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gelblichem Sandstein, der bei der Erbauung des Hauses gefunden worden ist. Nach Angabe des
Architekten und eines Heizers, der seinerzeit als Erdarbeiter an dieser Stelle tätig war, sollen mehrere
andere Särge an der gleichen Stelle noch unberührt stehen. — Da, wo in Köln-Lindenthal die Classen-,
Cappelmann-, Immermann- und Hans-Sachs-Straße Zusammentreffen, wurden vor Jahren drei
Sandsteinsarkophage gefunden, die nahe beieinander, aber in verschiedener Tiefe standen und
Beigaben aus Ton und Glas enthielten1). — In der Gegend, wo die Amsterdamer Straße den Höhen-
zug vor Niehl überschreitet, fanden sich Särge aus Blei und Stein, Tuffkisten für Brandbestat-
tungen sowie eine Grabkammer2). — Ferner sei eine Stelle zwischen Gottesweg, Hönninger Weg
und Vorgebirgstraße in Köln-Zollstock erwähnt, woselbst nach der Erinnerung eines alten Mannes
vor vielen Jahren bei Ziegeleiarbeiten mehrere steinerne Särge mit Beigaben angetroffen wurden;
durch das Museum wurde im Winter 1928 daselbst ein römischer Ziehbrunnen festgestellt3). Und
schließlich ist an die Grabkammern von Weiden, Effern und die 1928 Vorgefundene im Grüngürtel4)
südlich des alten Kalscheurener Weges zu erinnern, die natürlich nicht für sich im Gelände gelegen
haben können, sondern zu großen Gutshofanlagen gehört haben müssen.

XIII. Kurze Zusammenfassung.
Der römische Gutshof von Köln-Müngersdorf lag mitten zwischen zwei römischen Fernstraßen,
nahe bei einer Straße zweiten Ranges, wie üblich von einer Umfassungsmauer umgeben. Mitten
in der Fläche stand das Herrenhaus in etwa nordsüdlicher Ausdehnung, mit großen Laubengängen
im Osten und Westen, im letzten Bauzustand mit einer Frontlänge von fast 60 m und 30 Räumen.
Nach Osten hin waren im Halbkreis die landwirtschaftlichen Gebäude vorgelagert, während der
Raum westlich des Herrenhauses von der Bebauung freigeblieben war: dort lag der Garten. Auf
dem ganzen Gelände des Gutshofes und auch im Herrenhaus wurden zahlreiche Siedelungsspuren
vorrömischer Zeit ermittelt; in den ersten Jahrzehnten nach Christi Geburt muß dort bereits ein
einfaches bäuerliches Gehöft gestanden haben. Durch Münzen, Keramik, Abfallstellen, Brand- und
Skelettgräber ließen sich die Zeit und die Dauer der folgenden Besiedelung genauer festlegen. Danach
ist die Gründung der ersten Anlage in Stein um die Mitte des 1. Jahrhunderts erfolgt. Der Besitzer
war wohl kein Römer, sondern ein Einheimischer. Im Beginn des 5. Jahrhunderts wurde die Anlage
verlassen, sicher veranlaßt durch die immer drohender werdende Germanengefahr.
Auf dem ganzen umfänglichen Gelände ist nicht ein einziger Scherben aus nachrömischer
Zeit gefunden worden, was um so auffälliger blieb, als fast unmittelbar neben dem nördlichen Teil
der Umfassungsmauer ein fränkisches Reihengräberfeld des 6./7. Jahrh. gefunden wurde, das in
den Jahren 1927—1929 mit seinen 149 Gräbern restlos erforscht wurde; die Ergebnisse dieser wich-
tigen Arbeit sollen in einem der folgenden Hefte dieser Schriftenreihe bekannt gegeben werden.
Da die Stelle dieses Friedhofes heute mitten im Gelände und jeweils etwa 1 km von den nächsten
heutigen Ortschaften entfernt liegt, besteht vielleicht noch die Möglichkeit, auch der zugehörigen
fränkischen Siedelung auf die Spur zu kommen. An Hand von mittelalterlichen Urkunden läßt
sich der Nachweis führen, daß die Gebäude des Gutshofes in der Landschaft langsam in sich zerfielen.
In diesem Zustand boten sie einen willkommenen Steinbruch. Schon die Franken des 6. Jahr-
hunderts haben sich hier Altmaterial zum Bau ihrer Plattengräber geholt.
Die Grabung hatte sich vor allem zwei Aufgaben gestellt: erstens die Gewinnung eines ganzen
Gutsbezirkes mit wirklich allen Anlagen und Einrichtungen und zweitens die Klärung der Bau-
1) Klinkenberg, Das römische Köln 297.
2) Klinkenberg a. a. O. 271.
3) Germania 13, 1929, 86 B 1.
4) Ebenda S. 52 ff.
 
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