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Bei der dauernden Überwachung der umfänglichen Grabungsstelle standen uns keinerlei
vorgebildete oder geschulte Hilfskräfte zur Verfügung. Es mußten deshalb alle anderen Arbeiten
während des ganzen Jahres zurückgestellt werden. Mit großem Interesse nahm Studienrat
Dr. Klinkenberg an den Ausgrabungen teil; er hat mich in der schwierigen Arbeit der Trennung
der Bauperioden des Herrenhauses gerade zu der Zeit unterstützt, zu der an den verschiedenen Stellen
des Geländes die Reste der landwirtschaftlichen Gebäude zutage traten und die Gefahr bestand,
daß die Trümmer des Herrenhauses der Planierung zum Opfer fallen würden, noch ehe sie ganz
aufgedeckt, untersucht und aufgemessen waren. Einige Male hat uns der Direktor des Bonner
Provinzialmuseums, Prof. Lehn er, mit seinem Besuch beehrt; zu wiederholten Malen war sein
damaliger Assistent, Dr. Oelmann, sowie Regierungsbaurat Dr. Mylius anwesend, der sich noch
während der Grabung mit der Frage nach dem ehemaligen Aussehen der einzelnen Bauten und der
Gesamtanlage beschäftigte. Ich habe diesen Herren sowie anderen Fachkollegen, die die Grabung
besuchten, für Beratung zu danken. Die dauernde örtliche Beaufsichtigung führte unser Aufseher
Springensguth. Die umfänglichen Vermessungs- und Nivellierungsarbeiten wurden durch unseren
Techniker Hamacher ausgeführt, die Lichtbildaufnahmen entstammen fast ausschließlich der
bewährten Hand des Photographen Hermann von der Photographischen Abteilung der Museen.
Beim Lesen der Korrektur war mir meine Frau, ferner Frl. Dr. Rosemarie Binneboessel und
Ingenieur Haberey behilflich. Herrn Dr. Stade (Frankfurt a. M.) bin ich für Unterstützung bei der
Drucklegung der Arbeit zu Dank verpflichtet.
Die Lage der Fundstelle.
Die Fundstelle1) liegt mitten im Gelände (vgl. Textabb. 1) zwischen der Aachener Straße im Norden
und der Dürener Straße im Süden; beide bezeichnen noch heute die Richtung römischer Fernstraßen, die
östlich des Gutshofes im spitzen Winkel der Stadt zustreben. Die Entfernung von ersterer beträgt —
bis zum Herrenhaus gemessen — etwa 750 m, der Abstand von letzterer etwa 850 m. Das Herrenhaus
liegt etwa 5,2 km von dem westlichen Stadttor bei St. Aposteln entfernt. Nur etwa 100 m nördlich
der Umfassungsmauer des Gutshofes verläuft der Junkersdorfer Weg— meines Erachtens eine römische
Straße zweiten Ranges. Er liegt etwa parallel zur AachenerStraße und läßt sich auf den Meßtisch-
blättern 2907 und 2908 im Osten etwa bis zur alten Stadtumwallung aus der Zeit um 1200, im Westen
mindestens bis Großkönigsdorf verfolgen. Die Verlängerung nach Osten hin bis in den Bezirk der
Altstadt verläuft im Zuge der Bobstraße-Bayardsgasse-Sternengasse-Marienplatz und mündet in
gerader Linie auf das römische Tor in der Königsstraße2). Danach hat es den Anschein, als ob die
beschriebene Strecke schon in römischer Zeit als eine Straße zweiten Ranges zwischen Aachener- und
Dürener Straße anzusehen sei. Hier liegt also der Fall vor, daß man einen Gutshof zwar abseits der
großen Heeresstraßen errichtete, aber bei Straßen zweiten Ranges, die es ermöglichten, rasch
überallhin zu gelangen. Nach Osten hin fällt der Boden ganz allmählich ab bis zur Militärringstraße,
bei der die Niederterrasse beginnt. Nach Westen hin hat man einen schönen Ausblick auf die Höhen
des Vorgebirges. Das Gelände des Gutshofes liegt rund 26,50—27,00 über K. P. (Kölner Pegel). Der
gewachsene Boden besteht bis in eine Tiefe von etwa 5 m aus Löß, der von kiesigen Sanden unter-
lagert ist.
Die Zeitdauer der Besiedelung und ihre Überlieferung aus früherer Zeit.
Die Spuren menschlicher Kultur reichen an der Fundstelle bis weit in die Vorzeit zurück.
Es ist eine ganze Reihe von Feuersteingeräten und auch Feuersteinrohmaterial gefunden worden
(vgl. Taf. 25), das leider ausnahmslos nicht mehr in ursprünglicher Lagerung angetroffen wurde,
so daß sich über das genauere Alter nichts sagen läßt; doch werden die Stücke zumeist der Steinzeit
0 Nach freundlicher Mitteilung des Bürgermeisters Klein in Weiden handelt es sich um die Flur 62, Parzelle
Nr. 31 der Gemeinde Loevenich, die auf der Flurkarte noch heute „Auf der Steinrutsch“ heißt.
2) J. Klinkenberg, Das römische Köln S. 195. In: Die Knnstdenkmäler der Stadt Köln T. 2, 1906.
 
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