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Mauer keinerlei Spuren mehr. Dieser Befund wird sich daraus erklären, daß das Gelände ursprünglich
etwas uneben war und so die Mauersohle an verschiedenen Stellen auch verschieden tief im Boden
lag; da jetzt bei Anlage der Wiese alles zu einer ebenen Fläche planiert wurde, war die Höhe der
modernen Abtragungen natürlich ganz verschieden groß. An den höher gelegenen Stellen des Ge-
ländes wird auch die Umfassungsmauer höher gelegen haben als das Planum der heutigen Wiese,
so daß von ihr nach erfolgter Planierung nichts mehr im Boden erhalten blieb. Das traf z. B., wie wir
damals noch beobachten konnten, für das kleine Mauerstück westlich von Bau VII zu, das sich sehr
scharf abhob, aber fast 1 m über der heutigen Wiesenoberfläche lag. Nun ist auf zwei Seiten — im
Westen und Süden der Wiese — gleich von vornherein gerade an den Stellen mit der Abtragung be-
gonnen worden, an denen die Mauerflucht zu vermuten war. So darf es weiter nicht wunder-
nehmen, wenn sie damals unseren noch nicht so geschärften Blicken entging und nicht als Mauer
erkannt wurde. Sie muß aber auch damals schon nur noch als schwach kenntliche Fundamentgrube
vorhanden gewesen sein; denn wir trugen jeden kleinen Mauerrest sofort planmäßig auf. Das
gilt z. B. auch von den kleinen Mauerstücken östlich Bau IV und östlich Bau VI, mit denen
wir zunächst nichts anzufangen wußten. Erst als im Nordwesten die Umfassungsmauer gefunden
war, ergab sich, daß diese Mauerteile mit zur Einfriedigung gehört haben. Verbindet man diese
Festpunkte miteinander, so ergibt sich ein etwas unregelmäßiges Rechteck, bei dem die Westflucht
159,50 m, die Südflucht 253,50 m, die Ostflucht 146,50 m und die Nordflucht 224,70 m lang ist
(vgl. Taf. 2). Keine von allen läuft genau parallel mit den Gebäudefronten, was bei den heuti-
gen Bauerngütern ebenso der Fall zu sein pflegt.
Die Mauer umfaßte den ganzen Gutsbezirk mitsamt den landwirtschaftlichen Gebäuden.
Auch die spätrömischen Sarkophage lagen innerhalb der Mauer, dagegen nicht das Brandgräber-
feld. Die Mauer zieht ziemlich nahe an den Gebäuden vorbei, nur im Westen ist ein großer Zwischen-
raum gelassen, dort wo der Garten des Herrenhauses anzunehmen ist, wo seine Hauptschauseite lag.
Über die Entstehungszeit der Einfriedigung ist schwerlich etwas zu sagen. Nur so viel scheint
sicher, daß sie zurZeit der ersten Bauperiode des Herrenhauses noch nicht vorhanden war; denn ihr
Material ist ein völlig anderes als das dort verwendete.
Auffallend ist der rechteckige Vorbau der Mauer im Norden. Dort zweigt 43,25 m von der
Nordwestecke aus gemessen im rechten Winkel eine Mauerflucht nach Norden hin ab; nach 26,50 m
knickt diese wieder rechtwinklig um. Sie war noch auf 17,30 m nach Osten hin zu verfolgen, darüber
hinaus verloren sich die Spuren völlig. Ein Blick auf Gesamtübersicht Tafel 3 lehrt, daß dieser
Vorsprung gerade an der Stelle lag, wo südlich der inneren Mauer die Sarkophage standen. Welchen
Zweck er hatte, ist umso weniger zu sagen, als sein Abschluß im Osten nicht ermittelt werden konnte.

B. Wege.
Wie schon in Kapitel I ausgeführt, lag unser Gutshof zwischen zwei Fernstraßen an einer
Straße zweiten Ranges. Man sollte annehmen, daß zumindest von einer dieser Straßen zu dem
Herrenhause ein brauchbarer Weg hingeführt habe, der bei schlechtem Wetter das Fahren mit
einem Wagen erleichtert hätte. Indessen haben wir keinerlei Spuren eines solchen Weges auffinden
können. Dabei ist allerdings zweierlei zu berücksichtigen. Einmal wissen wir, daß sogar die großen
Fernstraßen — wie wiederholte Beobachtungen der letzten Jahre ergeben haben — z. T. nur bekiest
waren; für einfache Verbindungswege ist dies deshalb umsomehr anzunehmen. Und dann darf
nicht vergessen werden, daß im vorliegenden Falle die Verhältnisse insofern ungünstig lagen, als die
Kulturreste kaum 20—30 cm unter der Ackerkrume zum Vorschein kamen; der Pflug konnte so im
Laufe der Zeit sicherlich vieles zerstören. Einfache Kiesstellen konnte er aber noch viel leichter
nach und nach völlig unkenntlich machen.
Wir haben von vornherein sorgfältig darauf geachtet, ob wir auch Verbindungswege zwischen
den einzelnen Gebäuden würden ermitteln könnten; aber auch das traf nur einmal zu. Was wir von
Kiesschüttungen beobachten konnten, ist im Übersichtsplan Tafel 3 vermerkt. Es sind einmal
 
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