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abgerundet, das Ganze sehr sauber und sorgfältig erbaut und noch vorzüg-
lich erhalten, wie auch aus Tafel 18, 1—3 und Tafel 19, 1 hervorgeht. Der
Kanal war mit großen rechteckigen Schieferplattenx), die sauber zuge-
schnitten waren, zugedeckt und so großenteils bei der Aufdeckung noch
erhalten, wie aus den Abbildungen noch zu ersehen ist* 2). Er führt zu zwei
Räumen hin: mehr westlich zu Raum 3 (d. h. dem Heiß- und Schwitzbad),
mehr östlich zu 5 (dem Kaltbad), dem ein kleiner Raum 2 (Abort mit
Wasserspülung) vorgelagert war.
Die beiden oberen Endigungen des Kanals und somit die Anschlüsse
an die Räume waren nicht mehr erhalten, da in späterer Zeit beim Suchen
nach Steinmaterial die Mauern in dieser Gegend vollkommen ausgebrochen
worden waren, so daß nur die Fundamentgruben übrigblieben. Der öst-
liche Kanalarm hat, obwohl er kürzer ist als der westliche, etwa 20 cm
mehr Gefälle, das aber am Zusammenfluß beider Arme dadurch ausgeglichen
wird, daß dort der östliche Arm eine Treppe von 9 cm Höhe aufweist (Taf.
18, 2). Danach könnte man zunächst vermuten, es lägen hier zwei Bauperioden vor. Wie aber
die Beobachtungen bei Schnitt 155 und 191 sowie bei der völligen Beseitigung der Anlage er-
gaben, ist sie aus einem Guß entstanden.


Abb. 8. Querschnitt durch
den Abwasserkanal der
Badeanlagen. 1 :25.


Das Gesamtgefälle des Kanals beträgt fast 1 m. Die Abwässer verliefen sich nicht einfach,
sondern wurden in eine ovale Mulde von etwa 12,50 X 9,85 m Größe geleitet, die sich bis zu einer
Tiefe von 1,75 m hinab senkte (vgl. Textabb. 9). Am nördlichen Ende dieses Beckens wurde ein
viereckiger Brunnenschacht (Nr. 6) festgestellt, der demnach zurZeit der Erbauung der Badeanlage
und des Abwasserkanals aufgegeben ward. Daß die Mulde (Ab-)Wasser tatsächlich enthielt, war deutlich
nachzuweisen: einmal an dem Umfang, der sich ringsum gegen den gewachsenen Boden deutlich ab-
zeichnete, und vor allem an einem grünlich-gelben Niederschlag, der die Sohle fest wie eine Kruste
bedeckte und der dem Material glich, das wir in Abortanlagen beobachten konnten. In einem Be-
trieb mit Ackerbau und Viehzucht war ein solcher Teich damals wie heute notwendig, besonders
wenn auch Federvieh gezüchtet wurde, von dem ja zahlreiche Überreste gefunden wurden (vgl.

x) Einige davon wurden ins Museum übergeführt; die Maße betragen etwa 53 x 68 cm.
2) Ein Stück der Anlage — und zwar bei dem Knick — wurde entnommen und ins Museum gebracht.
 
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