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Die Gartenkunst — 29.1916

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Warnatsch, Max: Der Holzanstrich
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https://doi.org/10.11588/diglit.20814#0014

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Aus dem Garten des Schlosses Flawinne in Belgien*). Aufbau der drei Gartenterrassen.

Aufnahme von J. Berthold, Gartendirektor, Wiesbaden, zurzeit im Felde.

werden alle schadhaften Stellen, Risse, Fugen und
Löcher mit Kitt ohne Farbzusatz sauber gedichtet
und nach dem Trocknen mit feinem Sandpapier
glatt geschliffen. Dann erfolgt der ein- oder zwei-
malige deckende halbfette Ölfarbenanstrich und
darauf der Anstrich mitmatter Öl- oder Lackfarbe.
Ein sauberer Lacküberzug beschließt diese Arbeit.
Vor j edem Anstrich ist eine Trockenzeit von minde-
stens 24 Stunden erforderlich. Alle Unreinlich-
keiten, Tropfen und Blasen sind vorher abzu-
schleifen. Zur besseren Erhärtung der Farben ist
ein ein Zusatz von Sikkativ notwendig.

Abgesetzte Teile, Linien und einfache Ver-
zierungen werden mit Lackfarbe aufgetragen.
Reichere Ausschmückungen malt man auf den
matten Anstrich und überzieht das Ganze mit
Kristallack. Auf den matten Anstrich kann auch
mit Wasser- oder Ölfarben lasiert werden. Hier-

•) Schloß Flawinne in Belgien liegt etwa 5 km
westlich van Namur. Die Ansichten aus dem dortigen
Schloßgarten sind von Gartendirektor Berthold auf-
genommen, der zu den Bildern folgende kurze Mit-
teilungen gemacht hat: Über die Entstehung des
Gartens konnte ich nicht viel erfahren, da der Be-
sitzer verschwunden ist und die Dienerschaft keiner-
lei Auskunft zu geben vermochte. Der Park ist an-
scheinend ungefähr 200 Jahre alt, die Terrassen-
anlagen sind schön und malerisch. Die obere Terrasse,
auf der das Gartenhäuschen steht (Bild S. 7 oben), ist
ein etwa 200 m langer und 40 m breiter Schattenhain,

durch können sehr gute farbige Wirkungen ent-
stehen. Ein guter Ölfarbenanstrich ist für alle
den Witterungseinflüssen ausgesetzten Holz-
gegenstände der beste Schutz und läßt sich leicht
nach seiner Abnützung erneuern. Jeder zeitge-
mäßen Geschmacksrichtung kann später immer
wieder durch Farbe oder Verzierung Rechnung
getragen werden.

Zur Erzielung eines besonders sauberen An-
striches wird schließlich noch das etwas kost-
spielige Spachtelverfahren angewandt. Es ist dies
ein fortgesetztes Glätten und Schleifen der Flächen
unter Zuhilfenahme der verschiedensten Mittel.
Nach Fertigstellung des Spachtelgrundes erfolgt
ein halbfetter Ölfarbenanstrich und zuletzt der
zweimalige Lacküberzug, wovon der erste mit
Filz und Bimsteinpulver geschliffen wird.

Bei Einrammung der senkrechten Stützen,

aus alten Kastanien bestehend. Von hier gelangt man
hinab auf eine kleinere etwa 12 m breite Terrasse
mit Blumenanlagen und von dort in das Hauptparterre.
Von hier aus hat man einen schönen Blick in das Tal
der Sambre. Weiter unterhalb liegen die Gemüse-
gärten. Die Unterhaltung läßt jetzt viel zu wünschen
übrig. Eigentümlich ist die Stellung des Schlosses,
eines wenig hervorragenden Gebäudes, das auf Bild
Seite 7 unten am Rande links sichtbar wird. Viel-
leicht hat früher ein anderes Gebäude senkrecht zur
Hauptachse des Gartens hier gestanden, möglich ist
auch, daß der Garten erst später entstanden ist.

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