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Anhang II. Die Tierreste,
Von Max Hilzheimer (Berlin).
Hierzu Tafel 58.
Bei der außerordentlich sorgfältigen Art der Aufsammlung aller Tierknochen schien es am
besten, das Material nach Fundplätzen geordnet anzuführen, und zwar zuerst die wilden Tiere und
dann die Haustiere. Am Schluß wird dann eine zusammenfassende Darstellung eine Übersicht
über die Ergebnisse bringen.
A. Wilde Tiere.
1. Dachs, a) Schädel (Oberschädel, unverletzt). Aus dem Gebäude X.
b) Hirnschädel und Unterkiefer. Aus Brunnen 4.
2. Feldspitzmaus (Crocidura leucodon. Herrn.).
Sieben Schädel, darunter zwei vollständige, von den anderen nur Gesichtsschädel mit
daranhängender Vorderhälfte der Schädelkapsel.
3. Feldmaus (Arvicola arvalis Pall.).
Zwei Gesichtsschädel und eine Unterkieferhälfte1).
4. Maulwurf. Zwei Oberarme und eine Scapula aus Brunnen 1. Ferner Skelettreste vom Maul-
wurf im Steinsarg A.
5. Hirsch. Geweihbruchstück, Rose mit Augensprosse östlich vom Herrenhaus; Hirschgeweih-
sprosse in Abort a.
6. Amsel. Schnabel und daranhängender Teil des Vorderschädels. Aus Brunnen 1.
7. Sieben Austernschalen, davon drei obere. Aus Brunnen 7.
8. Folgende Landschnecken:
a) aus dem Keller im Herrenhaus: eine erwachsene Helix pomatia im Foramen magnum
eines Pferdeschädels, ferner: zwei junge Helix pomatia, neun Helix (Cepaea) hortensis,
zwei Helix (Eulota) fruticum, eine Helix (Cepaea) nemoralis? zwölf Helix pomatia;
b) zwei Weinbergschnecken aus Bau X beim Freilegen;
c) drei Helix nemoralis aus einer Schuttstelle im Süden des Gutsbezirkes außerhalb der Um-
fassungsmauer.
9. Bruchstück einer großen Meeresschnecke, wohl Cypraea, beim Abdecken gefunden.
Über eventuelles Vorkommen des Ur (Bos primigenius) vgl. im Folgenden die Funde aus
dem Brunnen 5 und dem Keller im Herrenhaus, nordwestlich des Abortes 1 b.
D Anm. zu Nr. 2 und 3. Die Schädel bzw. Schädelteile der Feldspitzmäuse und der Feldmäuse lagen zusammen
in einer Glasflasche südlich von Steinsarg C. Dieser Fund ist sehr merkwürdig. Es ist nicht anzunehmen, daß die
Tiere zufällig in die Flasche gekommen sind, angelockt durch faulende Totenbeigaben, etwa wie das früher einmal
zur Erklärung eines Fundes von Käfern in einer Glasflasche in einem Grabe unter der Kirche St. Severin angenommen
wurde. (Briefliche Mitteilung von Dr. Fremersdorf vom 19. 5. 27; vgl. B. J. 131, 1926, 298; Wallraf-Richartz-Jahrb.
3/4, 1926/27, 17.) Bei diesen Käfern, die den Gattungen Aphodius und Philonthus angehört haben sollen, handelt
es sich um Aaskäfer, die wohl durch faulende Speisereste angelockt werden können. Spitzmäuse aber als Insekten-
fresser nehmen nur lebende Beute; außerdem müßten, wenn die ganzen Tiere in die Flasche geraten wären, auch
Knochen der übrigen Körperteile gefunden sein. Das ist mit Sicherheit nicht der Fall. Es bleibt nur übrig anzunehmen,
daß die Schädel mit voller Absicht in die Glasflasche gelegt worden sind. Mit diesem Funde ist der Schädel eines
Birkhahnes zu vergleichen, durch den ein bronzener Nagel hindurchgetrieben ist. Er stammt aus Commern in der Eifel
und wird im Prov.-Mus. Trier verwahrt. Siehe R.-G. Korr.-Bl. 7, 1914, 21 ff. (dort noch als Wiesel oder Maus gedeutet).
 
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