vermuthen, Euböa sei von dem
Festlande durch eine ungeheure Spalte bei einem grossen
vulkanischen Ausbruche getrennt worden und es scheint bei
einem fluchtigen Blick auf die Karte, dass es nur einer Kraft
bedürfe, um den langen Streifen Land, die Insel, wieder an
das Festland zu rücken und dass dann der Zwischenraum
fast genau ausgefüllt würde; es zeigt sicli aber bei einer
genauen Betrachtimg, dass dem nicht so ist, sondern dass,
als sich die lange Bergkette, welche Euböa bedingt, und die
gegenüberliegenden Gebirge des Festlandes hoben, dazwischen
sicli nichts erhob oder wohl gar tiefer senkte, und so ein
langes, tiefes Thal gebildet wurde, was dann notwendiger
Weise das Meer erfüllte. Dass bei Emporhebung von Gebirgs-
ketten sich Vulkanität äusserte, ist natürlich, sonst wären sie
nicht aus der entstandenen Spalte hervorgequollen, erst nach
Jahrhunderten nahm sie ab und sendet nur noch warme
Quellen.

Euböa nimmt in ihrer diagonalen Längserstreckung etwas
über Einen Breitegrad (38°—39°) ein, dabei ist es schmal,
denn es ist nur durch einen Gebirgszug gebildet, der sich
von S. O. nach N. W. zieht, er hat drei bedeutende Gebirgs-
stöcke: an jedem Ende und fast in der Mitte, bei ihnen
ist dann die Insel natürlich am breitesten.
 
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