Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0626

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER OELBAUM.

Der Zehnte des Ertrages der Oelbäumc von Athen wurde
für den Schatz der Göttinn eingesammelt und sie hatte noch
eigne mit Oelbäumen bepflanzte, mit Hecken umgebne Grund-
stücke, die verpachtet wurden; das Pachtgeld verwendeten
die Priester zur Unterhaltung des Dienstes der Göttinn.

Athene war, trotz der Demeter, kundig in der Wahl des
Bodens, der nächst dein Clima das meiste zum Gedeihen ei-
nes Gewächses bedingt; denn sie pflanzte vorzugsweise den
Oelbaum in Attika, wo er auf dem dort meist kalkmergligen,
trocknen und steinigen Boden vorzüglich gut gedeiht, während
der fette, feuchte Boden des so fruchtbaren Böotiens wohl
für Getreide sehr günstig ist, aber nicht für den Oelbaum.

Das Oel von Attika war einst geschätzt, in neuerer Zeit
konnte es aber grösstenteils nur zu Seife verbraucht werden.
Zwei Ilauptursachen liegen dem zum Grunde. Zuerst liegt
viel im jetzigen Stande der Olivenbäume. Die grössten Grup-
pen derselben am Kephissos ü; s. w. stehen auf tiefem, gutem,
feuchtem Boden, und werden, wo es angeht, noch bewässert,
so hekommt man zwar grössere und vielleicht etwas mehr
Oliven, auch wohl etwas mehr Oel, aber es ist um desto
schlechter. Man handelte gegen den weisen Willen der Göt-
tinn und die Strafe blieb nicht aus. Ich führe nur zwei der
dürrsten Punkte an, die aber dennoch vorzüglich gutes Oel,
bei gleicher unzweckmässiger Behandlungsweise, geben: Das
dürre Methüna und die verdorrte kalkig-steinige Westküste
der Maina; noch 100 andre Punkte auf den Inseln nicht zu er-
wähnen, deren Oel in der Hegel besser ist, als das des Fest-
landes und von Morea.

Wie dem in Attika zu helfen ist, leuchtet von selbst
ein, nur die Zukunft kann es bringen. — Will man aber in
irgend einer Sache nützlich sein, und glaubt nützen zu kön-
nen, so darf man auch im besten Fall es nicht mir geheim-
nissvoll andeuten, sondern muss keinen Tadel und keine bösen
Zungen scheuen. Jenes Ziel im Auge, wie in diesem ganzen
Werke, sag' ich denn auch hier meine Meinung offen, wenn
sie auch anfangs auffallen könnte, sie ist der Natur entlehnt:

38*
 
Annotationen