Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 1): Mit 6 lithographirten Ansichten — Leipzig, 1840

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9173#0827

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
796

ARZNEIKRÄUTER.

sammelt, mit Zusatz von etwas Alkohol zerstampft, dann aus-
gepreist und zur Hälfte mit frischem Weingeist versetzt.

ASPIIODELOS. Asphodil.
A. luteüs %. Auf dem Parnassos.

A. fistulosus 4- Häufig bei Athen, seltner in Archipel.

A. ramosus %. 'AscpöSekog, Diosk. 'docpoöska, ngr. Ka-
Qa&vr.i, Attik. 2nov(jdctxvXa, Lakon. Ueberall auf Grie-
chenland's Gefilden und auf den Inseln des Archipelagos.

Der Asphodil gehörte der Trauer und den Todten an,
er wurde häufig auf die Gräber gepflanzt. Hatte man den
Styx passirt, so kam man zu einer reicli mit Asphodil be-
wachsenen Wiese, wie Ulysses berichtet, als er im Reich der
Schatten war. Asphodil war der Persephone heilig und ge-
hörte zu den Pflanzen der Thesmophorien; er stand bei den
Alten in hohem Ansehen, und galt für ein Wimderkraut, für
ein Heroion, hülfreich dem Mann und dem Weib, wirksam
gegen Schlangenbiss und Scorpionenstich, gegen Augenübel,
Entzündung der Testikeln und der weiblichen Brüste; sie
schrieben ihm besondere Kraft zu gegen Zauberei und Gift.
Er verdient daher auf's Neue aufmerksame Versuche; denn
keine naturhistorische Sage ist ohne Grund, so wird z. U.
die Mandragora bald arzneilich wichtig sein. — Die Wurzeln
wurden vor alten Zeiten mit Oel und Salz, die Stengel aber
in der Asche gebraten gegessen.

Medea, die Zauberinn, der wirksamsten Kräuter kundig, schlä-
ferte mit einem Zaubertrank den Drachen ein, der das goldne Fliess be-
wachte , damit Jason, ihr Geliebter, es erbeuten konnte, sie heilte in
kurzer Zeit mit dem Safte von Wurzeln und Kräutern die verwundeten
Argonauten und verjüngte den alten Aeson; bei der Bereitung dieses
Lebenssaftes fing das Holz, womit sie ihn umrührte, an zu grünen und
zu blühen, wo der Schaum hinspritzte, wuchsen Blumen und Kräuter
hervor.

Glaukos von Anthedon schüttete einst seinen reichen Fang auf das
Meerufer, da hüpfte ein Fisch nach dem andern, so wie er ein gewisses
dort wachsendes Kraut berührte, hoch auf, und sprang ins Meer zurück.
Glaueos wunderte sich darüber, kostete dieses Kraut, und unwidersteh-
lich trieb ihn eine geheime Kraft ift's Meer, er wurde ein Meergott.
 
Annotationen