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Die Funde sind der Beachtung deswegen wert, weil bei dem
Straßenknotenpunkt von Oberdorf längst ein Kastell vermutet wurde,
von dem man bisher annahm, es sei durch das heutige Oberdorf über-
baut. Mir scheint jedoch der einzig richtige und mögliche Punkt für
ein Kastell das gegen Norden leicht ansteigende, über dem Dorf ge-
legene Ackerfeld nördlich von den beiden Friedhöfen, in dem recht-
winkligen bis stumpfen Winkel drin, den hier die von Heidenheim über
Aufhausen und die Steinmühle kommende Römerstraße mit der nach
Norden der Sechta parallel führenden Straße gemacht haben muß.
Es sind von der Stelle aus diese beiden Straßen und die von Faimingen
herkommende auf einige Entfernung zu übersehen. Beim Bau des
oben genannten Kellers sollen vor Jahrzehnten behauene platten-
artige Steine gefunden worden sein, die in fortlaufender Reihe lagen;
doch handelt es sich um eine unsichere Jugenderinnerung. Immerhin
sind die vereinzelten Scherbenfunde an dieser Stelle zu beachten; wenn
das Gräberfeld sich bis hierher erstreckt hätte, so müßte sich das an
dem Steinbruch beim Keller noch feststellen lassen. Ob jedoch die
Spur eines Erdkastells in diesem Ackerboden noch sich finden läßt,
ist mir zweifelhaft. Die Scherben befinden sich im Besitz der Herren
Heimann und Schwarz in Oberdorf.
HERTLEiN-Heidenheim
(mit Mitteilung der Herren Schwarz und HEIMANN-Oberdorf).
Römische Villa Obereßlingen.
Von Alwin Peter, Eßlingen.
Mit i Tafel (T. VII) und 6 Textbildern (Abb. n—16).
Im Spätjahr 1909 wurden auf Flur „Schulgärten“ durch Herrn
Gärtnereibesitzer K. SpiETH bei der Anlage eines Gewächshauses
römische Baureste aufgefunden. Die von demselben gemachten Funde
an Gefäßscherben etc. wurden von diesem teilweise Herrn Schullehrer
Borst übergeben. Leider unterblieb zunächst eine Anzeige des ge-
machten Fundes; erst nachdem die Gewächshausanlagen fertiggestellt
waren, wurde Herr Schultheiß Deuschle im Januar 1910 gelegentlich
auf die Funde aufmerksam gemacht'; dieser benachrichtigte umgehend
Herrn Dr. Mangold, Vorsitzender des Eßlinger Altertumsvereins,
der zunächst einen Versuchsgraben ziehen ließ. In einer Tiefe von
ungefähr 0,50 m stieß man bereits auf einen Estrich, sowie auf einen
Hypokaustenpfeiler. Herr Dr. Mangold setzte nun den Landes-
konservator Prof. Dr. GoesslER hievon in Kenntnis, welcher alsbald
eintraf und sich dahin aussprach, daß man hier offenbar auf eine Villa
rustica gestoßen sei, welche wohl dem zweiten bis dritten Jahrhundert
angehöre. Der Eßlinger Altertumsverein nahm nun die vom Verfasser
örtlich geleiteten Ausgrabungen auf Gemeindeeigentum (Wiese) in die
Hand, welche durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn
Schultheiß und der ganzen Gemeinde aufs beste gefördert wurden;
sie dauerten mit Unterbrechung vom 23. Januar bis 5. März 1910 1.
1 Bei der Abfassung des Berichts unterstützte mich Prof. Goessler.
Die Funde sind der Beachtung deswegen wert, weil bei dem
Straßenknotenpunkt von Oberdorf längst ein Kastell vermutet wurde,
von dem man bisher annahm, es sei durch das heutige Oberdorf über-
baut. Mir scheint jedoch der einzig richtige und mögliche Punkt für
ein Kastell das gegen Norden leicht ansteigende, über dem Dorf ge-
legene Ackerfeld nördlich von den beiden Friedhöfen, in dem recht-
winkligen bis stumpfen Winkel drin, den hier die von Heidenheim über
Aufhausen und die Steinmühle kommende Römerstraße mit der nach
Norden der Sechta parallel führenden Straße gemacht haben muß.
Es sind von der Stelle aus diese beiden Straßen und die von Faimingen
herkommende auf einige Entfernung zu übersehen. Beim Bau des
oben genannten Kellers sollen vor Jahrzehnten behauene platten-
artige Steine gefunden worden sein, die in fortlaufender Reihe lagen;
doch handelt es sich um eine unsichere Jugenderinnerung. Immerhin
sind die vereinzelten Scherbenfunde an dieser Stelle zu beachten; wenn
das Gräberfeld sich bis hierher erstreckt hätte, so müßte sich das an
dem Steinbruch beim Keller noch feststellen lassen. Ob jedoch die
Spur eines Erdkastells in diesem Ackerboden noch sich finden läßt,
ist mir zweifelhaft. Die Scherben befinden sich im Besitz der Herren
Heimann und Schwarz in Oberdorf.
HERTLEiN-Heidenheim
(mit Mitteilung der Herren Schwarz und HEIMANN-Oberdorf).
Römische Villa Obereßlingen.
Von Alwin Peter, Eßlingen.
Mit i Tafel (T. VII) und 6 Textbildern (Abb. n—16).
Im Spätjahr 1909 wurden auf Flur „Schulgärten“ durch Herrn
Gärtnereibesitzer K. SpiETH bei der Anlage eines Gewächshauses
römische Baureste aufgefunden. Die von demselben gemachten Funde
an Gefäßscherben etc. wurden von diesem teilweise Herrn Schullehrer
Borst übergeben. Leider unterblieb zunächst eine Anzeige des ge-
machten Fundes; erst nachdem die Gewächshausanlagen fertiggestellt
waren, wurde Herr Schultheiß Deuschle im Januar 1910 gelegentlich
auf die Funde aufmerksam gemacht'; dieser benachrichtigte umgehend
Herrn Dr. Mangold, Vorsitzender des Eßlinger Altertumsvereins,
der zunächst einen Versuchsgraben ziehen ließ. In einer Tiefe von
ungefähr 0,50 m stieß man bereits auf einen Estrich, sowie auf einen
Hypokaustenpfeiler. Herr Dr. Mangold setzte nun den Landes-
konservator Prof. Dr. GoesslER hievon in Kenntnis, welcher alsbald
eintraf und sich dahin aussprach, daß man hier offenbar auf eine Villa
rustica gestoßen sei, welche wohl dem zweiten bis dritten Jahrhundert
angehöre. Der Eßlinger Altertumsverein nahm nun die vom Verfasser
örtlich geleiteten Ausgrabungen auf Gemeindeeigentum (Wiese) in die
Hand, welche durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn
Schultheiß und der ganzen Gemeinde aufs beste gefördert wurden;
sie dauerten mit Unterbrechung vom 23. Januar bis 5. März 1910 1.
1 Bei der Abfassung des Berichts unterstützte mich Prof. Goessler.