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Anhang II). Denn zu dessen Gedeihen sind Wassertümpel unbedingt erforderlich. Wir haben
deshalb alsbald nach der Auffindung diese Stelle „Ententeich“ getauft.
Im Laufe der Zeit ist manches in seinen Fluten verschwunden. Die sorgfältige Aushebung
ergab eine Menge Material, das in Kapitel X unter den Abfallstellen (Nr. 15) verzeichnet wird.
Es ist wichtig, weil es sich zeitlich festlegen läßt. Kaum etwas ist dabei vertreten, das noch dem
2. Jahrh. angehört, eine ganze Reihe von Stücken stammt aber aus dem spätesten 3. und aus dem
Anfang des 4. Jahrhunderts. Damit gewinnen wir indirekt einen Anhalt für die zeitliche Entstehung
der Badeanlage (Bauperiode 4). Da der Ententeich in der Hauptsache Dinge von der Mitte des
3. Jahrh. ab enthielt, wurde er erst nach der Mitte des 3. Jahrh. angelegt; dasselbe gilt dann natür-
lich auch für die Badeanlage selbst, zu der die Entwässerung gehört. So dürfen wir deren Ent-
stehung um die Mitte des 3. Jahrh. ansetzen.
Hinzu kommt noch, daß sich unmittelbar östlich an den Ententeich eine umfängliche Schutt-
stelle anschloß, die viel späte Keramik geliefert hat. Wäre der Ententeich und somit die Badeanlage
damals im 4. Jahrh. nicht mehr in Benutzung gewesen, so hätte man diese Abfälle zweifellos einfach
in diese Mulde geworfen, anstatt sie daneben zu vergraben. Denn was im Ententeich gefunden wurde,
ist mehr oder weniger absichtlich (von Kindern?) hineingeworfen worden und steht auch der Menge
nach in keinem Verhältnis zu den Funden der Schuttstelle östlich davon. Wir können deshalb auch
sagen, daß die Badeanlage im Norden des Herrenhauses bis spät ins 4. Jahrh. hinein in Benutzung
gewesen sein muß.
Von sonstigen Entwässerungsanlagen fand sich nur noch vor der östlichen Laubenmauer
des Herrenhauses im Boden eine kleine Rinne, die das vom Dach des östlichen Laubenganges
kommende Wasser aufnahm und ableitete. Wie aus dem Schnittplan Tafel 4 hervorgeht, haben
wir diese Traufrinne durch eine ganze Reihe von Schnitten (202. 210—215) festgelegt und so auf
eine Länge von 20 m ermittelt. Sie zeichnete sich im Lehm deutlich als ein Einschnitt von 30—40 cm
Breite ab, der mit losem Material (Kies, kleinen Grauwackestücken) ausgefüllt war, das Wasser rasch
aufnehmen und ableiten konnte. Er besaß nach Norden hin schwaches Gefälle, konnte aber nur bis
kurz vor den nordöstlichen Risalit verfolgt werden. Vor der südlichen Hälfte der östlichen Lauben-
mauer und vor dem ganzen westlichen Laubengang war eine Traufrinne nicht zu ermitteln. — Ein
Schlammloch ist unter den Abfallstellen als Nr. 14 erwähnt.

X. Abfallstellen und Abortanlagen. Streufunde. Terra sigillata
und Töpferstempel.
Hierzu Tafel 3 und Tafel 39—43.
A. Abfallstellen.
Hierzu Tafel 3, Tafel 39—40, Tafel 42 B und 43.
An zahlreichen Punkten des Gutshofes wurden Stellen angetroffen, die mehr oder weniger
umfangreiche Abfälle, vor allem an Keramik, bargen. Es waren mehrfach keine scharf umgrenzten
Gruben; vielmehr handelte es sich um mehr oder weniger unregelmäßige Mulden, die man ausgefüllt
hat. Wir haben alles Material von diesen Stellen sorgfältig gesammelt, um es auch für Datierungs-
fragen verwerten zu können.
Nr. 1: Abfallstelle in der nordwestlichen Ecke der Jahnwiese. Größe 1,40 x 0,90 m. Sie
enthielt hauptsächlich Material des 3. und 4. Jahrh.: Teile von Reibschalen und Henkelkrügen,
dabei von mehreren mit stark nach innen hochgetriebenem Boden; Randstücke von Kochtöpfen
(dabei eins mit eingetieftem Wellenbandmuster); einer konischen Schale aus grauem glimmerigem
Ton mit flachem profiliertem Rande; Stück eines rottonigen Fasses mit umlaufendem erhöhtem
Röm.-germ. Forschungen VI. 10
 
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