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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0473

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CHALKIS.

In einem in den letztern Jahren erbauten grossen Gebäude
befinden sich in den starken Seitenmauern schöne venetianische
Harnische mit Sand angefüllt, ich führe diess an, was ich nach
Erbauung des Gebäudes erfuhr, damit sie vielleicht einmal
noch aus der Mauer, wo sie niemand vermuthet, gerettet wer-
den mögen.

Der Euripos.

Die schmale Meerenge zwischen Euböa, bei Chalkis und
dem Festlande von Böotien, der Euripos, war zu Zeiten des
Strabo mit einer zwei Morgen langen Brücke überbaut, die auf
beiden Seiten zwei Thürme hatte. Strabo bemerkt, dass Ebbe
und Fluth sich sieben Mal in 24 Stunden verändere. Kallisthenes
beschrieb sie in einem eignen Buche, aus welchem sich die
Excerpte in Seneca Quaest. natur. VI. 23. u. f. finden. In der
Expedition scientifiipie de More'e ist folgendes über den Wechsel
der Ebbe und Fluth im Euripos angegeben: In den ersten sechs
Tagen des Monats findet regelmässige Ebbe und Fluth statt,
so auch vom 14ten bis 20sten und die 3 letzten Tage, zu allen
andern Tagen ist sie aber so unregelmässig, dass oft eilf bis
vierzehn Wechsel in 24 Stunden vorfallen.

Oestlich gleich hinter der Stadt tritt eine bedeutende Kuppe
Serpentin zu Tage, sie erstreckt sich nördlich bis an das nahe
Meer, wo der Serpentin ein steiles, felsiges Ufer bildet. Er ist,
der Luft ausgesetzt, olivengrün, frische Stücke sind aber dun-
kelolivengrün, enthält Diallage von gleicher Farbe und schwärz-
lich gefärbte Stellen, auch braun findet er sich. Die Ablosungs-
ilächen sind mit grünlich-weissem Talk überzogen. Er ist, wie
aller hiesige Serpentin, sehr zerklüftet, und da er so weich ist,
dass er sich leicht schneiden und drehen lässt, so wurden zur
Zeit der Türken einzelne derbe Stücke zu kleinern Gegen-
ständen verarbeitet, z. B. Kaffee-Oberschalen u. s. w., eine
grössere Benutzung erlaubt er nicht. Er ist hier unbedeckt,
aber westlich von dem Serpentin bei der Stadt legt sich dichter,
grauer Kalkstein auf, der Spuren von Couclrylien zeigt.
 
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