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auch den Unterschied zwischen einfachen und sorgfältigen Ausführungen. Die Farbstoffe waren
zweifellos dieselben, wie sie in Italien und Belgien Anwendung fanden; manche, wie z. B. Ocker,
sind vielleicht in Deutschland gewonnen, bei dem Blau besteht aber kein Zweifel darüber, daß es
ein künstliches Erzeugnis ist, das der römische Maler aus seiner Heimat bezog.
Verglichen mit pompejanischen Malereien müssen die in Müngersdorf gefundenen allerdings
als solche geringerer Qualität bezeichnet werden, indem einerseits die verwendeten Farbstoffe hin-
sichtlich der Schönheit der Farbe, der feinen Körnung und der Mannigfaltigkeit diesen nachstehen,
anderseits auf die technische Ausführung nicht so großer Wert gelegt wurde wie dort.

IX. Die Wasserversorgung und Entwässerung.
A. Ziehbrunnen und ihre Funde.
Hierzu Tafel 3, Tafel 21—22, Tafel 37—38, Tafel 43.
Da wir beim Freilegen des Herrenhauses und des Trockenspeichers III zunächst nicht wissen
konnten, wie weit sich deren Mauerreste ausdehnten, haben wir an verschiedenen Stellen Suchgräben
gezogen; dort, wo sich kein Mauerwerk mehr zeigte, ward zunächst der Ausgrabungsschutt abge-
kippt. So kam es, daß wir umfängliche Schuttmassen zwischen Bau II und III ablagerten.
Schon damals beschäftigte mich die Frage nach der Wasserzufuhr zum Herrenhaus. Ich hielt
es zuerst für möglich, daß fließendes Wasser herbeigeleitet worden sei. Etwa 1 km südlich des Herren-
hauses fließt der Frechener Bach vorbei, der in römischer Zeit wohl brauchbares Trinkwasser lie-
ferte. Hätte von dort eine Leitung zum Gutshof geführt, so mußte sie sich in Spuren einer Rohr-
leitung aus Holz oder Ton nachweisen lassen. Die südlich des Herrenhauses in langer Linie gezogenen
und bis in den gewachsenen Boden hinabreichenden Schnitte 173 und 179 (Taf. 3) ließen aber keine
solchen Spuren erkennen. Dazu kommt, daß das Bett des Frechener Baches in der Gegend des
heutigen Stüttgenhofes ganz wesentlich tiefer liegt als das Gelände des Gutshofes. Nach diesen Er-
wägungen blieb nur übrig anzunehmen, daß das notwendige Wasser durch Ziehbrunnen gewonnen
worden war. Auf deren erste Spuren kamen wir beim Anlegen von Suchschnitten nördlich des
Herrenhauses, woselbst sich an mehreren Stellen sehr tief hinabreichende Kulturschichten zeigten,
deren Sohle zunächst nicht zu erkennen war.
Bei Anlage des Schnittes 7 in Bau III (Taf. 7 unten) ließ sich kein gewachsener Boden finden;
wir verbreiterten und vertieften deshalb wiederholt den Einschnitt, mit dem Ergebnis, daß immer
wieder deutliche Schuttschichten zu erkennen waren. Die Abdeckung ergab dann in 2,50 m Tiefe
ein deutliches sechseckiges Loch von etwa 2,30 m Dm.
Wir trugen in der Folge nach und nach das ganze vor der Nordseite des Herrenhauses lagernde
Erdreich ab, mit dem Ergebnis, daß wir noch drei weitere Brunnenschächte (S. 65 Abb. 7 Nr. 2—4)
vorfanden. Ein fünfter (Nr. 5) kam bei Abtragungsarbeiten nördlich des ‘Ententeiches’ zutage, ein
sechster (Nr. 6) in der Mulde dieses Teiches (S. 72 Abb. 9). Zwischen den Gebäuden I, II und XI
fand sich der siebente.
Es ist von Interesse zu sehen, daß diese Brunnen ganz verschieden angelegt worden sind. In
der üblichen quadratischen Form, in der z. B. die meisten der über hundert Brunnen der Saalburg
gebaut sind, war Nr. 6 angelegt; Nr. 2 und 5 waren kreisrund. Bei Nr. 1 dagegen befand sich der
steinerne runde Brunnenkranz innerhalb eines regelmäßigen Sechseckes; bei Nr. 7 zeigte sich derselbe
Befund. Bei Nr. 3 und 4 war die Ausschachtung in Form eines regelmäßigen Achtecks erfolgt1);
bei Nr. 4 konnte darin auch der runde Brunnenkranz nachgewiesen werden.
1) Achteckigen Brunnenaufbau über rundem Schacht zeigt der Brunnen aus Grevenbicht in Holland in Oud-
heidkundige Mededeelingen N. F. 5, 1924, 53 und Taf. 14.
 
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